Westfälisches Kinderzentrum bietet Eltern von Frühgeborenen kostenfreie Musiktherapie an
Spendenfinanzierte Starthilfe erzielt hervorragende Ergebnisse
Frühchen können Umweltreize weitaus schlechter verarbeiten als Säuglinge, die zum üblichen Geburtstermin entbunden werden. Um den daraus resultierenden Stress möglichst gering zu halten, bietet das Klinikum Dortmund eine kostenlose Musiktherapie für die kleinen Patienten der neonatologischen Intensivstation an. Hierzu wurde im Klinikum Dortmund eine Musiktherapeutin eingestellt; ihre Arbeit wird ausschließlich über Spenden finanziert.
Unruhig strampelt Henry* im Schoß seiner Mutter, gibt hilflose Laute von sich, während sein Kopf ganz rot wird. Doch mit einem Mal verstummt der Neugeborene, als Musiktherapeutin Jasmin Wulff leise auf ihrem Monochord zupft. Sie und Henrys Mama beginnen, die Töne des Klanginstrumentes mitzusummen. Augenblicklich entspannt der Kleine sich vollends. Die Hände kommen zur Ruhe, das Gesicht beruhigt sich. Sogar eine Veränderung seiner Werte kann auf dem Monitor beobachtet werden: Die Herzfrequenz sinkt im Verlauf der Sitzung und die Sauerstoffsättigung steigt.
„Im Mutterleib würden die Kinder die Stimme der Mutter hören und deren Vibrationen merken“, sagt Wulff. „Wir bauen auf diese Weise eine Art Schutzwall auf, der Umwelteinflüsse überlagert, also auch die Monitorgeräusche oder fremde Stimmen. So wird Stress abgebaut, der während medizinischer Prozeduren entsteht.“ Das Instrumentenspiel wird dabei gezielt auf die Atmung der Mutter angepasst: Mit dem Einatmen beginnt ein neuer Akkord. Auch Eltern sehen in dem Angebot eine willkommene Ruhephase. Die meiste Zeit sorgen sie sich, ob ihr Nachwuchs die frühe Geburt gut verkraftet. Während der Therapieeinheit dürfen sie selbst zu einer reibungslosen Entwicklung beitragen und den Krankenhausalltag vergessen.
Von der Krankenkasse wird die Therapie nicht übernommen, obwohl die Verbesserung der Sauerstoffsättigung unter musikalischem Einfluss wissenschaftlich erwiesen ist. Freiberufliche Musiktherapeuten berechnen pro Sitzung allerdings bis zu sechzig Euro. Um den Eltern in der hoch emotionalen Situation zu helfen, hat das Klinikum Dortmund daher das komplett spendenfinanzierte Projekt ins Leben gerufen. Bereits in der 26. Schwangerschaftswoche geborene Kinder können therapiert werden.
Wer tatsächlich ein Patient von Frau Wulff wird, entscheidet die Sozialvisite – bestehend aus dem zuständigen Oberarzt, der Elternbegleitung, der sozialmedizinischen Nachsorge und Pflegepersonal. Natürlich können Eltern auch den Wunsch nach Sitzungseinheiten äußern. Auch über „Start mit Stolpern“, einem Projekt des Westfälischen Kinderzentrums für Kinder in schwierigen Verhältnissen, erhält Wulff Anmeldungen: „Ich singe auch für Frühgeborene, die nicht regelmäßig von ihren Eltern besucht werden. Diese Kinder brauchen den Körperkontakt und die Beruhigung umso mehr.“
Sie wollen das Musiktherapie-Projekt unterstützen? Unser Spendenkonto: Klinikum Dortmund Spendenkonto, Sparkasse Dortmund, IBAN:
DE28440501990001049550, Verwendungszweck: 379005 Kinderklinik/Musiktherapie
*Name wurde von der Redaktion anonymisiert