Wir können Gesundheit

Notärztin beim BVB

Dr. Nicole Sellhast wechselt Fan-Trikot gegen Einsatzjacke und Notfallkoffer

St. Franziskus-Stiftung Münster am 11. Mai 2017

Dr. Sellhast_BVB (1)Wann immer sie gebraucht wird, wechselt Dr. Nicole Sellhast ihr Fan-Trikot gegen Einsatzjacke und Notfallkoffer. Dann sitzt sie nicht auf ihrem Dauerkarten-Platz auf der Westtribüne, sondern kümmert sich als Notärztin beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) um die medizinischen Notfälle im Signal-Iduna-Park, dem Heimstadion des BVB in Dortmund – so auch am vergangenen Samstag beim Bundesliga-Spiel gegen Hoffenheim.

Normalerweise arbeitet sie als Unfallchirurgin im Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen. Der ehrenamtliche Dienst im Dortmunder Stadion ist ihr eine Herzensangelegenheit. Dr. Nicole Sellhast ist einerseits Medizinerin, andererseits BVB-Fan. Und beim DRK-Kreisverband Dortmund e.V. kann die Oberärztin beide Leidenschaften vereinen. Seit mehreren Jahren schon übernimmt sie den Rettungsdienst als Notärztin im Stadion. „Es macht mir Spaß, und ich kann es einfach nicht lassen“, erklärt die Bochumerin mit einem Schmunzeln im Gesicht. Wenn „ihre“ Borussen auf dem Rasen im Dortmunder Stadion um den Sieg kämpfen, ist die 42-Jährige stets dabei. Und wenn nicht als Notärztin, dann auf ihrem Dauerkarten-Platz auf der Westtribüne. Das Ticket trägt sie immer bei sich – als Tattoo auf dem Oberarm.

Zwei Stunden vor Spielbeginn beziehen die DRK-Einsatzkräfte Stellung im „Signal Iduna Park“. Beim ausverkauften Bundesliga-Spiel gegen Hoffenheim fiebern 81.360 potenzielle Patienten mit. Dr. Nicole Sellhast bleibt gelassen. Mit Notfallsanitäter Daniel Witt und Rettungssanitäter Nino Rosato ist sie für die Südtribüne eingeteilt. Wichtig zu betonten ist ihr: „Wir alle sind zu allen Patienten gleich, ich mache da keine Unterschiede.“

Gut eine Stunde vor Anstoß kommt der erste Hilfesuchende in den Sanitätsraum unter der Südtribüne. „Ich habe so starke Zahnschmerzen. Könnte ich eine Schmerztablette bekommen?“, bittet der junge Mann. Natürlich.

Während des Spiels ist die Notärztin im Stadion. Ein Auge hat sie stets auf das Spielfeld, eines auf die Tribüne gerichtet. Tor! Beim 1:0 durch Marco Reus nach nur vier Minuten Spielzeit jubelt Dr. Nicole Sellhast leise mit. Die erste Halbzeit bleibt ruhig. In der Pause sieht das DRK-Team im Sanitätsraum nach dem Rechten. „Nicole, Atemnot!“, ruft Nino Rosato plötzlich. Der Einsatz kam per Funkgerät. Sofort sprinten die drei los zum Sanitätsraum. Dort die Entwarnung: Ein Asthma-Patient hatte sein Spray vergessen. Sellhast hilft aus, der junge Mann kann wieder gehen.

Das Spiel verpassen will natürlich keiner der Zuschauer – auch nicht die, die sich besser im Krankenhaus behandeln lassen sollten. „Wer selbst entscheiden kann, entscheidet sich, hier zu bleiben, um das Spiel zu Ende zu sehen“, erzählt die Ärztin. Für Dr. Nicole Sellhast ist das keine Option. Wenn ein Einsatz ruft, ist das Geschehen auf dem Spielfeld zweitrangig.
Die Fälle seien im Stadion genauso vielfältig wie im Krankenhaus. Trotzdem seien es vor allem medizinische Kleinigkeiten, die sie behandelt: „Meistens kümmern wir uns um alkoholisierte Patienten, Leute mit Kreislaufbeschwerden, Krampfanfällen oder kleinen Wunden.“ Diesmal blieb es besonders ruhig. Erst kurz nach dem 2:0 durch Aubameyang kommt der zweite Einsatz über Funk: Einer Frau gehe es zunehmend schlechter. „Nur“ Kreislauf. Kein Fall für die Notärztin. Die Sanitäter übernehmen. Am Ende gewinnt die Borussia 2:1. Doppelter Grund zur Freude für die Notärztin: ein Sieg für den BVB und keine ernsthaft Verletzten.

Hintergrundinformationen

Dr. Nicole Sellhast ist seit Januar 2017 als Oberärztin der Unfallchirurgie im Elisabeth-Krankenhaus Recklinghausen tätig. Die 42-jährige Bochumerin ist Fachärztin für Unfallchirurgie und Orthopädie sowie Notfallmedizin. Für den DRK-Kreisverband Dortmund e.V. übernimmt sie regelmäßig notärztliche Dienste bei Bundesliga-Spielen, aber auch bei internationalen Partien.
Der Verein Deutsches Rotes Kreuz (DRK) ist bei jedem Spiel im Signal-Iduna-Park vor Ort. 123 Rot-Kreuz-Helfer sind dann für die sanitätsdienstliche Versorgung und den Rettungsdienst im Einsatz, darunter fünf Notärzte. Auch die Unfallhilfe der Johanniter ist dabei. 81.360 Zuschauer passen bei Bundesligaspielen in Deutschlands größtes Stadion. 24.454 Plätze gibt es auf der Südtribüne, der größten Stehtribüne Europas.

Gesundheitsmetropole Ruhr

© 2024 MedEcon Ruhr - Netzwerk der Gesundheitswirtschaft an der Ruhr

Wir können Gesundheit
MedEcon Ruhr