Wir können Gesundheit

Flüchtlingen eine Perspektive bieten

Durch Qualifizierung und Beschäftigung im Gesundheitswesen

Universitätsmedizin Essen am 29. November 2016

Flüchtlingen eine Perspektive bieten – durch Qualifizierung und Beschäftigung im Gesundheitswesen Universitätsmedizin Essen, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, JobCenter Essen, Neue Arbeit der Diakonie Essen und der DRK-Schwesternschaft Essen e. V. starten neuartiges Projekt zur Integration von Flüchtlingen in das Gesundheitswesen

Rund 900.000 Menschen suchten alleine im Jahr 2015 Schutz und eine neue Heimat in Deutschland. Bis September 2016 kamen noch einmal etwa 210.000 Menschen hinzu. In Essen wurden 2015 rund 4.600 Menschen aufgenommen, 2016 dann weitere 3.650 Personen. Viele von ihnen kommen mit der Hoffnung auf Sicherheit, ein besseres Leben und eine Arbeit, die sie erfüllt. Für 25 Flüchtlinge wird dieser Wunsch nun wahr – in einem neuen Projekt der Universitätsmedizin Essen, des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, des JobCenters Essen, Neue Arbeit der Diakonie Essen und des DRK-Schwesternschaft Essen e. V., das heute offiziell vorgestellt wurde. Hierbei durchlaufen die Interessenten über eine Dauer von 18 Monaten eine berufsbezogene sprachliche Schulung und sollen begleitende Praxiserfahrungen im Krankenhausalltag zur beruflichen Orientierung sammeln – zum Beispiel durch einen Pflegehelferkurs. Ziel ist es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine Ausbildung und damit den Arbeitsmarkt im Gesundheitswesen zu qualifizieren.

„Als einer der größten Arbeitgeber der Stadt Essen möchten wir einen Beitrag zum Gelingen der gesellschaftlichen Integration von Menschen mit Bleiberecht leisten. Dazu sind sowohl der Spracherwerb als auch eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt wichtige Grundlagen“, so Thorsten Kaatze, Kaufmännischer Direktor und einer von drei Flüchtlingsbeauftragten des Universitätsklinikums Essen (UK Essen). „An der Universitätsmedizin Essen haben wir neben Tätigkeiten in pflegenahen Berufen eine Vielzahl weiterer Aufgabenfelder, in denen sich die Möglichkeit zur Beschäftigung von Flüchtlingen anbietet. Daher freue ich mich, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern nun ein neuartiges und attraktives Projekt zur Ausbildung und Beschäftigung im Klinikumfeld starten können“, ergänzte Irene Maier, Pflegedirektorin und Vorstandsmitglied des UK Essen anlässlich der Projektvorstellung am heutigen Dienstag.

Gemeinsam mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), dem JobCenter Essen, Neue Arbeit der Diakonie Essen und der DRK-Schwesternschaft Essen e. V. hat ein Team des UK Essen ein Konzept ausgearbeitet, das sich aus vier Stufen zusammensetzt: Erwerb der deutschen Sprache, interkulturelles und soziales Lernen, praktisches Lernen und Stärkung der psychischen Stabilität. Die 25 Flüchtlinge, die sich bereits bei einem „Schnuppertag“ am 18. Oktober einen ersten Eindruck von der Universitätsmedizin Essen verschaffen konnten, beginnen zunächst mit einem sechsmonatigen Kurs zum Erwerb der deutschen Sprache, der mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert wird. Erreicht werden soll das B2-Sprachniveau nach Europäischem Referenzrahmen („Selbstständige Sprachanwendung“). Für den praxisbezogenen Spracherwerb und zur ersten Berufserkundung hospitieren die Teilnehmer halbtägig im Pflegedienst des UK Essen. Durch Mitarbeit auf den Stationen soll eine erste Orientierung zum Berufsbild Pflege vermittelt werden. Zur Zwischenqualifikation der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfolgt im Anschluss ein zweimonatiger Pflegehelferkurs. Abgerundet wird das Projekt durch einen abschließenden Kurs über einen Zeitraum von neun Monaten: In diesem sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das C1-Sprachniveau erreichen und gleichzeitig mit Hilfe von Vollzeitpraktika auf den Stationen und anderen Arbeitsfeldern im UK Essen und deren Tochterunternehmen eine berufliche Orientierung erhalten. Ziel ist es, eine aktive Unterstützung zur Integration von Flüchtlingen zu geben, wie Ingo Neupert, Projektleiter und stellvertretender Leiter des Sozialdienstes am UK Essen, betonte: „Mit Hilfe dieses ganzheitlichen Integrationskonzeptes wollen wir möglichst viele Teilnehmer für eine Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt qualifizieren. Denn Arbeit ist eine Grundvoraussetzung für gelungene Integration.“

JobCenter Essen und die Servicestelle Kausa sprachen im Vorfeld gezielt solche Flüchtlinge für das Projekt an, die die notwendigen Kompetenzen und eine Neigung für Pflegeberufe zeigten. „Unsere Aufgabe ist es, mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine zukunftsfähige berufliche Perspektive zu entwickeln“, erläutert Thomas Mikoteit, operativer Abteilungsleiter im Jobcenter Essen, „und die Berufsaussichten in diesem Arbeitsfeld sind sehr gut.“ Neue Arbeit der Diakonie Essen kümmert sich im Auftrag des BAMF um die Durchführung der grundlegenden Sprachkurse sowie die Qualifizierung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die DRK-Schwesternschaft übernimmt, gemeinsam mit dem Kreisverband Essen, die Durchführung des Pflegehelferkurses. Und die Essener Universitätsmedizin stellt die Praktikumsplätze sowie die Begleitung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Praxisteile bereit.

In Deutschland existieren bisher nur wenige Ansätze zur Integration von Flüchtlingen in das Berufsfeld Gesundheitswesen. Mit der Umsetzung des nun gestarteten Projektes wollen die Projektpartner gemeinsam neue Wege bei der Integration von Flüchtlingen gehen. „Das Gesundheitswesen ist mit einem hohen Anteil von Beschäftigten eine der Leitbranchen in der Stadt. Dieses Projekt passt ausgezeichnet zum Gesundheitsstandort Essen“, erklärt Thomas Mikoteit vom Jobcenter Essen. Um den Erfolg des Projekts nachzuvollziehen und das Konzept bei Bedarf auf andere Standorte übertragen zu können, übernimmt das Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) am UK Essen die Evaluation und wissenschaftliche Begleitung des Projektes. „Wir wollen erfassen, welche Ausgangslage, Ziele und Erwartungen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben, und in welchem Umfang diese auch erreicht werden können. Damit liefern wir die Basis, um weitere Projekte wie dieses im Gesundheitswesen starten zu können“, so Dr. Claudia Pieper, Leiterin der Arbeitsgruppe Prävention und Gesundheitsförderung am IMIBE. Eine Zwischenbilanz soll Mitte kommenden Jahres vorgestellt werden.

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