Wir können Gesundheit

Branchendialog in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft ausbauen

Voraussetzung für Fachkräftesicherung und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit

Westfälische Hochschule am 20. Juni 2017

In das Thema Fachkräftesicherung in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft kommt Bewegung. Die Koalitionsparteien der CDU/FDP-geführten Landesregierung in Nordrhein-Westfalen setzen in ihrem Koalitionsvertrag auf Strukturveränderungen, die zu mehr Qualität und Effizienz, zu kooperativen Strukturen in der medizinischen Versorgung und zu guten Arbeitsbedingungen für das Personal führen sollen. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles kündigt den Ausbau eines „vertiefenden Branchendialogs“ an, der insbesondere für die Pflege in der Altenhilfe zu besseren Löhnen und zu besseren Arbeitsbedingungen führen soll.

Damit stärkt die Politik Parteien übergreifend solche Ansätze, die nicht allein auf die Aufwertung einzelner Berufsgruppen zielen, sondern zu integrierten Strukturen der Interessensorganisation, Kommunikation und Verhandlung für wichtige arbeitspolitische Themen der Pflege beitragen. Sozialpartnerschaft – auch und gerade weil diese von Interessengegensätzen zwischen den Sozialparteien geprägt ist – ist ein vielversprechender Ansatz für die Zukunft der Arbeit im wachstums- und beschäftigungsstarken Gesundheits- und Sozialwesen.

Michaela Evans, Leiterin des Forschungsschwerpunkts „Arbeit und Wandel“ am Institut Arbeit und Technik (IAT/Westfälische Hochschule) sieht in dieser Entwicklung eine Chance für Beschäftigte und für Arbeit- und Dienstgeber. Es gehe um die Entwicklung gesellschaftlich notwendiger Dienstleistungen in Deutschland: „Wir beobachten derzeit, wie neue, trägerübergreifende Kommunikations- und Verhandlungsstrukturen auf betrieblicher und überbetrieblicher Ebene entstehen, zum Beispiel in Baden-Württemberg, Bayern oder auch in Bremen.“ Evans hat in ihren aktuellen Forschungsarbeiten zudem festgestellt, dass Branchendialoge ‚vor Ort‘ großes Potential haben, um konkrete Verbesserungen im Zusammenspiel der Beteiligten vor allem bei der Fachkräftesicherung und Arbeitsgestaltung auf den Weg zu bringen. „Das zeigt sich u.a. in Niedersachsen und Hessen. Vor Ort wächst die Einsicht, dass es einen fachlichen Austausch und die gemeinsame Suche nach zukunftsfähigen Lösungen braucht. Für die Akteure ist es wichtig, dass endlich auch bei der ‚großen‘ Gesundheits- und Arbeitspolitik das Interesse an ‚Konfliktpartnerschaft‘ steigt.“

Prof. Dr. Josef Hilbert, geschäftsführender Direktor des IAT, umreißt den großen Bogen: „Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit braucht Wissen, Konsens, Umsetzungsmacht. Was anderes als die gestaltungsorientierte Zusammenarbeit der organisierten Sozialparteien kann das garantieren?“ Im Laufe der letzten Jahrzehnte konnten Branchen wie die Metallindustrie oder die Bauwirtschaft enorm von Sozialpartnerschaft profitieren. „Jetzt endlich drängt Politik auch die Sozial- und Gesundheitswirtschaft, diesen Erfolgskurs einzuschlagen.“ Zwei zentrale Baustellen für mehr Austausch und Zusammenarbeit seien die Berufsbildung und die Nutzung der digitalen Techniken.

Das IAT erforscht Strukturen, Entwicklungstrends, Gestaltungsprobleme und Gestaltungsmöglichkeiten der Sozialpartnerschaft in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Diese Erkenntnisse werden in den Dialog mit Akteuren aus Wirtschaft, Politik, Gewerkschaften und Berufsverbänden eingespeist.

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