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Berufsgesundheitsindex Pflege durch Covid-19-Pandemie auf Rekordtief

BGW - Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege am 24. Januar 2024

Zum zweiten Mal legen die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Bund den Berufsgesundheits-Index (BeGX) Alten- und Krankenpflege vor. Ergebnis: Der Index liegt in beiden Berufsfeldern auf dem niedrigsten Wert im Beobachtungszeitraum.

Nach der Erstveröffentlichung im Oktober 2022 wurde der BeGX fortgeschrieben. Der Index wurde auf Basis von Daten der AOK, BGW, DRV, von Media Tenor, der Bundesagentur für Arbeit und des SOEP (Sozio-oekonomisches Panel) erstellt, dessen aktuellste Daten bis 2021 reichen. Für den aktuellen Bericht wurde daher der Zeitraum vom Basisjahr 2013 bis 2021 ausgewertet. Wie schon im ersten Bericht lautet die Schlüsselfrage: Wie steht es um die Berufsgesundheit der Beschäftigten in der Pflege?

Mit einem Wert von 94 in der Altenpflege und 88 in der Krankenpflege ist der Index deutlich unter den Ausgangswert 100 des Basisjahres 2013 gefallen. Maßgeblich beeinflusst wurde diese Entwicklung durch die Folgen der Covid-19-Pandemie. Auch der anhaltend starke Fachkräftebedarf wirkte sich negativ aus. „Der BeGX macht auch in seiner zweiten Veröffentlichung die besonderen Herausforderungen für die Pflege deutlich und dass die Gesundheit der Beschäftigten geschützt werden muss“, sagt Jörg Schudmann, Hauptgeschäftsführer der BGW. „Die DRV Bund und die BGW als Trägerinnen der Renten- beziehungsweise Unfallversicherung unterstützen mit ihren Leistungen die Pflegekräfte, dass diese länger in ihrem Beruf arbeiten können“, ergänzt Brigitte Gross, Direktorin der DRV Bund.

Hohe Zahl an Verdachtsmeldungen auf Berufskrankheiten

Das sozioökonomische Konzept der Berufsgesundheit beleuchtet vier Dimensionen: die Ressourcen, die Arbeits- und Erwerbsfähigkeit, die Arbeitsbedingungen und das Medien-Meinungsklima. Die größte Veränderung von 2020 auf 2021 zeigt sich im Bereich Arbeits- und Erwerbsfähigkeit. So fällt der Wert dieser Dimension in der Altenpflege von 85 auf 48 und in der Krankenpflege von 69 auf 24. Das liegt vor allem an der hohen Zahl an Verdachtsmeldungen auf Berufskrankheiten, die durch die Covid-19-bezogenen Meldungen in extremer Weise stieg. „Die Pandemie war und ist auch für die Arbeit der BGW ein prägendes Thema, das uns bis heute sehr stark herausfordert und beschäftigt“, so Jörg Schudmann. „Die Meldungen haben nach 2021 noch einmal stark zugenommen, deshalb ist eine weitere Verschlechterung des BeGX absehbar.“

Bei den Ressourcen hat sich die Berufszufriedenheit nach dem Einbruch im ersten Pandemiejahr leicht erholt. Bei der Einkommenszufriedenheit sind die Anstrengungen der letzten Jahre von Politik und Branche erkennbar, ebenso wie die Marktkräfte: In der Krankenpflege erreicht die Einkommenszufriedenheit einen langjährigen Höchststand (Indexwert: 115), in der Altenpflege rangiert sie stabil im oberen Bereich (114). Nicht verbessert hat sich die Inanspruchnahme von Weiterbildung, die besonders in der Altenpflege relativ niedrig ist.

Fachkräftebedarf sorgt für mehr Überstunden

 Die Dimension der Arbeitsbedingungen hat sich in der Alten- und Krankenpflege im Jahr 2021 verbessert. Mit 126 (Altenpflege) und 119 (Krankenpflege) liegen beide Indexwerte deutlich über dem Basiswert des Jahres 2013. Der Fachkräftebedarf spiegelt sich beispielsweise darin, dass Beschäftigte in der Krankenpflege geringe Angst vor Arbeitsplatzverlust haben und der Anteil befristeter Arbeitsverträge in der Altenpflege gesunken ist. Die Kehrseite der Medaille zeigt sich in der steigenden Zahl an Überstunden, insbesondere bei Personal in der Altenpflege. DRV-Direktorin Brigitte Gross dazu: „Trotz der hohen Werte zeigt sich: Der Fachkräftemangel in der Pflege wird in Zukunft weiterhin eine große gesellschaftliche Herausforderung bleiben!“

Pflege nach der Pandemie weniger im Fokus der Aufmerksamkeit

 Das Medien-Meinungsklima als Indikator für die gesellschaftliche Akzeptanz des Berufsfelds normalisiert sich: Für die Krankenpflege, über die in der Pandemie-Anfangszeit besonders positiv berichtet wurde, bedeutet das eine deutliche Relativierung. Für die Altenpflege, die in den Nachrichten zunächst oft mit Infektionsausbrüchen in Pflegeheimen und dem Thema „soziale Isolation“ in Verbindung gebracht wurde, verbessert sich das Meinungsklima deutlich.

Der vollständige Bericht steht auf www.bgw-online.de/begx zum Download bereit.

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