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Bei Herzrhythmusstörungen hilft der ‚Herzelektriker‘

Die Kardiologie erweitert ihr Leistungsspektrum

Bergmannsheil und Kinderklinik Buer GmbH am 1. August 2017

Bergmannsheil_Buer_Herzrhythmusstoerung_EPUDie Kardiologie am Bergmannsheil Buer erweitert ihr Leistungsspektrum: Jetzt werden bei Herzrhythmusstörungen elektrophysiologische Untersuchungen, kurz EPU, und Katheterablationen durchgeführt. Dr. Igor Janda leitet das Department Elektrophysiologie/Rhythmologie.

Er sei ein „Herzelektriker“, sagt der Spezialist augenzwinkernd. Seinen Patienten erklärt er die komplexe und anspruchsvolle Untersuchung im Herzkatheterlabor anschaulich: „Stellen Sie sich das Herz als ein Haus vor. Es hat vier Zimmer und vier Türen, drei Wasserleitungen und viele Stromleitungen, die unter Putz liegen. Der elektrische Kurzschluss in einer Stromleitung führt zu Herzrasen ausgehend von den Herzvorhöfen oder den Herzkammern. Mit der EPU suche ich den Kurzschluss ohne die Wände aufzureißen und mit der Katheterablation kann ich die Kurzschlüsse isolieren.“

Kurzschlüsse im Herzen

„Kommt das Herz aus dem Takt, erleben die Patienten das als ein Herzstolpern oder Herzrasen. Herzrhythmusstörungen entstehen aus elektrischen Kurzschlüsse im Herzen. Um sie zu finden, führen wir biegsame Sonden über die Blutgefäße bis zum Herzen vor. Bei der EPU messen spezielle Elektrodenkatheter die elektrische Erregung des Herzmuskels. Eine Durchleuchtung des Herzens ist nur im geringen Maße notwendig, weil wir ein dreidimensionales Navigationssystem verwenden. Die Rhythmusstörungen können in den Vorhöfen liegen oder in einer der Herzkammern. Ist der Kurzschluss gefunden, wird er elektrisch isoliert. Bei einer Katheterablation veröden wir schmerzfrei den Bereich des Herzgewebes von dem die Herzrhythmusstörung ausgeht. Entweder mit Hochfrequenzstrom oder mit Kälte. Aus Muskelgewebe entsteht dann kleinstes Narbengewebe“, erklärt Dr. Janda. Er rechnet mit rund 300 bis 400 EPU-Patienten jährlich. Drei Millionen Euro hat das Bergmannsheil Buer für Bau und Ausstattung des Herzkatheterlabors in die Hand genommen. Ausgestattet mit zwei Messplätzen können zwei Katheteruntersuchungen parallel erfolgen.

Koronare Herzkrankheit

Linksherzkatheter-Untersuchungen werden bei Notfallpatienten mit Verdacht auf einen Herzinfarkt im Bergmannsheil Buer rund um die Uhr durchgeführt. Das geschieht in der Klinik rund 400 Mal im Jahr, hinzu- kommen weitere 1 300 geplante Untersuchungen. „Im Herzkatheterlabor werden Patienten untersucht, deren Herzkranzgefäße verengt sind, die eine Herzschwäche oder eine Herzmuskelerkrankung haben. Wir wählen den Zugang über die Gefäße am Handgelenk, nicht über die an der Leiste. Damit entfällt für den Patienten der unkomfortable große Druckverband am Bauch, mit dem er für einige Tage still liegen bleiben muss“, erklärt Chefarzt Dr. Christoph Haurand. Bei Herzkatheteruntersuchungen lassen sich die Herzkranzgefäße dank eines Kontrastmittels auf einem Monitor darstellen. „Dann sehen wir, ob und an welcher Stelle die Gefäße verengt beziehungsweise verschlossen sind und können den Verschluss durch einen Ballonkatheter öffnen und einen Stent einsetzen.“

Zur Person: Dr. Igor Janda

In Prag geboren, in Bayern aufgewachsen und Medizin studiert, in Düsseldorf zur Kardiologie gekommen und sich in Gelsenkirchen als der Experte für invasive Rhythmologie etabliert: Dr. Igor Janda hat mit seiner Spezialisierung auf die invasive Behandlung von Herzrhythmusstörungen durch elektrophysiologische Untersuchungen gleich zwei Leidenschaften vereint – die Medizin und die Technik. „Der Studienplatz an der TU München im Fach Technische Physik war mir schon sicher, da habe ich mich dann doch für das Medizinstudium entschieden. Als ‚Herzelektriker‘ kann ich nun beide Interessen vereinen“, sagt der 55-Jährige.

Nach dem Studium der Medizin in München geht der wettkampferfahrene Skirennfahrer und Turner Janda 1988 ins Rheinland. An der Uniklinik Düsseldorf bleibt er neun Jahre und wird Facharzt für Innere Medizin mit der Spezialisierung im Fach Kardiologie. Im Jahr 1994 erfolgt die Promotion. Dr. Janda: „Das waren intensive und wissenschaftlich hochspannende Jahre, denn in Düsseldorf fand 1986 die weltweit erste Hochfrequenzablation über einen von der Leiste eingeführten Herzkatheter statt. Sensationell! Hier war einer der ‚Hotspot‘ der invasiven Rhythmologie.“ Auf nationalen und internationalen Kongressen präsentiert der ambitionierte Kardiologe seine Forschungsergebnisse.

Im Jahr 1998 dann der Wechsel ins Ruhrgebiet: Im Marienhospital Gelsenkirchen baut Dr. Janda als Oberarzt die invasive Rhythmologie (Elektrophysiologische Untersuchung und Katheterablationen) auf, implantiert Defibrillatoren und bildet den Nachwuchs aus – auch landesweit im Auftrag der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Seit Juli 2017 ist er nun am Bergmannsheil Buer in der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie Leiter des Department Elektrophysiologie/Rhythmologie – „in neuer, leitender Funktion werde ich hier meine Expertise einbringen.“

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