Wir können Gesundheit

Schmerzmittel bei Rückenproblemen: Experte warnt vor großer Suchtgefahr

Aus Opium gewonnene Arzneien stehen in der Kritik

Klinikum Dortmund gGmbH am 15. August 2018

Dr.
Carsten Meyer, Direktor der Klinik für Schmerztherapie und Palliativmedizin
im Klinikum Dortmund

Wer bei schlimmer werdenden Rückenproblemen auf Schmerzmittel setzt, sollte es nicht übertreiben und nur in enger Abstimmung mit einem Arzt vorgehen. Gerade nämlich so genannte Opioide bergen bei falscher Anwendung eine Suchtgefahr und helfen längst nicht allen Patienten, wie Dr. Carsten Meyer, Direktor der Klinik für Schmerztherapie und Palliativmedizin im Klinikum Dortmund, erklärt. „Opioide, also aus Opium gewonnene Arzneien, zählen zu unseren schärfsten Waffen im Einsatz gegen den akuten oder chronischen Schmerz und sollten spätestens nach sechs bis zwölf Wochen dringend in ihrer Wirkung beim Patienten überprüft werden“, sagt der Experte.

Im Klinikum Dortmund werden Opioide etwa zur akuten Schmerztherapie nach operativen Eingriffen oder bei sonstigen schmerzhaften akuten Erkrankungen eingesetzt. „In diesem Fall sind Opioide eine sehr hilfreiche und starke Substanzgruppe, aber eben idealerweise nur für wenige Tage. Dauerhaft tritt ein Gewöhnungseffekt ein, so dass sie Wirkung insgesamt nachlässt und der Betroffene eine höhere Dosis benötigt. Ein Teufelskreis beginnt“, so Dr. Meyer. Gerade in der ambulanten Anwendung sei deshalb auch Vorsicht geboten, vor allem ab einer Dosis von 120 mg Morphin pro Tag.

Mit Sorge beobachtet Dr. Meyer, dass sich etwa in den USA die Verschreibungszahl dieser Medikamente in den letzten 20 Jahren fast vervierfacht hat. „Dort nutzen viele Menschen Opioide nicht mehr gezielt gegen ihre Schmerzen, sondern als Alltagsdroge, weil sie die Medikamente ohne Hilfe nicht mehr reduzieren können“, sagt der Experte. Besonders die Anwendung von retardierten Opioiden (mit langsamer Freisetzung) wurde lange Jahre zu unkritisch eingesetzt. Dabei sind die Nebenwirkungen durchaus beachtlich. Die häufigsten Nebenwirkungen (25-50%) sind Übelkeit, Benommenheit, Verstopfung, trockener Mund, Schwäche, Kopfschmerzen, Juckreiz und vermehrtes Schwitzen. Gerade zu Beginn der Therapie ist auch die Fahrtüchtigkeit eingeschränkt.

Patienten sollten Opioide aber nicht abrupt absetzen oder eigenständig mit anderen Opioid-Präparaten mischen, sondern immer vorher Rücksprache mit einem Schmerzmediziner halten. „Opioide zeigen bereits in niedriger Dosierung eine lindernde Wirkung. Ist dies nicht der Fall, kann es daran liegen, dass es der falsche Wirkstoff für den Schmerz ist“, so der Experte. Es gebe nämlich eine Vielzahl von Erkrankungen, darunter Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Fibromyalgie, Muskelverspannungen etc., die nur schlecht auf Opioide ansprechen.

Der Experte rät deshalb dazu, vorab eine eingehende Schmerzanalyse beim Arzt vorzunehmen und wenn, dann nur kurzzeitig bei akuten Schmerzattacken auf Opioide zurückzugreifen. Die Schmerzklinik arbeitet im Klinikum Dortmund u.a. eng mit der Wirbelsäulenchirurgie zusammen. Hier werden in gemeinsamen Fallbesprechungen die optimalen Therapiewege für den Patienten ermittelt. Gerade bei Rückenproblemen muss es nämlich nicht gleich die Operation oder das Opiat sein.

Knochen & Gelenke

© 2024 MedEcon Ruhr - Netzwerk der Gesundheitswirtschaft an der Ruhr

Wir können Gesundheit
MedEcon Ruhr