Höchststand bei Arbeitsausfällen durch psychische Erkrankungen in NRW
Anstieg um 43 Prozent im Zehn-Jahres-Vergleich
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer In Nordrhein-Westfalen haben im vergangenen Jahr so oft wie nie zuvor mit Depressionen oder Ängsten am Arbeitsplatz gefehlt. Rein statistisch kamen auf 100 DAK-Versicherte 314 Fehltage, wie aus dem repräsentativen Psychreport der DAK-Gesundheit hervorgeht. Die Fehlzeiten wegen dieser Erkrankungen lagen um 43 Prozent über dem Niveau von vor zehn Jahren. Im Vorjahresvergleich hatten junge Berufstätige unter 30 Jahren einen besonders deutlichen Zuwachs. Lesen Sie mehr in unserer aktuellen Pressemeldung.
Höchststand bei Arbeitsausfällen durch psychische Erkrankungen in NRW
„Der neue Höchststand bei den psychischen Erkrankungen ist besorgniserregend. Hinzu kommt, dass zunehmend junge Erwachsene wegen dieser Erkrankungen bei der Arbeit ausfallen“, sagt Klaus Overdiek, Landeschef der DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen. 2022 hatten in Nordrhein-Westfalen junge Männer zwischen 20 und 24 Jahren den stärksten Anstieg bei den Fehltagen wegen psychischer Erkrankungen. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen in dieser Altersgruppe die Fehlzeiten um 38 Prozent an. Bei den jungen Frauen war der Zuwachs bei den 24- bis 29-Jährigen mit 40 Prozent noch etwas größer. „Wir müssen am Arbeitsplatz den Fragen der seelischen Gesundheit mehr Beachtung schenken, insbesondere, wenn es um Auszubildende und junge Beschäftigte geht.“ Diese seien erst am Anfang ihres Berufslebens und dürften nicht Gefahr laufen, eines Tages verfrüht ausgebrannt zu sein und aussteigen zu müssen, so Overdiek.
Rekordhoch bei Anpassungsstörungen
Im Durchschnitt waren psychisch erkrankte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr 37,6 Tage lang krankgeschrieben. Die meisten Fehltage entfielen auf Depressionen. Auf Platz zwei kamen Belastungs- und Anpassungsstörungen. Sie hatten mit 18 Prozent Zuwachs den stärksten Anstieg gegenüber 2021. Mit einer Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis, zum Beispiel einen Trauerfall, gemeint. Dies kann sich in negativen Veränderungen des Gemütszustandes oder auch in Störungen des Sozialverhaltens ausdrücken.
Der meiste Ausfall im Gesundheitswesen
Wie stark Beschäftigte von psychischen Erkrankungen betroffen sind, hängt unter anderem mit der Branche zusammen, in der sie tätig sind. In Nordrhein-Westfalen haben diejenigen, die im Gesundheitswesen arbeiten, weit überdurchschnittlich viele Fehltage. 2022 waren es – bezogen auf 100 erwerbstätige DAK-Versicherte – 420 Fehltage, ein Drittel mehr als im Durchschnitt aller Branchen.
Neue elektronische Krankmeldung wirkt sich aus
Insgesamt liegt Nordrhein-Westfalen bei den psychisch bedingten Fehlzeiten ungefähr auf Bundesniveau. Der neuerliche Anstieg hängt auch zum Teil mit der neuen elektronischen Krankmeldung zusammen. Seit August 2022 gehen Krankmeldungen von den Arztpraxen direkt an die Krankenkassen und müssen von den Patientinnen und Patienten nicht mehr selbst eingereicht werden. „Wir hatten 2022 rund 41 Prozent mehr Krankschreibungen von sehr kurzer Dauer“, so Overdieck. „Es tauchen in unserer Statistik also auch Fälle auf, die in der Vergangenheit nicht erfasst wurden, weil die gelben Zettel bei den Versicherten liegen geblieben sind.“
Für den Psychreport hat das Berliner IGES Institut die Daten von 425.000 DAK-versicherten Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen ausgewertet. Die DAK-Gesundheit ist die drittgrößte gesetzliche Krankenkasse Deutschlands. Sie informiert online über ihre Leistungen zum Gesundbleiben und Gesundwerden unter: www.dak.de/psychreport