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Weltweite OP-Premiere in Münster

St. Franziskus-Hospital setzt selbstauflösenden Gefäß-Stent ein

St. Franziskus-Stiftung Münster am 23. August 2019

Die Röntgenbilder zeigen die 70-prozentige Verengung der Unterschenkelarterie eines Patienten vor der Operation (links) und die erfolgreiche Wiederherstellung der Durchgängigkeit (rechts) mittels des selbstauflösenden Stents.

Erstmalig weltweit wurde im St. Franziskus-Hospital Münster ein neuartiges Gefäßimplantat (Stent) unterhalb des Knies eingesetzt. Unter der Leitung von Professor Dr. Giovanni Torsello, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, behandelte das Team mit dem neuen Stent zwei Patienten mit einer schweren arteriellen Verschlusskrankheit.

Beide Patienten hatten eine stark ausgeprägte Arterienverengung, wodurch eine Amputation des Beines drohte. Die innovative Gefäßstütze wurde minimalinvasiv in die Unterschenkelarterie eingesetzt. Sie besteht aus einer Aminosäure, die Proteine bildet und die natürliche Funktion der Arterie wiederherstellen soll. Zudem ist ein Medikament enthalten, das eine erneute Gefäßverengung verhindern soll. Das Besondere an dem neuen Stent: Er ist bioresorbierbar, das heißt er zersetzt sich, nachdem der Blutfluss der Arterie sich regeneriert hat. „Das ist ein großer Vorteil gegenüber Metallstents oder Ballonkathetern, denn solche Fremdkörper, die dauerhaft verbleiben, können Langzeitrisiken mit sich bringen“, erklärt Prof. Torsello.

Der Stent aus Polycarbonat ist die einzige sich auflösende Gefäßstütze, die für die Behandlung von Patienten mit peripherer Arterienerkrankung unterhalb des Knies zertifiziert ist. Er wurde bei Herzkrankheiten bereits erfolgreich eingesetzt. Im Vorfeld haben die Gefäßchirurgen im St. Franziskus-Hospital die Produktneuheit aus den USA in einer kontrollierten Laborumgebung umfangreich auf Praktikabilität untersucht. Im Gegensatz zu resorbierbaren Vorgängermodellen zeigt das neue Präparat deutlich weniger entzündliche Reaktionen während des Abbauvorgangs. „Es ist außerdem sehr gut im Röntgen sichtbar und kann deswegen exakt platziert werden“, so Oberarzt Dr. Michel Bosiers, der die Eingriffe gemeinsam mit Prof. Torsello durchgeführt hat.

Ein erster Erfolg des neuen Gefäßimplantats war während der Operation bereits erkennbar: Der Blutdurchfluss konnte bei beiden Patienten vollständig wiederhergestellt werden. In rund einem Jahr wird sich zeigen, ob die Arterien durchgängig geblieben sind. „Wir sind optimistisch, dass die neue Technologie sich bewähren wird. Wir führen in den nächsten zwölf Monaten eine Studie mit 15 Patienten durch, um das Produkt zu evaluieren“, berichtet Prof. Torsello.

Seit vielen Jahren gehört die Klinik für Gefäßchirurgie im St. Franziskus-Hospital zu den Produktpionieren. Als führende Klinik für gefäßchirurgische Innovationen werden hier wiederholt europa- und weltweit erstmalig Technologien und Produktneuheiten eingesetzt. Ebenso blickt das Team auf zahlreiche OP-Premieren mit neuen, besonders schonenden minimal-invasiven Verfahren zurück.

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