Richtige Ernährung bei neurologischen Erkrankungen
Experte entwickelt internationale Leitlinie
Prof. Dr. Rainer Wirth, Direktor der Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation im Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, ist Koautor einer neuen internationalen Leitlinie zur Ernährungstherapie bei neurologischen Erkrankungen. Die Leitlinie wurde kürzlich von der Europäischen Fachgesellschaft für Klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) veröffentlicht.
Viele Patienten mit einer neurologischen Erkrankung, z. B. nach einem Schlaganfall oder bei Morbus Parkinson, haben Probleme sich richtig zu ernähren. Dies führt zu Gewichtsverlust, zum Abbau der Muskulatur und damit zu weiteren Einschränkungen der Beweglichkeit und Selbständigkeit. Oft sind diese Erkrankungen verbunden mit Schluckstörungen, die nicht nur zu einer unzureichenden Ernährung, sondern auch zu lebensbedrohlichen Lungenentzündungen führen können. Fatal ist hierbei, dass manche Patienten ihre Schluckstörung selbst nicht bemerken. In diesem Fall kann die Störung nur mithilfe spezieller Untersuchungsmethoden erkannt werden, die im Marien Hospital Herne zur Verfügung stehen.
Wird eine unzureichende Nahrungsaufnahme und eventuell auch eine Schluckstörung rechtzeitig erkannt, kann durch die Anwendung der in der Leitlinie genannten Empfehlungen das Risiko für Mangelernährung und Lungenentzündungen reduziert werden. Die Empfehlungen wurden auf der Basis aller verfügbaren wissenschaftlichen Untersuchungen von einem internationalen Expertenteam erarbeitet. Man spricht hier von sogenannten evidenzbasierten Leitlinien, d. h. die Aussagen dieser Leitlinien stützen sich überwiegend auf wissenschaftlich bewiesene Fakten. Für den Bereich der Neurologie ist dies weltweit die erste internationale Leitlinie zu diesem Thema.
Prof. Wirth ist seit Ende 2016 Direktor der Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation im Marien Hospital Herne. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die Diagnostik und Therapie von ungewolltem Gewichtsverlust und Ernährungsstörungen im Alter. Er war in der Vergangenheit bereits an internationalen Leitlinien zur Ernährung bei Demenz, zur Ernährungstherapie in der Geriatrie und zur Ernährung nach einem Schlaganfall beteiligt. Aktuell wurde er in die Leitlinien-Kommission der Europäischen Schlaganfallgesellschaft (ESO) berufen, um an der Europäischen Leitlinie zum Management von Schluckstörungen nach einem Schlaganfall mitzuarbeiten.