Interdisziplinäre Innovationskraft aus dem Ruhrgebiet
In Zeiten des demografischen Wandels und des drohenden Fachkräftemangels im Gesundheitswesen sind innovative Lösungen erforderlich. Aus diesem Anlass kamen namhafte Vertreter der bundesweiten Gesundheitsbranche, wie Franz Müntefering oder Birgit Fischer, zum 1. Bochumer Branchentreff Gesundheit zusammen, um über interdisziplinäre Perspektiven zum Thema „Telemedizin – Netzversorgung und Versorgungsnetze“ zu diskutieren.
Mit dem Ziel, interdisziplinäre Perspektiven für moderne Versorgungsstrukturen zu schärfen, hat der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten (IFK) in Zusammenarbeit mit der Agentur GesundheitsCampus und dem Dienst für Gesellschaftspolitik (dfg) den Bochumer Branchentreff Gesundheit ins Leben gerufen. Zur Premiere der Veranstaltungsreihe auf dem Bochumer Gesundheitscampus diskutierten die Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft, Verbänden, Krankenkassenwesen und Gesundheitswirtschaft im Rahmen einer Paneldiskussion, wie die Telemedizin sinnvoll in den Berufsalltag der verschiedenen Professionen eingebunden werden kann.
über räumliche und zeitliche Distanzen hinweg leisten kann, darin waren sich alle Teilnehmer einig. „Telemedizin sollte jedoch lediglich als Ergänzung zum persönlichen Kontakt zwischen Patient und Ärzten bzw. Gesundheitsfachberufen eingesetzt werden“, erklärte die Vorstandsvorsitzende des IFK Ute Repschläger. „Der Patientennutzen muss im Vordergrund stehen, um sinnvolle Geschäftsmodelle zu entwickeln“, betonte Detlef Friedrich, der Geschäftsführer der Gesundheitsberatung contec.
Birgit Fischer, die Präsidentin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen, verwies darauf, dass für die Umsetzung der Telemedizin zunächst die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden müssten: „Man kommt nicht umhin, innovative Lösungen auch für die notwendigen Prozesse und die Umverteilung finanzieller Ressourcen in den Blick zu nehmen.“ Christiane Vössing, Fachbereichsleiterin Versorgungsmanagement der Knappschaft-Bahn-See, ergänzte: „Aus Sicht der Kassen ist sowohl der Nutzer- als auch der Nutzenaspekt entscheidend. Nur wenn wir evaluieren können, dass die Telemedizin einen qualitativen Mehrwert für die Versicherten bringt, können wir Mittel zur Verfügung stellen.“
Alt-Vize-Kanzler Franz Müntefering verwies insbesondere auf den regionalen Bezug: „Wir müssen nutzen- und patientenorientierte Projekte im Ruhrgebiet in die Umsetzung bringen, um letztlich auch Einfluss auf die Bundespolitik nehmen zu können.“ Der Gesundheitscampus Bochum als deutschlandweit einmaliger Kompetenzraum zur Entwicklung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien für das Gesundheitswesen bietet dafür die optimale Voraussetzung.
„Die derzeitigen Strukturen sind noch zu behäbig, um die Telemedizin in der Fläche in die Regelversorgung einzuführen. Wir benötigen angemessene Methoden, die es zu entwickeln gilt“, so Dr. Michael Schwarzenau, Hauptgeschäftsführer der Ärztekammer Westfalen-Lippe. An diesem Ziel wollen die Teilnehmer gemeinschaftlich weiterarbeiten und verließen den Gesundheitscampus in der Gewissheit, schon bald zum 2. Bochumer Branchentreff Gesundheit wieder zusammenzufinden.