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Ambulant vor stationär

Die Weichenstellungen im Pflegemarkt analysiert

Deutsche Apotheker- und Ärztebank am 1. Juli 2019

Mit Blick auf den demografischen Wandel, die veränderten gesellschaftlichen Erwartungen und die rückläufige Zahl an Familienverbünden wird schnell klar, dass der Sektor Pflege sich um die Nachfrage keine Sorgen machen muss. Aber wie ist es um das Angebot bestellt? Wie sieht die Situation in den einzelnen Regionen aus?
Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) hat die wesentlichen Funktionsweisen und relevanten Einflussfaktoren für den Pflegemarkt analysiert. Aktuell werden in Deutschland 3,7 Mio. Leistungsberechtigte der sozialen Pflegeversicherung gezählt. Im Jahr 2050 werden es Prognosen zufolge 5,9 Mio. Menschen sein. „Damit stehen wir vor umfassenden Herausforderungen. Unter anderem nehmen die hohe Regulierungsdichte und die föderale Gesetzgebung erheblichen Einfluss auf den Handlungsspielraum der Anbieter und damit auf die Weiterentwicklung des Pflegemarkts“, so Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte- und politik der apoBank.

Entwicklung integrativer Versorgungsangebote

Grundsätzlich stellt der Gesetzgeber die ambulante Versorgung vor die stationäre, was auch dem Bedürfnis der Pflegebedürftigen entspricht, die möglichst lange in den eigenen vier Wänden betreut werden wollen. „Wir erleben, dass die strukturellen Veränderungen im Pflegemarkt die Weichen neu stellen und viele unserer Kunden im stationären Bereich zusätzliche ambulante Leistungen anbieten wollen“, kommentiert Michael Gabler, Bereichsleiter Firmenkunden der apoBank. Ohnehin sind viele Anbieter derzeit mit Um- oder Neubauten befasst. Sei es um den Vorgaben ihrer jeweiligen Landesgesetzgebung z.B. hinsichtlich Einzelzimmerquoten zu folgen oder um neue Plätze für den wachsenden Bedarf bzw. die gestiegenen Ansprüche zu schaffen. „Vor hohen Investitionen sollten die strukturellen Veränderungen und die individuelle Situation in der Region genau durchdacht werden“, so Gabler.

Neue wirtschaftliche Herausforderungen

Zuletzt wurde mit dem Pflegestärkungsgesetz II u.a. der Eigenanteil der Bewohner nach Einrichtungen pauschalisiert. Für die Anbieter stationärer Einrichtungen entsteht mit dem sogenannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (eeE) ein neues Risiko. Gabler: „Der eeE wird üblicherweise jährlich festgesetzt. Verändert sich zwischenzeitlich der Pflegeaufwand für die Bewohner, können wirtschaftliche Verluste entstehen. Da Pflegeheime aber nur bedingt Möglichkeiten haben, Rücklagen zu bilden, kommt dem Blick auf die Ertragsstrukturen eine wachsende Bedeutung zu.“

Regionale Branchenanalysen

Bei allen Vorhaben im Pflegemarkt ist der Fachkräftemangel eine der zentralen Herausforderungen. Wie die aktuelle Versorgungslage, strukturelle Daten und Prognoseberechnungen in den jeweiligen Regionen aussehen, hat die apoBank in einem Branchenreport Pflege analysiert. Zehnich: „Faktoren wie die Bevölkerungsentwicklung, die Anzahl der Erwerbstätigen oder das Rentenniveau in einer Region haben erheblichen Einfluss auf Angebot und Nachfrage von Pflegeleistungen. Wir haben daher ein Scoring-Modell entwickelt, das es uns künftig ermöglicht, die relevanten quantitativen Kennzahlen zu vergleichen, um somit im Kundengespräch gezielt auf die regionalen Besonderheiten eingehen zu können.“
Eine Zusammenfassung des Branchenreports Pflege veröffentlicht die apoBank auf ihrer Internetseite. Betreibern, Investoren und Immobilieneigentümern von Pflegeheimen stehen hinsichtlich der regionalen Daten ihre Kundenberater zur Verfügung.

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