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Mediziner einigen sich auf neue Leitlinie zur Therapie von nichtspezifischem Rückenschmerz

Prof. Tobias Schulte gehörte zu den Autoren als Vertreter der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft

Kath. Klinikum Bochum gGmbH - Universitätsklinikum der RUB am 8. März 2017

IMG_7990AMillionen Menschen leiden vorübergehend oder längerfristig unter Rückenschmerzen. Sie gehören zu den am weitesten verbreiteten Volkskrankheiten und sind der häufigste Grund für Krankschreibungen. Meist ist die Ursache nicht indeutig auszumachen. Fachleute sprechen deshalb von nichtspezifischem Kreuzschmerz. Wichtig für Patienten: Die Nationale Versorgungs-Leitlinie dazu ist komplett überarbeitet worden und liegt seit wenigen Tagen vor.

Zu den Autoren gehörte als Vertreter der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG) Prof. Dr. Tobias Schulte, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik im St. Josef-Hospital Bochum (Katholisches Klinikum Bochum). Experten aus 28 Fachgesellschaften und Organisationen arbeiteten zwei Jahre lang interdisziplinär an der neuen Leitlinie. Sie dient nun als Richtschnur für alle Mediziner in Deutschland, die Rückenprobleme behandeln.

„Es war ein hartes Stück Arbeit, die verschiedenen Ansichten und Interessen in Einklang zu bringen“, so Prof. Schulte. Die 90 Empfehlungen haben den Rang einer sogenannten S3-Leitlinie und repräsentieren den neuesten Wissensstand der Medizin. Im Rahmen einer aufwändigen systematischen Recherche wurde die relevante wissenschaftliche Literatur komplett analysiert.

Für besonders wichtig hält Prof. Schulte, dass körperliche Bewegung und aktivierende Behandlungen stark empfohlen, Bettruhe und Passivität fördernde Maßnahmen dagegen kritisch betrachtet werden und sogar als schädlich gelten. Falls Patienten auch nach sechs Wochen trotz Therapie keine Besserung erfahren, werden Multimodale Konzepte empfohlen, die Bewegungs-, Schmerz-, Verhaltens- und Psychotherapien kombinieren. „Die multimodale Schmerztherapie stellt einen besonderen Pfeiler in der Schmerztherapie dar und ist deutlich effektiver als eine eingleisige Behandlung. Das bestätigen sowohl Studien als auch die tägliche Arbeit an unseren beiden Standorten St. Josef-Hospital und der Klinik Blankenstein, an denen wir in unserer eigenen Klinik multimodale Schmerztherapie regelmäßig durchführen“, betont Prof. Schulte.

Bildgebende Verfahren wie MRT, CT oder Röntgen sind wichtig, sollten aber nicht zu früh und voreilig eingesetzt werden, sondern nur bei begründetem Verdacht auf eine spezifische Ursache der Schmerzen. Ferner wird in der Leitlinie bekräftigt, dass die Psyche und das soziale Umfeld Kreuzschmerzen beeinflussen können. Im Unterschied zu nichtspezifischem Kreuzschmerz, bei dem die Ursache nicht klar erkennbar ist, gibt es auch den spezifischen Kreuzschmerz. Auch hier ist eine neue Leitlinie in Arbeit, an der Prof. Schulte mitarbeitet.

Die komplette Leitlinie ist abrufbar auf der Internetseite des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) unter: http://www.leitlinien.de/nvl/kreuzschmerz.

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