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Neues Modell für die Forschung: Lungenlappen von Krebspatienten

Wenn Wissenschaftler neue Therapien und Behandlungseffekte an Lungengewebe erforschen wollen, stehen ihnen fast ausschließlich abgelehnte Spenderlungen oder tierische Organe zur Verfügung. Ein Forscherteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und des Universitätsklinikums Essen haben nun eine neue Methode entwickelt: die isolierte Lungenperfusion, kurz ILP.

Universitätsmedizin Essen am 15. Oktober 2019

„Wir nutzen dazu chirurgisch entfernte Lungenlappen von Krebspatienten“, so Prof. Dr. Clemens Aigner, Direktor der Klinik für Thoraxchirurgie und thorakale Endoskopie, Universitätsmedizin Essen, Ruhrlandklinik. „Diese Lungenlappen werden dann möglichst schnell mit Blut und Nährstoffen wieder versorgt, ähnlich wie zuvor im Körper. Wichtig ist dabei, dass sich das Gewebe während dieser sogenannten Perfusion möglichst wenig verändert.“

Ganze Organe werden schon länger durch Perfusion aufbereitet und dann beispielsweise für Transplantationen verwendet. Die neue Studie, die kürzlich in Scientific Reports veröffentlicht wurde, beschreibt diese Technik erstmals für isolierte Lungenlappen und ihren möglichen Einsatz in der onkologischen Forschung.

Das Modell soll es den Forschern erleichtern, die Wirkung von Krebsmedikamenten in der Lunge besser zu untersuchen. Prinzipiell sind solche Untersuchungen auch an Lungen von Schweinen und Mäusen machbar. Die Verwendung menschlicher Lungenlappen, die Krebspatienten ohnehin entfernt werden müssen, schont Ressourcen und senkt Kosten.

Derzeit arbeiten die Forscher bereits intensiv mit dem neuen Modell und prüfen, ob es beispielsweise bei der Behandlung von Sarkomen eingesetzt werden kann. „Wir untersuchen derzeit, ob an isolierten Lungenlappen eine Chemoembolisation machbar ist. Bei dieser Methode verschließt man vorübergehend die Blutgefäße und verbessert die Einwirkung der Therapie auf den Tumor und minimiert Nebenwirkungen auf andere Organe und umgebendes Gewebe“, erklärt Prof. Aigner. Es wäre ein großer Fortschritt, wenn man diese Technik zukünftig bei der Behandlung von Lungentumoren anwenden könnte.“

Gesundheitsforschung Lunge & Atemwege

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