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Gespräche mit virtuellen Patient*innen: Preis für Essener Lehrprojekt

LVR-Universitätsklinik Essen am 6. November 2024

Der Lehrpreis der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) geht an PD Dr. Gertraud Gradl-Dietsch von der LVR-Universitätsklinik Essen/Universität Duisburg-Essen für ein gemeinsames Projekt mit dem Lehrstuhl für Medieninformatik | Entertainment Computing der Universität Duisburg-Essen (Linda Graf und Prof. Dr. Maic Masuch). Studierende führen ambulante Erstgespräche mit virtuellen Charakteren.

PD Dr. Gertraud Gradl-Dietsch erhielt die Auszeichnung im Rahmen des DGKJP-Kongresses 2024 in Rostock. Fotonachweis: Bernd Hagedorn

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) zeichnet mit einem Lehrpreis innovative und nachahmenswerte Lehrprojekte für Studierende der Medizin oder Psychologie aus. In diesem Jahr geht der Preis nach Essen: PD Dr. Gertraud Gradl-Dietsch von der LVR-Universitätsklinik Essen/Universität Duisburg-Essen erhielt gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Medieninformatik | Entertainment Computing der Universität Duisburg-Essen (Linda Graf und Prof. Maic Masuch) die Auszeichnung für ihr innovatives Lehrprojekt „EVA – Emotionale virtuelle Agent:innen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“.

Lisa sitzt auf einer Couch, angespannt, die Hände zwischen den Knien. Aber wenn die 14-Jährige Vertrauen fasst, beantwortet sie Fragen – bis ihr die Gesprächsführung nicht gefällt oder vielleicht der Augenkontakt fehlt. Und werden ihr die Pausen im Gespräch zu lang, beschwert sie sich auch. Dann kann es für die Medizinstudierenden schwierig werden. Lisa ist eine „Agentin“ in einer virtuellen Realität, beim Blick durch eine VR-Brille können Studierende mit ihr ein ambulantes Erstgespräch führen – beliebig oft, angstfrei, um ihre Fertigkeiten zu erproben, zu lernen, neue Hypothesen zu testen. Studien zeigen, dass Menschen virtuelle Charaktere als soziale Entität wahrnehmen, wenn sie glaubwürdig gestaltet sind. Lisas Körperhaltung und Gestik sind animiert, ihre verschiedenen Gesichtsausdrücke wurden aber mit Hilfe einer professionellen Schauspielerin aufgenommen und übertragen.

Kommunikation und Interaktion sind integrale Bestandteile der Lehrveranstaltungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Eine wesentliche Herausforderung stellt der praktische Unterricht dar, denn realen Patient:innen ist je nach Krankheitsbild die Befragung durch Studierende nur bedingt zuzumuten. Hier kommt mit „EVA“ eine innovative Weiterentwicklung der Lehre ins Spiel. „Emotionale virtuelle Agent:innen“ unterschiedlichen Alters und mit verschiedenen Diagnosen machen grundlegende Interaktionen wie die Erhebung eines psychopathologischen Befundes aber auch herausfordernde Gesprächssituationen erfahrbar.

Die Entwicklung und technische Umsetzung der Anwendung erfolgen durch den Lehrstuhl für Medieninformatik | Entertainment Computing der Universität Duisburg-Essen. Nach ersten Testversionen wird die Anwendung seit März 2024 genutzt. Ein Transfer an andere Universitäten ist möglich und im Sinne frei zugänglicher Bildungsressourcen auch gewünscht. Auch eine Erweiterung der Zielgruppe ist angedacht. So könnte die Anwendung in angepasster Form auch weiteren Berufsgruppen wie Fachtherapeut:innen, Lehrer:innen oder Sporttrainer:innen im Sinne der Früherkennung psychischer Erkrankungen zur Verfügung stehen.

Der Lehrpreis der DGKJP ist mir 2000 Euro dotiert, 1000 Euro davon gehen an die Fachschaft Medizin der Universität Duisburg-Essen.

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