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Prostata-Krebs: MRT-Steuerung bei Gewebeproben schont Patienten

Neue Studie aus dem Grönemeyer-Institut zeigt Vorteile der Biopsie unter MRT-Steuerung gegenüber Ultraschall-Steuerung

Universität Witten/Herdecke am 8. März 2016

garmermariettaGewebeproben, die aus der Prostata bei Krebsverdacht entnommen werden, ermöglichen geringfügig bessere Vorhersagen, wenn man die Entnahme statt mit Ultraschall mit dem Magnet-Resonanz-Tomografen (MRT) steuert. Außerdem schont das Verfahren den Patienten deutlich. Das zeigt eine Studie aus dem Grönemeyer Institut, die von Dr. Marietta Garmer, Dr. Martin Busch, Dipl.-Ing. Serban Mateiescu, Dr. David E. Fahlbusch, Birgit Wagener und Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer jetzt in der Fachzeitschrift Academic Radiology veröffentlicht wurde. http://dx.doi.org/10.1016/j.acra.2015.06.020

Wenn der Verdacht auf Prostata-Krebs besteht, weil der Tastbefund und der steigende PSA-Wert das nahe legen, dann soll  eine Gewebeprobe Klärung bringen. Dabei wird mit einer feinen Nadel an mehreren Stellen Gewebe aus der Vorsteherdrüse entnommen. Bisher wurde diese Entnahme mit dem Ultraschallgerät gesteuert. Die Forscher um Prof. Grönemeyer erzielten aber genauere Vorhersagen, wenn die Proben mit der Steuerung des Kernspin-Tomografen gewonnen  werden. Die Befunde von 50 Patienten mit einem diagnostizierten Prostatakarzinom bildeten die Grundlagen der Studie.

„Wir haben bei diesen Patienten vor dem Eingriff Gewebe unter MRT-Beobachtung entnommen und mit den Ergebnissen der Untersuchungen nach der Operation am entnommenen Organ verglichen“, beschreibt Prof. Grönemeyer, apl-Professor für Radiologie an der Universität Witten/Herdecke, das Verfahren. Verglichen wurden die Werte des sogenannten Gleason Score, die zur feingeweblichen Beurteilung der Aggressivität des Prostatakrebses herangezogen werden. „Wenn die Proben unter MRT-Steuerung entnommen werden, ergab sich bei rund zwei Drittel (66 Prozent) der Patienten der gleiche Wert wie nach der OP am betroffenen Organ. Diese Vorhersage zeigt eine etwas höhere Treffsicherheit als in den meisten Ultraschallstudien, in denen die Genauigkeit mit 63 Prozent angegeben wird. Aber bei der Ultraschallbiopsie sind acht und mehr Stanzproben notwendig. Dagegen konnte dieses Ergebnis unserer Studie mit nur vier Stanzproben erreicht werden, damit bleibt auch die Belastung für den Patienten deutlich geringer“, stellt Dr. Garmer das zentrale Ergebnis dar. Bei einem knappen Drittel (30 Prozent) der Patienten machte der Befund vor der Operation mehr Hoffnung, als sich nachher bewahrheitete: „Wir wissen aus Ultraschallstudien, dass diese Abweichung dort bei bis zu 60 Prozent der Patienten beschrieben wird. Zusätzlich konnten wir sehen, dass bei unseren Patienten die MRT-Vorhersage maximal eine Stufe unter dem später tatsächlich festgestellten Wert lag, die Abweichung blieb damit gering“, führt Prof. Grönemeyer die weiteren Ergebnisse aus.

Nach der chirurgischen Entfernung der Prostata (Prostatektomie) wurde ein Gleason Score von sechs (das entspricht einem klinisch nicht signifikanten Tumor) bei nur 20 Prozent der Patienten gefunden – dies ist deutlich niedriger als in den meisten Ultraschallstudien. „Es ist wichtig, in der Diagnostik den Anteil der nicht signifikanten Tumoren gering zu halten, da diese mutmaßlich Tumoren sind, an denen die Patienten nicht erkranken. Wir wollen mit der verbesserten Treffsicherheit unserer Methode Überdiagnostik und Übertherapie vermeiden“, erklärt Dr. Garmer die Bedeutung für den Patienten.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Genauigkeit der MRT-geführten Biopsie besser und patientenschonender ist als die mit dem herkömmlichen Ultraschall. Zufallsbefunde von klinisch nicht signifikanten Tumoren können reduziert werden. Den höheren Kosten stehen möglicherweise eine Vermeidung unnötiger Stanzbiopsien sowie eine Vermeidung von Übertherapie und Überdiagnostik gegenüber.

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