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Robotik revolutioniert die Medizin

Bergmannsheil und Cyberdyne vertiefen Kooperation in der Anwendung robotergestützter Therapieverfahren

Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH am 13. Juli 2018

Tristan spendete sein Kommunionsgeld an Prof. Sankai (rechts), um die Forschung der Firma Cyberdyne zu unterstützen.
Bildnachweis: Bergmannsheil

Seit fünf Jahren wird in Bochum eine Zukunftsvision Realität: Mithilfe des Roboteranzugs HAL kann querschnittgelähmten Menschen im Zentrum für Neurorobotales Bewegungstraining der Firma Cyberdyne wieder das Gehen ermöglicht werden. Gemeinsam mit dem BG Universitätsklinikum Bergmannsheil als wissenschaftlichem Kooperationspartner blickten die Initiatoren im Rahmen eines Symposiums auf die erzielten Erfolge zurück. Das Bergmannsheil und die Firma Cyberdyne bekräftigen ihren Willen, ihre Zusammenarbeit weiter zu vertiefen und neuen robotergestützten Therapien den Weg zu ebnen: Dazu unterzeichneten die Partner bei der Veranstaltung am 6. Juli 2018 im Zentrum für Neurorobotales Bewegungstraining einen „Letter of Intent“. Rund 80 Mediziner, Wissenschaftler und Gesundheitsexperten aus Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Polen, Italien, Spanien und Deutschland waren dabei.

Erfinder des HAL referiert über Therapiechancen der Robotertechnologie

Prof. Yoshiyuki Sankai, Professor der Graduate School of Systems & Information Engineering, University Tsukuba und CEO von Cyberdyne Inc. Japan, erläuterte dem internationalen Fachpublikum das Prinzip des von ihm entwickelten HAL-Systems: Dabei handelt es sich um einen Roboteranzug, der es gelähmten Menschen ermöglicht, sich aufzurichten und ihr autonomes Gehvermögen wieder gezielt zu trainieren. Der HAL Robot Suit unterstützt die Bewegungsabläufe des Patienten und leistet die nötige Kraftunterstützung, die er für das Lauftraining benötigt. Der Anzug wird neurologisch gesteuert, indem er minimale Nervenimpulse über Hautsensoren an den Gliedmaßen aufnimmt, über eine Steuereinheit interpretiert und entsprechende Bewegungsbefehle an die Motoren an den Gelenken des Patienten sendet.

„Hervorragende Partnerschaft“

Prof. Dr. Thomas A. Schildhauer, Ärztlicher Direktor des Bergmannsheil und Direktor der Chirurgischen Klinik, blickte seinerseits auf die „hervorragende Partnerschaft“ mit Prof. Sankai zurück: „Diese Zusammenarbeit hat es möglich gemacht, Menschen mit Querschnittlähmungen und anderen Bewegungseinschränkungen bislang ungeahnte Therapiechancen zu eröffnen und ihnen ein großes Stück Lebensqualität zurück zu geben.“ Dass das Training mit dem HAL-Roboteranzug nachweisliche Erfolge für die Lauffähigkeit, das Gangbild und auch die psychische Befindlichkeit der Patienten leistet, verdeutlichte Dr. Mirko Aach, Leitender Arzt der Abteilung für Rückenmarkverletzte am Bergmannsheil. Dr. Aach, der selbst querschnittgelähmt ist, hat als erster Europäer bereits 2011 das HAL-System in Japan getestet. Mit dem Forscherteam unter der Leitung von Prof. Schildhauer hat er seither mehrere Studien durchgeführt, die den positiven Nutzen der HAL-Therapie wissenschaftlich belegt haben.

Zusammenarbeit ausbauen

Künftig wollen die Partner ihre Zusammenarbeit weiter intensivieren und auch neue robotergestützte Therapien zur Anwendung bringen, die anderen Patientengruppen wie zum Beispiel Kindern zugutekommen sollen. Dazu unterzeichneten Prof. Sankai, Bergmannsheil-Geschäftsführer Ralf Wenzel und Prof. Schildhauer einen „Letter of Intent“. Einen kleinen Beitrag lieferte auch der neunjährige Tristan: Er überreichte Prof. Sankai im Rahmen der Veranstaltung einen großen Teil seines Kommunionsgeldes, um die weitere Entwicklung innovativer Robotertechnologien zu unterstützten: „Damit Sie kranken Kindern helfen können, wieder gesund zu werden“, sagte der noble Spender, der seinerseits mit einem Geschenk und einer Anstecknadel bedacht wurde.

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