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Maß-Kniegelenk teilweise besser als Standardprothese

Erste Studie in Deutschland

Klinikum Dortmund gGmbH am 13. Juni 2017

Prof. Lüring
Prof. Lüring

Ist das maßgeschneiderte Kniegelenk aus dem 3-D-Drucker wirklich besser als eine etablierte Prothese „von der Stange“? Der Hype der letzten Jahre in den Medien rund um das so genannte „individuelle Knie“ legt diese Vermutung nahe. Jetzt haben Mediziner in Deutschland erstmals im Rahmen einer Studie den Vergleich angestellt: Die Orthopäden des Klinikums Dortmund untersuchten hierzu 155 Patienten, die in den Jahren 2013 und 2014 ein künstliches Kniegelenk erhalten haben. Das Ergebnis der Studie überraschte Prof. Dr. Christian Lüring, Direktor der Orthopädie im Klinikum Dortmund, und wird anlässlich der Jahrestagung der „Norddeutschen Orthopädie- und Unfallchirurgen-Vereinigung“ (22. bis 24. Juni 2017) offiziell vorgestellt.

„Um es vorweg zu sagen: Allzu große Unterschiede konnten wir nicht feststellen“, so Prof. Lüring. „Immerhin ist die Knieprothese aus dem 3-D-Drucker in vielen Punkten gleichwertig, in einigen wenigen der Standardprothese sogar etwas überlegen.“ So hatten die Patienten mit einem maßgefertigten Knie in der Studie im Rahmen eines Fragebogens angegeben, etwas weitere Spaziergänge und mehr Treppenstufen ohne größere Beeinträchtigung absolvieren zu können. Auch griffen die Teilnehmer mit individueller Knieprothese seltener zu einer Gehhilfe als es die Teilnehmer der Vergleichsgruppe mit Standardprothese taten.

Unterschied kann auch nur psychologisch wirken

„Beide Gruppen waren jedoch nahezu gleich in der Fähigkeit, das Knie beugen oder strecken zu können, weshalb wir uns den leichten Unterschied bei den alltäglichen Beinbelastungen der Patienten nicht richtig erklären können“, sagt der Experte. Er vermutet, dass der Unterschied auch nur auf psychologischer Ebene wirken könnte. „Wer weiß, dass er ein hochmodernes und extra für ihn angefertigtes Kniegelenk eingesetzt bekommen hat, fühlt sich vielleicht eher mobiler und fitter“, so Prof. Lüring.

„Wir forschen auf jeden Fall weiter“

Auch könne der marginale Unterschied daran liegen, dass das Durchschnittsalter der Gruppe mit 3-D-Knie bei 65 Jahren lag, während die Vergleichsgruppe im Schnitt 70 Jahre alt war. „Ich denke, als nächstes sollte im Rahmen einer weiteren Studie eine Gang-Analyse erfolgen. So können wir objektiv messen, ob das individuell angefertigte Knie dem Patienten besser bei seinem Bewegungsablauf hilft“, sagt Lüring. „Wir forschen auf jeden Fall weiter. Uns ist es wichtig, nicht einfach nur eine neue Methode zu propagieren, sondern solide Daten zu sammeln und unseren Patienten die bestmögliche Therapie anbieten zu können.“

Studienteilnehmer mussten Fragen zum Wohlbefinden beantworten

Für die Studie hatten die Dortmunder Orthopäden 228 Patienten angeschrieben, die in den Jahren 2013 und 2014 eine Knieprothese erhalten hatten. 155 sagten ihre Teilnahme an der Studie zu – 61 davon mit einer Standard-Prothese, 94 mit einem individuell für sie gefertigten Gelenk. Die Studienteilnehmer hatten in Scores Fragen zum Wohlbefinden mit der Prothese beantworten müssen. Außerdem wurden sie eingehend hinsichtlich der Funktion des Gelenks untersucht.

Gesundheitsforschung Knochen & Gelenke

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