Kolibris in der Chirurgie
Der deutsche Dr. House beim Ärztetag in Kamp-Lintfort
Unter dem Titel „Kolibris in der Chirurgie“ hatte das Kamp-Lintforter St. Bernhard-Hospital zum Ärztetag eingeladen. Thema der mit 60 Teilnehmern sehr gut besuchten Veranstaltung waren die seltenen Erkrankungen in der Medizin. Dazu war Prof. Jürgen Schäfer, Leiter des in Deutschland bekanntesten Zentrums für unerkannte und seltene Erkrankungen an der Uniklinik Marburg, als Hauptredner eingeladen.
Jürgen Schäfer ist Internist, Endokrinologe, Kardiologe und Autor mehrerer Bestseller. Er wurde als deutscher Dr. House weltweit bekannt. Er berichtete anhand einiger spannender Praxisfälle von der Arbeit seines Teams, die oft einem Detektivspiel gleicht. Bei etwa 50 % seiner Patienten findet sich tatsächlich eine Diagnose und damit in den meisten Fällen auch eine Behandlungsmöglichkeit. Die anderen 50 % bleiben eine Herausforderung, inzwischen können die Mediziner auf umfangreiche Datenbanken und elektronische Suchmaschinen zugreifen, die eine Ursachensuche deutlich erleichtern.
Anschließend stellten Dr. Mark Banysch, Dr. Klaus Bien und Dr. Theodor Heuer aus dem St. Bernhard-Hospital einige Fälle aus der Proktologie und Allgemeinchirurgie, der Gefäßchirurgie sowie der Gastroenterologie vor. Die Behandlung von Patienten mit seltenen Erkrankungen ist also nicht nur Aufgabe der speziellen Zentren. Bei der Diagnose und Therapie von seltenen Erkrankungen ist immer, egal ob an spezialisierten Zentren oder den regionalen Kliniken, eine enge Kooperation der medizinischen Fachabteilungen Voraussetzung für den bestmöglichen Erfolg und die Heilung der Patienten. Diese haben meist eine jahrelange Leidensgeschichte und Odyssee hinter sich. So berichte Prof. Schäfer von einem Patienten mit einer Darmerkrankung, bei dem schließlich ein Veterinärmediziner, der auf Parasitologie spezialisiert war, den Durchbruch brachte.
Der nächste Ärztetag findet am 6. Juni 2018 statt, das Tumorzentrum Niederrhein lädt dann zum Thema „Palliativmedizin“.