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Wächterlymphknotenverfahren bei Vulvakrebserkrankungen

Frauenklinik bietet modernes OP‐Verfahren an

1. Oktober 2018

Das Expertenteam an den EVK: Jan‐Erik Junker, Chefarzt der Frauenklinik (Mitte),
Dr. Ulrich Laufer, Chefarzt der Klinik für Radiologie (rechts) und Sebastian
Kley Steverding, Leitender Oberarzt der Klinik für Radiologie (hinten).
Jan‐Erik Junker, Chefarzt der Frauenklinik an den EVK, legt seinen Schwerpunkt vor allem auf die Behandlung von Erkrankungen der gynäkologischen Organe. Bei den äußeren Genitalien gehört hierzu unter anderem die Behandlung von Vulvakarzinomen, einer seltenen, bösartigen Tumorerkrankung der äußeren weiblichen Geschlechtsteile. „Betroffen sind hiervon in erster Linie ältere Frauen ab 75 Jahren, aber zunehmend auch junge Frauen um die 40“, erläutert Junker. Symptome für die Erkrankung sind Jucken und Brennen im Bereich der Schamlippen und die Frauen bemerken einen anfangs kleinen Tumor. „Meist gehen gerade ältere Frauen nicht mehr regelmäßig zum Gynäkologen, sondern suchen bei den Beschwerden ihren Hausarzt auf“, so Junker, „Oft ist es auch nur der Gang zur Apotheke, wo die Betroffenen zunächst eine Salbe bekommen. Die Scheu, mit solchen Beschwerden zum Hausarzt oder zum Facharzt zu gehen, ist bei vielen Frauen verständlicherweise hoch.“

Dabei ist eine Behandlung bei einer frühzeitigen Diagnosestellung durch moderne Verfahren bezüglich der Komplikationsmöglichkeiten und posttherapeutischen Einschränkungen überschaubar: Zunächst lokalisiert der Gynäkologe Jan‐Erik Junker zusammen mit seinen Kollegen aus der Radiologie/Nuklearmedizin den sogenannten Wächterlymphknoten. Hierzu wird der betroffenen Patientin eine radioaktive Kochsalzlösung gespritzt. Unter einer Gammakamera können die Ärzte dann die betroffene Stelle genauestens lokalisieren. Bei dem folgenden Eingriff wird die Position mit einer Spezialsonde identifiziert und nur der betroffene Bereich operiert. „Bei der bisher üblichen radikalen Leisten‐OP behielten die Patientinnen eine bis zu 12 cm lange Narbe zurück“, erklärt Junker, „ bei dem neuen Wächterlymphknotenverfahren ist die Narbe nur 2‐3 cm groß. Damit ist unter anderem eine schnellere Heilung möglich.“ Die radikale Leisten‐Op dauert 60 Minuten, die Operation nach dem neuen Verfahren dauert 20 Seite 2 von 2 Minuten. Bei dem herkömmlichen Verfahren besteht bei 80 bis 100 Prozent der Patientinnen die Gefahr, nach der Operation an einem Lymphödem im Bein zu leiden. „Das ist bei dem neuen Verfahren nahezu auszuschließen.“ Bei Brustkrebserkrankungen wird dieses Verfahren seit 20 Jahren erfolgreich angewendet. Bei der Behandlung von Vulvakrebs hat es sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt. „Oft fehlt den Gynäkologen die entsprechende Erfahrung und / oder in der Klinik gibt es keine nuklearmedizinische Abteilung“, erläutert Junker. Wenn die Erkrankung sehr weit fortgeschritten ist, kann mit einer Operation nicht gut geholfen werden. Dann wird die Patientin in der Strahlentherapie vorgestellt. „Leider wird die moderne Strahlentherapie bei vielen Kollegen und Patientinnen oft nur als Notlösung gesehen und nicht als alternative gleichwertige Therapiemöglichkeit.“

Jan‐Erik Junker rät allen Frauen, ihre Scham abzubauen und bei ersten Anzeichen einen Facharzt aufzusuchen. Dann sind die Chancen auf eine schnelle Diagnosestellung und unkomplizierte Behandlung am höchsten. In Gelsenkirchen ist die Frauenklinik an den EVK die einzige Klinik, die dieses neue Verfahren anbietet.

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