Sozialmedizinische Nachsorge feiert Jubiläum
Keine Lücke zwischen Klinikum und Zuhause
Frühgeborene, die mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1500 Gramm geboren werden, Kinder mit angeborenen Fehlbildungen, Kinder mit Krebs-erkrankungen oder Entwicklungsstörungen. Für sie und ihre Eltern beginnt von klein auf ein eng getakteter Plan aus Untersuchungen, Therapien und Beratungsgesprächen. Der Entlassung aus der Klinik sehen viele Eltern mit gemischten Gefühlen entgegen. Um Familien in dieser Belastungssituation über den Klinikaufenthalt hinweg zur Seite zu stehen, gibt es im Klinikum Dortmund seit 2012 die Sozialmedizinische Nachsorge. Bei der Feier zum fünfjährigen Jubiläum blickten die Beteiligten zurück und in die Zukunft.
Wenn Kinder mit Auffälligkeiten nach Hause dürfen, enthält der Entlassbrief zahl-reiche Empfehlungen – von Kontrollterminen über die richtige Medikation bis zur Krankengymnastik. „Die werden zwar auch in einem abschließenden Gespräch zwischen den Familien und Ärzten thematisiert, allerdings zeigen Studien, dass Eltern dabei nicht immer alle Informationen aufnehmen können. An dieser Stelle setzen wir an“, sagt Ulrike Jägermann, Leiterin der Sozialmedizinischen Nach-sorge.
Vom Klinikalltag bis ins Kinderzimmer begleiten
Gemeinsam mit einem zehnköpfigen Team aus Kinderkrankenschwestern, Sozi-alarbeitern, Pädagogen, Psychologen und Ärzten hat Jägermann es sich zur Auf-gabe gemacht, die Familien beim Wechsel vom Klinikalltag bis ins Kinderzimmer zu begleiten. „Dadurch wollen wir sichergehen, dass die ambulante Behandlung greift, die Patienten auch zuhause gut versorgt sind und die Eltern sich sicher fühlen“, so Dr. Benedikt Bernbeck, der die ärztliche Leitung innehat.
Bedürfnisse der betreuten Familien sind grundverschieden.
Manche Familien begleitet das Team der Sozialmedizinischen Nachsorge zu Arztbesuchen, kontaktiert Therapeuten in Wohnortnähe, koordiniert die verordne-ten Maßnahmen. „Unser Ziel ist es, die Strukturen des Gesundheitssystems zu vermitteln, alle möglichen Unterstützungsmöglichkeiten aufzuzeigen und auf indi-viduelle Bedürfnisse einzugehen“, so Jägermann.
Oftmals fürchten Betroffene, das Geschwisterkind zu vernachlässigen, weil sie viel Zeit bei ihrem schwerkranken Kind verbringen. „Dann vermitteln wir Paten-schaften, sind bei der Suche nach einer Tagesmutter behilflich oder nehmen Kontakt zu Ansprechpartnern in der jeweiligen Schule auf“, sagt Jägermann.
Bei Kindern mit Handicap prüft die Sozialmedizinische Nachsorge, ob die Familie mit allen notwendigen Hilfsmitteln versorgt ist und ob sozialrechtliche Leistungen wie ein Schwerbehindertenausweis und ein Pflegegrad vorhanden sind. Außer-dem gibt sie Eltern bei Bedarf Tipps zur Pflege des Kindes – etwa wenn ein künstlicher Darmausgang gelegt wurde.
Jubiläumsfeier bringt das Netzwerk und betroffene Familien zusammen
Zum fünfjährigen Bestehen lud die Sozialmedizinische Nachsorge nun Familien und zahlreiche Netzwerkpartner wie Elterninitiativen, Pflege- und Hospizdienste und die Mitglieder des Netzwerkes der Frühen Hilfen in die Kinderklinik ein. Eltern und Kinderärzte erklärten in Erfahrungsberichten, wie sie die Sozialmedizinische Nachsorge erleben und was sich in den vergangenen Jahren getan hat.
Inzwischen über 200 betreute Familien im Jahr
Im ersten Jahr kümmerte sich das zunächst kleine Team um knapp 50 Familien, im Jahr 2017 sind es schon über 200. „Wir stellen fest, dass der Beratungsbedarf steigt. Deshalb sind wir froh, als Partner der Frühen Hilfen Dortmund auf ein star-kes Netzwerk an Unterstützern zurückgreifen zu können“, so Jägermann. Das Engagement zahlt sich aus: Die Sozialmedizinische Nachsorge wurde erst kürz-lich vom Bundesverband Bunter Kreis e.V. rezertifiziert und als Hospitationszent-rum anerkannt. Ein weiterer Ausbau ist geplant, um das Angebot auch in umlie-genden Regionen, z.B. im Märkischen Kreis und in Teilen des Sauerlandes, zu etablieren.