Hilfe für Geflüchtete und Menschen nach Katastrophen
Es begann mit dem Wunsch nach schneller Hilfe für Menschen, die nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei Anfang 2023 Verluste erlitten hatten. Das Team des Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit (FBZ) der Ruhr-Universität Bochum entwickelte damals ein Online-Angebot und hat dieses Angebot inzwischen ausgebaut und optimiert, sodass es unabhängig von der geografischen Lage allen Menschen zur Verfügung steht, die Katastrophen erlebt haben oder geflüchtet sind. Nun wollen die Forschenden mit einer Online-Umfrage herausfinden, mit welchen Angeboten sie geflüchtete Menschen noch besser erreichen können. Die Umfrage ist in drei Sprachen verfügbar:
Im Rahmen des Projekts Improve Mental Health (Improve-MH) haben Forschende der Bochumer Einrichtung eine Website für Erdbeben-Opfer und deren Angehörige auf den Weg gebracht. Psychologinnen und Psychologen sowie weitere Fachleute beantworten dort häufig gestellte Fragen: Wie soll ich mit den Verlusten umgehen, die ich durch das Erdbeben erlitten habe? Wer kann mir helfen, meine Reaktionen zu verstehen und zu bewältigen? Die Inhalte geben praktische Hilfestellungen für den Alltag und zeigen Wege zu weiteren Unterstützungsangeboten auf – leicht verständlich und in vier verschiedenen Sprachen aufbereitet.
„Unser Ziel ist es, eine vertrauenswürdige Quelle der Unterstützung und Information für alle zu sein, die von Traumata betroffen sind – und das online, um die Zugänglichkeit zu verbessern“, erklärt Karim Zagha aus dem Improve-MH-Team. Unabhängig von ihrer geografischen Lage hätten Betroffene so die Möglichkeit, ihre psychische Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu verbessern. Ebenso fänden Therapeutinnen und Therapeuten viele hilfreiche Informationen für ihre tägliche Arbeit.
Hohes Risko für die psychische Gesundheit
Auch abseits der Erdbeben-Hilfe macht sich das Team des Projekts für die psychische Gesundheit Geflüchteter stark. Der Bedarf ist immens: Schätzungen zufolge leidet jede und jeder zweite Erwachsene mit Fluchterfahrung unter psychischen Problemen. „Dabei besteht ein hohes Risiko für die Entwicklung psychischer Probleme und die Herausbildung eines ungünstigen Erziehungsstils bei betroffenen Eltern“, berichtet Dr. Kerstin Konietzny aus dem Improve-MH-Team.
Im Rahmen des Projekts haben die Forschenden bisher versucht, ihre Zielgruppe über niedergelassene Hausärztinnen und Hausärzte zu erreichen. Die Medizinerinnen und Mediziner wurden so geschult, dass sie geflüchteten Eltern kurze Behandlungen zum Umgang etwa mit Angst oder Depressionen anbieten konnten. Mithilfe eines Online-Trainings sollte zudem ein positiver Erziehungsstil gefördert werden. „Doch leider mussten wir feststellen, dass geflüchtete Eltern nicht oder zumindest nicht regelmäßig in die Praxen kommen“, berichtet Kerstin Konietzny. Vor diesem Hintergrund entstand nun die aktuelle Online-Umfrage.