4. Ideenwerkstatt Schlaganfall
Zum bereits vierten Mal luden das Neurovaskuläre Netz Ruhr und MedEcon Ruhr zur Ideenwerkstatt Schlaganfall am 21. und 22.03.2025 nach Dortmund ein – auch diesmal unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.
Auf Basis von Impulsvorträgen erstklassiger Referent:innen aus der Region und ganz Deutschland diskutierten mehr als 100 Teilnehmende miteinander aktuelle Aspekte der Schlaganfallversorgung. Neben akutmedizinischen Kernthemen wurden insbesondere Perspektiven der patientenzentrierten interprofessionellen Zusammenarbeit und der Qualifizierung von Fachkräften wie auch von Angehörigen thematisiert und erörtert.
Akutmedizinische Herausforderungen und Best Practice
Wie auch bei den vorhergehenden Werkstätten lag ein auf der akutmedizinischen Versorgung und dort wiederum auf der systemischen Lyse, der Thrombektomie und Neuroradiologie und dem Umgang mit intrakraniellen Blutungen. Ein besonders intensiver Austausch fand zur Frage statt, wie eine Lysetherapie optimalerweise durchgeführt werden kann, wenn vor dem Schlaganfall eine medikamentöse Behandlung zur Hemmung der Blutgerinnung (z.B. wegen Vorhofflimmern, zur Prophylaxe von Thrombosen etc…) stattgefunden hat. Hintergrund sind Befürchtungen, dass es in diesem Fall zu einer Erhöhung des Blutungsrisikos kommen könnte. Zwar gibt es Studien, deren Ergebnisse dieser Befürchtung widersprechen. Gleichwohl ist die Mehrzahl der medizinischen Expert*innen in dieser Frage noch sehr zurückhaltend.
Interprofessionelle Zusammenarbeit entlang der Versorgungskette
Stärker als in den Vorjahren wurde die interprofessionelle Kooperation, d.h. das Miteinander der verschiedenen an der Schlaganfallversorgung beteiligten Berufsgruppen beleuchtet. Sie betrifft die Zusammenarbeit im akutmedizinischen Setting der Klinik und bewegt sich entlang der Behandlungskette über die Rehabilitation bis hin zur Nachsorge in wohnortnahen und familiären Settings. Dies zeigte sich sowohl im Programm wie auch in der Teilnehmerstruktur (insbesondere mit einem gewachsenen Anteil von Pflegekräften). Zentrale Themen waren:
- Stroke Nurses: Pflegekräfte spielen schon in der Strike Unit bzw. „auf der Station“ eine zentrale Rolle, deren Wahrnehmung aber aufgrund von Personalmangel und Qualifikationslücken beeinträchtigt wird. Der spezifischen Ausbildung von Stroke Nurses kommt eine besondere Bedeutung in der Qualitätssicherung zu. So müssen in der Zertifizierung von neurovaskulären bzw. Schlaganfall-Netzwerk entsprechende Qualifizierungen von Pflegekräften nachgewiesen werden können.
- Schlaganfall-Lotsen: Das von der Schlaganfall-Stiftung entwickelte und in einigen Regionen schon praktizierte Modell der Schlaganfall-Lotsen zielt einerseits auf eine patientenzentrierte Betreuung entlang der Versorgungskette und über Sektorgrenzen hinweg. Übergreifendes Ziel ist optimalerweise die Reintegration in das Arbeits- und Sozialleben sowie eine selbstbestimmte Teilhabe. Hier wurde von dem DSH-Geschäftsführer Michael Brinkmeyer auch eine Verstärkung entsprechender Ansätze im Ruhrgebiet angeregt.
- Familiärer Kontext: Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Unterstützung durch und von Angehörigen – besonders ausgeprägt beim Übergang pflegebedürftiger Menschen vom Krankenhaus in die häusliche Umgebung. Auch hier – in der „familialen Pflege“ – sind Qualifizierungsmaßnahmen gefragt. mit angeboten werden.
Ein Vergleich mit den Parkinson-Netzwerken unterstrich die Sinnhaftigkeit einer stärkeren multiprofessionellen Orientierung Neurovaskulärer Netzwerke. Der Austausch über die Zertifizierung und Qualitätssicherung der Schlaganfallnetzwerke rundete den zweiten Veranstaltungstag ab.