„Wir müssen einen Weg aus der Pflege bis in den Tod finden.“
Dr. Bernhard Krahl eröffnete Gesprächsreihe „Start-up 50 plus“ der Körber-Stiftung
„Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen eine Diagnose bekommen, die sie dann wie in Stein gemeißelt den Rest ihres Lebens mit sich rumtragen“: Beim Start der Gesprächsreihe „Start-up 50 plus“ der Körber-Stiftung am Mittwochabend machte Zugabe-Preisträger und AMBULANTICUM-Geschäftsführer Dr. Bernhard Krahl einmal mehr deutlich, was ihn antreibt – und was mit innovativen Therapiemethoden alles möglich ist. Im Livestream tauschte sich der Gründer des Herdecker Therapiezentrums mit Andreas Westerfellhaus, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung, über neue Wege im deutschen Pflege- und Gesundheitssystem aus.
Das Therapieziel: ein selbstbestimmtes Leben
Zu Beginn des von Susanne Schäfer (brand eins) moderierten Gesprächs stand erst einmal Bernhard Krahls eigener Weg im Mittelpunkt: Der 74-Jährige schilderte die Entstehungsgeschichte des AMBULANTICUM, die mit seiner eigenen Krankheitsgeschichte ihren Anfang nahm. Nach zwei Hirninfarkten und der Prognose „Pflegefall auf Lebenszeit“ kämpfte sich der Mediziner selbst zurück ins Arbeits- und Sozialleben und gründete das neuartige Therapiezentrum, um anderen Betroffenen zu helfen. „Wir müssen einen Weg aus der Pflege bis in den Tod finden“, betonte Bernhard Krahl in der Diskussion. Ziel müsse es sein, betroffene Menschen so zu therapieren, dass sie ein möglichst selbstständiges, selbstbestimmtes Leben führen können.
Live-Interview mit einem Patienten
Wie dieser Therapieansatz aussehen und helfen kann, zeigte nicht allein ein Filmbeitrag aus dem AMBULANTICUM selbst. Auch Patient Volker Schürmann schilderte im Live-Interview, wie ihm die individuell abgestimmte Behandlung bei der Bekämpfung seiner Erkrankung unterstützt: „Der Verlauf kann nicht gestoppt, aber durch gute Therapien deutlich verlangsamt werden. So kann ich die Unselbstständigkeit und damit verbundene Pflege – die sicher kommen wird – so weit wie möglich nach hinten schieben.“
Aktive Teilhabe am Leben – das möchte das AMBULANTICUM Betroffenen soweit es geht ermöglichen. Dazu muss die Rehabilitation so früh wie möglich ansetzen. Ein Punkt, der auch Andreas Westerfellhaus sehr wichtig ist: „Wenn möglicherweise nichts weiter passiert, als Versorgung – das ist ja schon das Fatale an sich“, so der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, der Bernhard Krahl höchsten Respekt für seine „Pionierarbeit“ zollte und betonte: „Wir sind da beide einer Meinung. Es geht um das Lebenswerte.“
Der Weg in die Regelversorgung
Doch wie können innovative Therapieansätze den Weg in die Regelversorgung finden? Und vor allem: Wie können sie bezahlt werden? „Wir brauchen eine ganz ehrliche Diskussion in Deutschland und müssen eine Gesamtbetrachtung machen“, betonte Andreas Westerfellhaus, der eine „ganz andere Denke“ einfordert. Bisher werde alles für sich gesehen. Pflegeversicherung. Krankenversicherung. Rentenversicherung. Und dann hieße es: nicht aus meinem Budget. Natürlich koste eine solche Therapie wie im Ambulanticum auf den ersten Blick mehr, so Krahl, der für einen Ausgleichstopf plädiert. „Dafür werden aber Kosten bei Pflege- und Rentenversicherungen eingespart.“
Dass es Lösungen gibt und diese auch umgesetzt werden sollten – da waren sich beide Gesprächsteilnehmer einig. „Dass am Ende alles teurer wird, ist ein Märchen. Das stimmt nicht. Man kann diese Wege gehen“, sagte Andreas Westerfellhaus. Weg von der „Reparaturwerkstatt“ hin zu „lebenswertem Leben.“ Wie das funktionieren kann, zeigt der erfolgreiche Ansatz des AMBULANTICUM.
Das Gespräch „Start-up 50 plus: Kämpfer für Therapie und Leben“ mit Dr. Bernhard Krahl und Andreas Westerfellhaus ist unter www.koerber-stiftung.de/mediathek weiterhin verfügbar.