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Gesund aufwachsen im Revier – so kann es funktionieren

Wissenschaftlerinnen der HS Gesundheit sprachen auf Kongress des Gesundheitsverbunds MedEcon Ruhr zu Gesundheitsförderung und Prävention.

Hochschule für Gesundheit am 3. April 2023

Nicht erst die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Kinder aus sozial schwächeren Gebieten häufiger unter gesundheitlichen Problemen leiden als solche aus Gegenden mit höherem sozioökonomischem Status. So liegen die Zahlen für Übergewicht oder psychische Auffälligkeiten in sozialen Brennpunkten oft deutlich über dem Wert in anderen Stadtteilen. Wie insbesondere diesen benachteiligten Kindern besser geholfen werden kann und sie in ein funktionierendes Netz aus Gesundheitsförderung und Prävention eingebunden werden können, darüber informierten Wissenschaftlerinnen der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum auf dem Kongress „Gesund aufwachsen im Revier“, der im März in Essen stattfand. „Wir müssen über Kitas, Familienzentren, Grundschulzentren versuchen, eine sinnvolle strukturelle Förderung der Familien und Kinder sicherstellen“, erläutert Prof.in Dr.in Eike Quilling, Vizepräsidentin Forschung und Transfer der HS Gesundheit. Gemeinsam mit Maja Kuchler vom Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften sprach sie auf dem Kongress zum Thema Familiäre Gesundheitsförderung. „Insbesondere die ersten sechs Lebensjahre sind sehr bedeutend für die Entwicklung und Prägung eines Kindes“, so Eike Quilling. „Hier bilden sich Verhaltensweisen und emotionale Stabilität heraus. Die Pandemie war für viele Familien eine große psychologische Herausforderung. Insbesondere in derartigen Krisensituationen ist das ‚Sozialkapital‘, also familiäre und andere Bindungen, entscheidend für Kinder. Die Bindungen entscheiden über die Widerstandsfähigkeit (Resilienz).“

Prof.in Dr.in Eike Quilling, Vizepräsidentin Forschung und Transfer > Foto: HS Gesundheit, WolfgangHelmFotografie

Ziel müsse es deshalb sein, strukturelle Förderungen aufzubauen, die Kinder auffangen und unterstützen können und die ermöglichen, dass sie gesund aufwachsen können. Quilling: „Es reicht nicht, damit in den weiterführenden Schulen zu beginnen. Insbesondere über die Kitas erreicht man die Eltern meist noch recht gut. Ziel muss es sein, gemeinsam mit Eltern und Fachkräften zu schauen, was benötigt wird, damit es den Kindern gutgeht. Die Beteiligung ist hier ungemein wichtig. Die Themen müssen auch zu Hause ankommen und im Alltag der Kinder gelebt werden. Wenn in dieser frühen Phase die Eltern nicht aktiv beteiligt sind, werden Konzepte zu Gesundheitsförderung und Prävention nicht langfristig wirken.“

Dazu notwendig sei ein System, das nicht erst eingreife, wenn schon gesundheitliche Probleme aufgetreten seien. „Wir müssen vernetzt sein mit den relevanten Akteur*innen vor Ort. Nur so kann es gelingen, gerade in sozial schwächeren Gebieten gesundheitliche Chancengerechtigkeit zu erreichen. Gesundheitsförderung und Prävention sind hierzu der Schlüssel.“ Dies könne allerdings nur gelingen, wenn Gesundheits-, Bildungs- und sozialer Sektor zusammenarbeiten.

8. Kongress „Gesund aufwachsen im Revier“

Der Kongress „Gesund aufwachsen im Revier“, der vom Gesundheitsverbund MedEcon Ruhr veranstaltet wird, fand in diesem Jahr bereits zum achten Mal statt. Über 180 Teilnehmende kamen am 18. März in Essen zusammen, um sich über das Thema Gesundheit und Bildung auszutauschen. Weitere 325 Zugriffe erfolgten bundesweit auf den Livestream. Sämtliche Professionen von pädagogischen Fachkräften über Schulsozialarbeiter*innen bis hin zu Kinderärzt*innen gaben ihre persönlichen Perspektiven ein und diskutierten über bessere Lösungen zur Stärkung von Kitas und Schulen als Partner für ein gesundes Aufwachsen.

In der gemeinsamen Diskussionsrunde waren sich die Mitwirkenden aus Gesundheitsversorgung, Bildungswesen, Wissenschaft und Politik einig: Das Ziel muss sein, die Kinder mit gesundheitlichen Auffälligkeiten und sich abzeichnenden Entwicklungsverzögerungen frühzeitig zu erkennen, um entsprechend handeln zu können. Hierfür ist das familienorientierte Zusammenwirken von Kitas und Schulen auf der einen und dem Gesundheitswesen auf der anderen Seite von entscheidender Bedeutung. Neben der unabdingbaren Forderung, ausreichend Kitaplätze zu schaffen, wurden das Vorziehen der Schuleingangsuntersuchungen sowie die Etablierung von Gesundheitslots*innen in der nahen Umgebung genannt.

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