Die Aktien hinter der digitalen Patientenakte
Weltweit sind viele Unternehmen im Markt mit elektronischen Patientenakten aktiv. Ab Januar 2025 wird die „ePA“ auch in Deutschland eingeführt. Hendrik Lofruthe, Leiter Portfoliomanagement Healthcare der Apo Asset Management GmbH (apoAsset), zeigt, welche Aktien aus Europa, den USA und Asien man dabei auf dem Radar haben sollte.
Nachdem digitale Gesundheitsakten in Ländern wie Dänemark oder Estland seit Jahren Alltag sind, zieht Deutschland mit der ePA ab Januar 2025 nach. Das bietet langfristig großes Potenzial für eine bessere Medizin. Um die Daten zu schützen, gibt es in Deutschland strenge gesetzliche und technische Vorgaben, in anderen Ländern fallen die Regelungen dazu sehr unterschiedlich aus. Weltweit investieren viele in den Markt der elektronischen Patientenakten, der bis 2030 um rund 30 Prozent wachsen soll (2023: 32 Mrd. US-Dollar, 2030: 43 Mrd. US-Dollar, Quelle Grandview Research, Stand Juli 2024). Dieses Potenzial macht den Markt zu einem Thema für die Geldanlage – von Skandinavien bis Südkorea.
Akteure in Deutschland
Während gesetzliche Krankenkassen wie die TK, DAK oder AOK grundsätzlich nicht an der Börse sind, gibt es von privaten Versicherungen wie Allianz oder AXA Aktien. Bei der digitalen Patientenakte kooperieren die Krankenkassen in Deutschland zum Beispiel mit IBM aus den USA (Börsenwert 176 Mrd. US-Dollar, Stand 1.11.2024) und RISE aus Österreich (nicht börsennotiert). Auch Unternehmen wie die CompuGroup Medical bieten entsprechende Technologien.
Vorreiter in Skandinavien
In Nordeuropa, wo die Digitalisierung von Gesundheitsdaten viel weiter ist, gibt es eine Reihe von Unternehmen, die dort federführend sind. Börsennotierte Beispiele sind Tietoevry und Nokia aus Finnland und NNIT aus Dänemark. Philips aus den Niederlanden gehört auch dazu. Mit Börsenwerten im unteren ein- bis zweistelligen Milliardenbereich sind sie eher kleine und mittelgroße Titel.
Platzhirsche in den USA
Die größten Dienstleister auf diesem Gebiet sitzen in den USA. Dort sind digitale Gesundheitsakten als „Electronic Health Records“, kurz EHR, bekannt. Zum Beispiel ist der IT-Konzern Oracle mit der Übernahme von Cerner 2022 in diesen Markt eingestiegen. In derselben Liga spielt die US-Krankenversicherung United Health. Sie ist mit einem Börsenwert von 482 Mrd. US-Dollar (Stand 1.11.2024) eines der wertvollsten Gesundheitsunternehmen der Welt und ein Vorreiter bei der digitalen Medizin. Ein weiteres Beispiel ist McKesson, ein Pharma- und Medizintechnik-Konzern, der auch IT-Lösungen für Gesundheitsdaten entwickelt. Apple und Alphabet sind ebenfalls auf diesem Feld engagiert. Amazon, Microsoft und andere liefern mit Cloud-Diensten auch einen Teil der erforderlichen Infrastruktur in den USA. Meta dagegen konzentriert sich auf andere Gebiete der digitalen Medizin, etwa die virtuelle Zusammenarbeit.
Marktführer in Asien
In Asien treiben andere diese Entwicklung voran, zum Beispiel Samsung SDS (Südkorea), Fujitsu (Japan) und Alibaba Health (China). Letztere bieten etwa Plattformen an, die den gesamten Behandlungsprozess – von der Diagnose bis zur Medikamentenvergabe – digitalisieren. Der chinesische Versicherungsriese Ping An Healthcare and Technology ist ebenfalls darauf spezialisiert. Er kombiniert digitale Patientenakten mit Telemedizin, was zusätzliches Wachstumspotenzial bietet.
Fünf Faktoren für die Aktienauswahl
Die digitale Transformation des Gesundheitswesens ist ein langfristiger Trend mit vielen Anlagemöglichkeiten. Am einfachsten ist dies in Form eines Aktienfonds, bei dem das Fondsmanagement die Auswahl der Aktien übernimmt. Dabei sind mehrere Aspekte wichtig:
1. Technologische Stärke: Die Unternehmen müssen innovativ sein, die Interoperabilität ihrer Systeme meistern und die Datensicherheit gewährleisten.
2. Regulatorisches Umfeld: Die gesetzlichen Vorgaben und das Marktpotenzial unterscheiden sich von Land zu Land.
3. Akzeptanz in der Gesundheitsbranche: Der Erfolg hängt auch davon ab, dass Fachkräfte und die Gesellschaft die digitalen Patientenakten annehmen. Dabei helfen starke regionale Partnerschaften.
4. Finanzen: Das jeweilige Geschäftsmodell sollte auf gesunden Beinen stehen und der Börsenkurs Luft nach oben haben.
5. Nachhaltigkeit: Bei der Auswahl kann sich besonders ein Blick auf Unternehmen lohnen, die diesen Wandel nicht nur technisch, sondern auch verantwortungsvoll vorantreiben.