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Wie Schlaganfallpatienten zu Hause mit ihrem betroffenen Arm trainieren können

Universität Witten/Herdecke am 21. März 2016

barzel_anne_5461Eine Forschergruppe um Dr. Anne Barzel hat das Therapiekonzept Constraint-induced movement therapy (CIMT), auch „Taub’sches Training“ oder Forced-use Therapy genannt, weiter entwickelt, um dieses auch Schlaganfallpatienten in der ambulanten Therapie anbieten zu können. CIMT unterstützt die Patienten dabei, den häufig nach einem Schlaganfall anzutreffenden Nichtgebrauch des betroffenen Armes zu überwinden. Ein vergleichbares Therapiekonzept fehlte bisher in der ambulanten Versorgung. Das hat die Forschergruppe um Dr. Anne Barzel geändert. Anne Barzel ist Alumna der UW/H und seit 2007 am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf tätig. Seit 2015 arbeitet sie am Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der UWH als stellvertretende Institutsleitung.

Bei „home CIMT“ legen speziell geschulte Ergo- oder Physiotherapeuten vor Beginn der Therapie zusammen mit den Patienten alltagsrelevante Ziele fest: Zum Beispiel Essen mit Messer und Gabel, aus einer Tasse mit einer Hand am Henkel fassend trinken, usw. Sie begleiten das häusliche Übungsprogramm in wöchentlich durchgeführten Hausbesuchen und überprüfen gemeinsam mit den Patienten, ob die Ziele erreicht wurden. Das eigentliche Training absolvieren die Patientinnen und Patienten in ihrem häuslichen Umfeld zusammen mit einem sogenannten nicht-professionellen Übungsbegleiter z.B. Angehörigen täglich zwei Stunden an insgesamt 20 Tagen. Während des täglichen Trainings und zusätzlich vier bis sechs Stunden täglich tragen die Patienten am gesunden Arm einen Spezialhandschuh, der dessen Gebrauchsfähigkeit einschränkt. Das führt dazu, dass die Patienten den durch den Schlaganfall betroffenen Arm stärker im Alltag einsetzen und mit dem gesunden Arm nur unterstützen können. Die Therapie ist geeignet für Schlaganfallpatienten, deren gelähmter Arm zumindest teilweise wieder funktionsfähig ist, und bei denen der Schlaganfall mindestens 6 Monate zurückliegt. Die Entwicklung des Therapiekonzepts home CIMT wurde u.a. von der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe gefördert.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat im Förderschwerpunkt zur Versorgungsnahen Forschung „Chronische Krankheiten und Patientenorientierung“ die Studie zur Überprüfung des Konzepts in der ambulanten Versorgung gefördert. Dabei untersuchte die von Dr. Anne Barzel geleitete Forschergruppe in Physio- und Ergotherapiepraxen, ob home CIMT bei Schlaganfallpatienten den Gebrauch des betroffenen Armes bei Alltagsaktivitäten besser fördert als übliche Therapie. Alle Patienten erhielten über vier Wochen eine wirksame Therapie, entweder home CIMT oder übliche Physio- oder Ergotherapie. Die Studie zeigte eine Verbesserung des Armeinsatzes in beiden Therapiegruppen. Jedoch beurteilten Patienten der home CIMT-Gruppe den Armgebrauch im Alltag signifikant besser als Patienten der Kontrollgruppe. Die Hauptergebnisse der Studie wurden im Lancet Neurology veröffentlicht: Barzel A, Ketels G, Stark A, Tetzlaff B, Daubmann A, Wegscheider K, van den Bussche H, Scherer M. Home-based constraint-induced movement therapy for patients with upper limb dysfunction after stroke (HOMECIMT): a cluster-randomised, controlled trial. Lancet Neurol. 2015; 14: 863-902. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26231624

Die Arbeit der von Dr. med. Anne Barzel geleiteten multiprofessionellen Forschergruppe wurde Anfang März vom Deutschen Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) mit dem David-Sackett-Preis 2016 ausgezeichnet. Der David-Sackett-Preis wird für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Evidenzbasierten Medizin und Gesundheitsversorgung (EbM, EbHC) in Forschung, Lehre oder bei der Verbreitung der Anliegen der EbM vergeben und ist mit 2.000 € dotiert.

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