Praxis- und Apothekenabgabe
Wie gelingt der Einstieg in den Ausstieg? Und was kommt danach?
Gut ein Drittel der niedergelassenen Ärzte ist laut Ärztestatistik der Bundesärztekammer inzwischen 60 Jahre und älter, und die Zahlen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ABDA prognostizieren, dass bis 2030 etwa jeder dritte Apothekeninhaber im Rentenalter sein wird. Gleichzeitig hält der Trend zur Anstellung bei der nachrückenden Generation der Mediziner und Pharmazeuten an. Entsprechend besorgt blicken 55 Prozent der Heilberufler auf die Abgabe ihrer Praxis oder Apotheke. 58 Prozent der Befragten haben Bedenken, keinen geeigneten Nachfolger zu finden. 42 Prozent befürchten, nicht genügend Ertrag mit dem Verkauf der Praxis oder Apotheke zu erzielen. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) unter niedergelassenen Heilberuflern.
„Entscheidend ist, rechtzeitig mit der Nachfolgersuche anzufangen“, empfiehlt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der apoBank. „Unterstützung gibt es bei Standesorganisationen, bei auf den Gesundheitsmarkt spezialisierten Berater der apoBank oder über die Praxis- und Apothekenbörsen im Internet. Aus Erfahrung wissen wir auch, dass die monetären Vorstellungen oder Wünsche der Abgeber nicht immer der Marktsituation vor Ort entsprechen. Doch mit professioneller Unterstützung lässt sich der Wert der Praxis oder der Apotheker schätzen, der dann als Orientierungsgröße dienen kann.“
Wichtiges Ziel: Das Lebenswerk in guten Händen zu wissen
Zu den wichtigsten Zielen bei der Abgabe zählt für 48 Prozent der Befragten, einen guten Verkaufspreis zu erzielen. Fast genauso häufig (bei 45 Prozent) wünschten sich die Inhaber, die Praxis beziehungsweise Apotheke in gute Hände abzugeben. Aber auch möglichst wenig Aufwand bei der Abwicklung der Übergabe, ist – insbesondere für viele Zahnärzte und Apotheker (jeweils 42 Prozent) – von hoher Bedeutung.
Ein Blick auf die Antworten der Fachgruppe Ärzte zeigt etwas andere Prioritäten: Ein gutes Gefühl bei der Nachfolge ist ihr genauso wichtig wie ein guter Verkaufspreis (jeweils für 48 Prozent), die aufwändige Organisation fürchtet sie mit 28 Prozent am wenigsten. 14 Prozent der befragten Ärzte und 10 Prozent der Zahnärzte haben vor, die Praxis an ein Familienmitglied zu übergeben.
Ärzte wünschen oft sukzessiven Übergang in den Ruhestand
Vor allem Ärzte (20 Prozent) befürchten, dass sie nach der Praxisabgabe die Arbeit vermissen werden und sie sich nicht mehr gebraucht fühlen. Entsprechend wünschen viele der befragten Mediziner (46 Prozent) keinen abrupten Wechsel in den Ruhestand, sondern eine Übergangslösung mit einem reduzierten Arbeitszeitpensum. Unter den Zahnärzten möchten das 38 Prozent, bei Apothekern 26 Prozent.
„Den Wunsch nach einem sukzessiven Übergang in den Ruhestand äußern unsere Kunden häufig“, sagt Zehnich „Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder bleibt man noch eine Zeitlang Chef in Teilzeit und holt sich einen angestellten Arzt beziehungsweise Zahnarzt in die Praxis, oder man übergibt die Praxis und vereinbart eine Anstellung mit reduzierter Arbeitszeit. Die zweite Variante kann allerdings problematischer sein, denn der Rollenwechsel vom Praxisinhaber zum Angestellten bedeutet auch weniger Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum zugunsten des neuen Inhabers. Hier kommt es also vor allem darauf an, wie gut man loslassen kann, nicht als Arzt, sondern als Vorgesetzter.“
Für die Mehrheit sind nichtärztliche Investoren eine Option
Ärzte und Zahnärzte haben auch die Möglichkeit, ihre Praxen an nichtärztliche Investoren zu verkaufen. Indem sie ihre Zulassung in MVZ-Einrichtungen einbringen, können sie noch eine Zeit lang dort als Angestellte weiterarbeiten, gegebenenfalls mit geringerem Arbeitspensum. 16 Prozent der Ärzte und 23 Prozent der Zahnärzte lehnen den Verkauf an heilberufsfremde Einrichtungen ab, doch die Mehrheit wäre dazu bereit.
„An dieser Stelle kommen zwei Interessenlager zusammen: Auf der einen Seite die Investoren, die den Gesundheitsmarkt als Wachstumsmarkt sehen. Auf der anderen Seite die Heilberufler, die einen guten Preis für ihre Praxis erzielen möchten und mit zunehmendem Alter auch häufig die eigene Arbeitszeit reduzieren wollen, was ihnen über die Anstellung im MVZ ermöglicht wird“, so Zehnich.
Respekt vor dem organisatorischen Aufwand
Einen großen Organisationsaufwand bei der Praxis- oder Apothekenabgabe erwarten insgesamt 35 Prozent der befragten Heilberufler. vor allem Apotheker (44 Prozent) äußern diese Befürchtung. Dementsprechend wünschen sich 60 Prozent aller Befragten eine persönliche Beratung oder möchten sich bei der Abwicklung weitestgehend auf Experten verlassen.
„Als Bank der Ärzte und Apotheker stehen wir für unsere Kunden in jeder beruflichen Phase mit Rat und Tat zur Seite“, sagt Zehnich „Vor dem Hintergrund der Ergebnisse verstärken wir gerade unser Beratungsangebot für die Praxis und Apothekeninhaber, die kurz vor dem Ruhestand stehen. Ein erster Einstieg in das Thema könnte das neue Portal der apoBank „Abgeben heißt loslegen!“ sein. Hier können Ärzte, Zahnärzte und Apotheker von anderen Erfahrungsberichten profitieren, einem Praxisabgeber direkt Fragen stellen oder testen, welche Beratungsform zu ihnen passt.“