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Körpersekrete mit Proteinanalysen unterscheiden

Ob ein schleimiger Fleck an einem Tatort Nasenschleim oder Sperma ist, kann für Ermittlungen einen Unterschied machen. Nur ist es nicht leicht, Körperflüssigkeiten auseinanderzuhalten.

Ruhr-Universität Bochum am 4. Mai 2022

Ein neues Verfahren, um verschiedene Körperflüssigkeiten auseinanderzuhalten, haben Forschende der Ruhr-Universität Bochum (RUB) in Zusammenarbeit mit den Landeskriminalämtern in NRW und Bayern entwickelt. Das Team um Dr. Katalin Barkovits-Boeddinghaus vom Medizinischen Proteom-Center der RUB nutzt Proteinanalysen mit der Massenspektrometrie, um Blut, Speichel, Sperma, Urin und Vaginalsekret auseinanderhalten zu können. Das kann für die Aufklärung von Straftaten entscheidend sein. Anders als bei herkömmlichen Verfahren reicht eine winzige Probenmenge aus, die zudem auf alle fünf Körpersekrete gleichzeitig getestet werden kann. Das Wissenschaftsmagazin Rubin der RUB berichtet über die Arbeit der Bochumer Proteinforscherin.

Mit dem Verfahren können die RUB-Proteinforscherinnen Spuren verschiedener Körperflüssigkeiten mit hoher Präzision unterscheiden.
© Damian Gorczany

Um das Verfahren für weitere forensische Fragestellungen weiterentwickeln zu können, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung ein Projekt bewilligt, in dem die Bestimmung der Blutgruppe und des Geschlechtes aus Tatortspuren im Fokus steht. Dieses Projekt wird ab Mai 2022 für zwei Jahre mit rund 1,35 Millionen Euro gefördert.

Etablierte Verfahren haben Nachteile

Es gibt etablierte Methoden für die Identifikation von Körperflüssigkeiten, die ähnlich wie Corona-Schnelltests funktionieren: Blut, Speichel, Sperma und Urin lassen sich so nachweisen. Das Vaginalsekret lässt sich hingegen nur unter dem Mikroskop identifizieren, indem man nach bestimmten Zellen sucht. Diese gehen jedoch schnell kaputt, was den Nachweis erschwert. Ein Nachteil der etablierten Verfahren ist, dass man für jede Körperflüssigkeit einen eigenen Test machen muss. Oft steht aber nur eine kleine Probenmenge zur Verfügung.

Gefördert vom Inneren Sicherheitsfonds der EU entwickelte das RUB-Team zusammen mit seinen Praxispartnern daher ein Verfahren, das eine winzige Probenmenge gleichzeitig auf das Vorhandensein von Blut, Speichel, Urin, Sperma und Vaginalsekret überprüfen kann. Es basiert auf der Massenspektrometrie, mit der man alle in einer Probe enthaltenen Proteine identifizieren kann.

Sekrete unterscheiden sich in Proteinzusammensetzung

Verschiedene Körperflüssigkeiten unterscheiden sich in ihren Zusammensetzungen. Das RUB-Team identifizierte für Blut, Speichel, Urin, Vaginalsekret und Sperma jeweils fünf bis sechs charakteristische Proteinfragmente – Markerpeptide genannt -, die jeweils nur in einer der Körperflüssigkeiten vorkamen.

Die kooperierenden Landeskriminalämter stellten den Forschenden dann mehrere Proben zur Verfügung, ohne zu verraten, was darin enthalten war. Mittels Massenspektrometrie suchte das Team um Katalin Barkovits-Boeddinghaus in jeder davon nach Spuren von Blut, Speichel, Urin, Sperma und Vaginalsekret – gleichzeitig in einem einzigen Test. Das Verfahren spürte die fünf Körperflüssigkeiten zuverlässig auf. Die Sensitivität war dabei höher als bei den etablierten Methoden; für die Massenspektrometrie reichten also noch geringere Mengen der Sekrete, damit der Test anschlug.

Außerdem liefert die Analyse noch eine Zusatzinformation: Wenn Blut, Speichel, Urin, Sperma oder Vaginalsekret anhand der Markerpeptide mit der Massenspektrometrie nachgewiesen werden, ist zugleich klar, dass es sich nicht um Tränenflüssigkeit, Schweiß oder Nasenschleim handeln kann. „Wir können Proben zwar nicht direkt auf diese drei Substanzen hin untersuchen, aber wir können zumindest ausschließen, dass sie enthalten sind“, sagt Katalin Barkovits-Boeddinghaus. Denn die verwendeten Markerpeptide kommen in der Kombination in Tränen, Schweiß und Nasensekret nicht vor.

Das Verfahren soll noch weiterentwickelt werden: „Momentan brauchen wir etwa einen Arbeitstag bis zum Endergebnis. Diese Zeitspanne möchten wir halbieren. Außerdem möchten wir den Prozess so weit wie möglich automatisieren“, gibt Katalin Barkovits-Boeddinghaus einen Ausblick.

 

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