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90 Sekunden, die Leben retten können

Studie des Marien Hospital Herne beschäftigt sich mit Laienreanimation

St. Elisabeth Gruppe GmbH am 19. Dezember 2019

Dr. Michael Brand (l.), Assistenzarzt der Medizinischen Klinik II – Kardiologie/Angiologie des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, erläutert die Reanimation mithilfe eines Defibrillators.

Vor Ihnen bricht ein Mann zusammen und bleibt regungslos auf dem Boden liegen – Was tun Sie? Genau das haben Kardiologen des Marien Hospital Herne Menschen im öffentlichen Raum gefragt. Sie wollten wissen, wie gut medizinische Laien eine Reanimation durchführen können. Ihre Studie zeigt, wie wichtig die richtige Aufklärung ist.

Herzkreislaufstillstand verhindern

Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe, Direktor der Medizinischen Klinik II – Kardiologie/Angiologie des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, setzt sich schon seit vielen Jahren in der Initiative „Herne gegen den plötzlichen Herztod – eine Stadt wird sicher“ für die Laienreanimation ein. Er sorgte beispielsweise dafür, dass an vielen öffentlichen Orten in Herne halbautomatisierte externe Defibrillatoren (AED) angebracht wurden. „So können Personen mit Herzkreislaufstillstand vor Ort auch von Laien behandelt und der plötzliche Herztod verhindert werden“, so der Kardiologe.

Viele trauen sich nicht zu reanimieren

Die Praxis zeigt aber, dass viele Menschen im Ernstfall nicht wissen was zu tun ist oder sich nicht trauen. „In unserem Klinikalltag erleben wir immer wieder, dass eine lebensrettende Herzdruckmassage nicht oder nicht ausreichend durchgeführt wurde. In Deutschland reanimieren Laien im Notfall nur in 40 Prozent der Fälle. In Skandinavien sind es zum Vergleich 80 Prozent“, erzählt Assistenzarzt Dr. Michael Brand. Ob die Herner Bürger richtig reanimieren, wollte Brand in einer eigenen Studie herausfinden. Dafür fragte er Passanten an unterschiedlichen öffentlichen Orten, welche Maßnahmen sie ergreifen würden, wenn vor ihnen ein 50-jähriger Mann zusammenbrechen würde. Der 50-jährige Mann war in dem Fall eine Reanimationspuppe.

90 Sekunden reichen für eine effektive Aufklärung

Nur 22 Prozent der Probanden haben zunächst das Bewusstsein und die Atmung richtig geprüft. 83,5 Prozent haben den Notruf korrekt abgesetzt. 17% haben eine korrekte Herzdruckmassage durchgeführt. Nur 10 Prozent der Probanden haben den zur Verfügung stehenden Defibrillator eingesetzt. „Das klingt natürlich erst einmal ernüchternd. Wir haben die Probanden dann in nur 90 Sekunden – mündlich und mit Hilfe von Plakaten – aufgeklärt. Nach nur dieser kurzen Zeit haben 81 Prozent korrekt geprüft, 97,4 Prozent einen korrekten Notruf abgegeben und 79 Prozent korrekt gedrückt“, so Brand. Auch der Einsatz von Defibrillatoren ist auf 68 Prozent gestiegen und wurde in 92 Prozent der Fälle korrekt ausgeführt. „Alle Teilnehmer der Studie waren dankbar über die Aufklärung und wünschen sich generell mehr Informationen. Wenn beispielsweise vor der Tagesschau 90 Sekunden das richtige Vorgehen bei einer Reanimation erklärt wird, würde das sicherlich schon einen großen Effekt erzielen“, sagt der Assistenzarzt.

Studie zur Laienreanimation der Medizinischen Klinik II – Kardiologie/Angiologie des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
• 109 Teilnehmer
• Alter: 18 – 80 Jahre

Erste Ergebnisse:
• Prüfen: 82 Prozent, davon korrektes Prüfen 22 Prozent
• Richtiger Notruf: 83,5 Prozent
• Drücken: 81 Prozent, davon korrektes Drücken: 17 Prozent
• Stabile Seitenlage: 28 Prozent -> nur bei Bewusstlosigkeit und kräftiger Atmung
• Einsatz eines Defibrillators: 10 Prozent

Nach 90 sekündiger Aufklärung:
• 99 Prozent, davon korrektes Prüfen 81 Prozent
• Prüfen: Richtiger Notruf: 97,4 Prozent
• Drücken: 98,7 Prozent, davon korrektes Drücken: 79 Prozent
• Stabile Seitenlage: 1,2 Prozent
• Einsatz eines Defibrillators: 68 Prozent, davon korrekter Einsatz: 92 Prozent

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