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Die stille Gefahr im Bauch frühzeitig erkennen

Contilia am 19. Oktober 2017

Prof. Johannes Hoffmann (Mitte) demonstriert seinen ärztlichen Kollegen Aortenscreening per Ultraschall.
Etwa eine halbe Millionen Menschen in Deutschland, ab dem 65. Lebensjahr, insbesondere Männer, sind betroffen: Ihre Hauptschlagader (Aorta) ist im Bauchbereich auf drei Zentimeter oder mehr erweitert. „Eine solche Erweiterung wird als Aneurysma bezeichnet. Ein Bauchaortenaneurysma bedarf der regelmäßigen Beobachtung. Denn insbesondere sobald ein Durchmesser von fünf Zentimetern erreicht ist, kann die Aorta reißen“, erklärt Prof. Johannes Hoffmann, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie und Phlebologie im Contilia Herz- und Gefäßzentrum. Komme es zum Riss, bestehe akute Lebensgefahr.

Soweit muss es aber nicht kommen. Alle Männer ab einem Alter von 65 Jahren haben in Deutschland künftig Anspruch auf die einmalige Durchführung eines sogenannten Aortenscreenings. Die Kosten tragen die Krankenkassen. „Ein solches vorsorgliches Screening ist deshalb so wichtig, weil ein Aortenaneurysma in 80 Prozent der Fälle weder durch Schmerzen noch durch andere Beschwerden auf sich aufmerksam macht“, betont der Essener Gefäßchirurg. In Schweden beispielsweise werden vor der Rente alle 65 jährigen Männer eingeladen, ein solches Screening beim Hausarzt wahrzunehmen. Dies führte dort zu einer Verringerung der Sterblichkeit am Bauchaortenaneurysma, wie jüngst gezeigt werden konnte. Frauen sind deutlich seltener von Aneurysmen des Bauchraums betroffen.
„Bei Raucherinnen macht die Ultraschalluntersuchung aber auch Sinn“, sagt der Essener Aortenexperte.

Eine mögliche Erweiterung der Bauchaorta könne frühzeitig und unkompliziert durch eine schmerzfreie Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes beim Haus- oder Facharzt festgestellt werden, so Hoffmann weiter. Man müsse dazu eben nicht extra in die Klinik kommen. Um die niedergelassenen Haus- und Fachärzte fit für die Aufgabe des Aortenscreenings und die Dokumentation mittels Ultraschall zu machen, hat die Klinik für Gefäßchirurgie und Phlebologie gemeinsam mit der Angiologie jetzt zum zweiten Mal zum „Hands on Training“ für Ärztinnen und Ärzte eingeladen. In verschiedenen Kleingruppen konnten zahlreiche Mediziner ihr Wissen um das Aortenscreening erweitern und vertiefen.

„Je nach Durchmesser, des auf diese Art diagnostizierten Aneurysmas, ist dann entweder ein operativer Eingriff angeraten oder der Patient kann durch Änderung des Lebensstils und regelmäßiger Kontrollen sicherstellen, dass die Gefäßerweiterung kein gefährliches Ausmaß annimmt, klärt Dr. Roland Heesen, Leiter der Angiologie des Herz- und Gefäßzentrums, weiter auf.

„Etwa 90 Prozent der Eingriffe beim Aneurysma können wir heute endovaskulär, also ohne Bauchschnitt versorgen“, sagt Assistenzprofessor Dr. Ahmed Soliman, leitender Oberarzt der Gefäßchirurgie stolz. „Auch das macht das in diesem Jahr gegründete Deutsche Aortenzentrum Essen aus: Die Erfahrung steigt aufgrund der weit über hundert Operationen bei Aortenaneurysmen pro Jahr und wir können durch unsere Arbeit das Einreißen ob im Bauchraum oder im Brustraum sicher verhindern“.

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