Vom Krankenhaus mit Schweinestall
Vor 40 Jahren wurde das heutige Gebäude des Knappschaftskrankenhauses Lütgendortmund eingeweiht
1898 wurde das Evangelische Krankenhaus in Lütgendortmund eingeweiht mit gerade mal 30 Betten. Trotz mehrerer Erweiterungen blieb das Haus immer wieder hinter dem Bedarf zurück, Bergschäden und Kriegseinwirkungen setzten der Bausubstanz zu. Vor 40 Jahren, am 4. April 1977 wurde das heutige Gebäude an der Volksgartenstraße eingeweiht mit fast 300 Betten – zehn Mal so viele wie im Vorgängerbau in den Anfangsjahren.
Einen Arzt gab es immerhin schon seit 1884 in Lütgendortmund. Das nächstgelegene Krankenhaus aber fanden Patienten damals nur in Dortmund oder Witten. 1892 begannen Diskussionen vor Ort über die Errichtung eines eigenen Krankenhauses am Ort. Honoratioren gründeten einen „Verein zur Anstellung und Unterhaltung von Diakonissen und zur Erbauung eines Evangelischen Krankenhauses in Lütgendortmund“.
Durch Spenden und Veranstaltungen wurde der finanzielle Grundstock gelegt. 30.000 Mark wurden veranschlagt für den Bau eines bescheidenen, den Verhältnissen entsprechenden Krankenhauses. Anfang 1896 wurde von der Gemeinde ein Grundstück erworben. Im Juli 1897 wurden die Bauarbeiten ausgeschrieben, am 18. Dezember 1898 das Haus eingeweiht und eröffnet. Die Baukosten waren allerdings auf 70.000 Mark angewachsen. Für 25 bis 30 Betten bot das Haus Platz. Zwei Schwestern waren hier zunächst tätig.
Zum 1. Januar 1900 ging das Haus in den Besitz der Ev. Kirchengemeinde Lütgendortmund über. Nach wenigen Jahren schon überstieg die Nachfrage nach klinischen Gesundheitsleistungen die Möglichkeiten des Gebäudes. Im Mai 1909 wurde ein erster Erweiterungsbau fertiggestellt mit Kosten von 90000 Mark. Jetzt verfügte das Haus über 75 bis 80 Betten und einen größeren Operationssaal. Aus heutiger Sicht ungewöhnlich wurde die Lebensmittelversorgung geregelt. Das Krankenhaus verfügte über eigene Stallungen und hielt Schweine und Hühner.
Immer wieder wurde an- und umgebaut. Am 18. Dezember 1930 wurde der zweite größere Erweiterungsbau eingeweiht mit Kosten von 200.000 Mark. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs waren Räume verwüstet nach Luftschutznutzungen und nachdem sich deutsche Soldaten hier verschanzt hatten und dann amerikanische Soldaten das Haus besetzten. Fensterscheiben waren zerstört, weitere Kriegsspuren noch über Jahre zu sehen. Problem blieben nach Sanierungen in den 50er Jahren massive Bergsenkungen von bis zu 5 Metern mit immer neuen Gebäudeschäden.
1960 wurde deshalb wiederum über einen Neubau an anderer Stelle nachgedacht und nach Gesprächen mit der Stadt Dortmund auch ein Beschluss von Presbyterium und Krankenhausvorstand gefasst. Es folgten langwierige Planungen und Grundstücksverhandlungen über den neuen Standort an der Volksgartenstraße. Der Bebauungsplan wurde 1964 genehmigt, im Juni 1965 der Vertrag über die Grundstücksübereignung mit der Stadt Dortmund abgeschlossen.
Der Krankenhausvorstand hielt an seinen Plänen fest, obwohl wegen des geplanten Baus eines 2500-Betten-Hauses der Universitätsklinik in Bochum andere Krankenhausplanungen in der Umgebung eigentlich zurückgestellt werden sollten und obwohl Mitte der 60er Jahre Finanzmittel knapp und Förderungschancen schlecht waren. Die Initiatoren waren überzeugt, dass der Bedarf für ein solches Haus in Lütgendortmund vorhanden war. Am 14. Oktober 1970 genehmigte die Bezirksregierung die Planung eines Neubaus mit 298 Betten sowie Zentralwäscherei für mehrere Krankenhäuser und Heizungsanlage als separatem Komplex.
Als Trägerin des neuen Krankenhauses wurde die Evangelische Krankenhaus GmbH Dortmund gegründet. Am 4. April 1977 wurde das neue Krankenhaus endlich seiner Bestimmung übergeben. „Ein schönes und modernes Haus steht für Patienten und Mitarbeiter zur Verfügung“, freute sich bei der Einweihung Werner Lange, damals Superintendent des Kirchenkreises Dortmund-West.
Auch in den Folgejahren wurden dem evangelischen Krankenhaus in Lütgendortmund immer wieder Anpassungen und Weiterentwicklungen abverlangt. Mit der zunehmend schwierigeren Lage im Gesundheitswesen suchte das evangelische Krankenhaus Lütgendortmund eine Partnerschaft zur Bewältigung der neuen Herausforderungen zunächst in der Evangelischen Stiftung Volmarstein. Zum 1. Januar 2015 wurde das Haus Teil des Klinikums Westfalen und heißt seitdem Knappschaftskrankenhaus Lütgendortmund. „Wir wollen nicht unter falsche Flagge segeln. Der neue Name spiegelt die neue Trägerschaft wieder“, so damals Andreas Schlüter, Hauptgeschäftsführer des Klinikums Westfalen.
Heute bietet das Haus 291 Betten und umfasst die Altersmedizinische Fachklinik mit AltersTraumaZentrum, die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, die Klinik für Innere Medizin und eigene Abteilungen für Schmerzmedizin und Multimodale Schmerztherapie. „Das Knappschaftskrankenhaus Lütgendortmund leistet mit diesen Schwerpunkten einen wichtigen Beitrag zur örtlichen und regionalen Gesundheitsversorgung“, ist Andreas Schlüter überzeugt.
Die Qualität der Gesundheitsversorgung am Knappschaftskrankenhaus Lütgendortmund ist nach den strengen Vorgaben der KTQ-Zertifizierung anerkannt. Fast 19.000 Patienten werden hier im Jahr stationär und ambulant versorgt. Auch in der Nachsorge engagiert sich das Haus und wurde dafür vom Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen als selbsthilfefreundliches Krankenhaus ausgezeichnet.