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Syrische Auszubildende erfolgreich im Krankenpflege-Examen

Helios Universitätsklinikum Wuppertal am 17. August 2020

Zwei junge Männer feiern in der Krankenpflegeschule des Helios Bildungszentrums Wuppertal mit ihrer ganzen Klasse den letzten Tag der Ausbildung. Doch was für ihre Kollegen ein großer Schritt in die berufliche Zukunft ist, hat für die beiden einen ganz besonderen Glanz. Sie sind aus Syrien nach Deutschland geflüchtet und haben hier heute erreicht, was sich viele, die ein ähnliches Schicksal erlebt haben, sehnlich wünschen: einen Berufsabschluss und einen Job im neuen Heimatland.

Beide tragen denselben Vornamen, der eine mit einem, der andere mit zwei M in der Mitte. Auch sonst verbindet sie einiges. Mohamad Al Mardini kommt aus Damaskus und hatte dort begonnen, Jura zu studieren. „Zwei Semester hatte ich schon studiert, dann kam der Krieg. Wir mussten sehr viel Leid ansehen und ich habe beschlossen: Ich möchte lernen, zu helfen“, berichtet der junge Syrer, der wie sein Kollege 2015 nach Wuppertal kam.

„Ich bin sehr froh, hier zu sein, in einem Land, das die Menschen schützt“, erzählt Mohammad Jamalo. Auch für ihn, der ebenfalls in der Heimat noch keinen Kontakt zu Medizin oder Gesundheitswesen gehabt hatte, war die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger eine logische Folge seiner Erlebnisse in der Heimatstadt Idlib: „Wir waren umgeben von Krieg und Leid, wir mussten so viel helfen: auf der Straße, bei der Bergung von Verwundeten. Es wurde 100 Mal auf unsere Stadt geschossen. Ich bin froh, hier zu sein, in Frieden und Freiheit. Hier möchte ich weiterhin leben und im Krankenhaus anderen Menschen helfen.“

Der nötige Abstand dämpfte nicht die Freude, als die Absolventen des Gesundheits- und Krankenpflegekurs K17-2 ihre Zeugnisse entgegennahmen. Goran Vogt, Leiter des Bildungszentrums (2. v. re.) und Lutz Hellbusch, Leiter der Pflegeschule (re.) feierten mit. Foto: Helios/Michael Mutzberg

Das Helios Bildungszentrum Wuppertal hatte sich vor drei Jahren in Kooperation mit der Arbeitsagentur sehr bemüht, eine Integrationsklasse zu gründen, um den Geflüchteten eine Ausbildungschance in der Gesundheits- und Krankenpflege (heute: Pflegefachmann/-frau) anzubieten. Lutz Hellbusch, Leiter der Pflegeschule und seine Kollegin, Pflegepädagogin Desirée Owandner steckten großes persönliches Engagement in die Gestaltung des Kurses, denn nicht nur sprachliche, sondern auch viele bürokratische Hürden mussten überwunden werden. Durch persönliche Unterstützung beim Anerkennungsprozedere der Schulabschlüsse, individuelle Betreuung während der Praktika und enge Zusammenarbeit mit den Kollegen der Praxis stellten sich die Lehrer immer wieder an die Seite ihrer Azubis. Bei vielen Events und Aktivitäten wurden die kulturellen Besonderheiten erlebbar, nicht zuletzt beim gemeinsamen Kochen.

Beide frisch Examinierten haben schon jetzt Arbeitsverträge im Helios Universitätsklinikum Wuppertal in der Tasche. Nach einem kurzen Urlaub starten sie in den Notaufnahmen in Barmen und in Elberfeld. „Dort lernen wir, mit den unterschiedlichsten Erkrankungen umzugehen, die als Notfall hereinkommen. Das ist ein guter Einstieg in den Beruf“, erzählt Mohammad Jamalo, der für sich den Plan gefasst hat, sich beruflich noch weiterzuentwickeln. Zum Beispiel in die Richtung Änasthesie- und Intensivpflege, eine Weiterbildung, die ebenfalls am Helios Bildungszentrum Wuppertal angeboten wird. Und Mohamad Al Mardini? Er möchte eventuell sogar wieder studieren, allerdings jetzt in Richtung Medizin. „Ich möchte einen Bachelor-Studiengang zum Arzt-Assistenten machen. Das ist ein neues Berufsbild, das viele ärztliche Tätigkeiten übernimmt, wie das Assistieren bei Operationen“, erzählt der frischgebackene Gesundheits- und Krankenpfleger. Aber das ist heute noch Zukunftsmusik – heute feiern die beiden erstmal mit ihren Lehrern und Kollegen den erfolgreichen ersten Schritt.

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