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Weltweiter Vorreiter: Interaktives Training mit VR-Brille

Virtuelle Realität (VR) hilft Nieren-Patienten bei der Bauchfell-Dialyse

Klinikum Dortmund gGmbH am 13. November 2018

Das Klinikum Dortmund entwickelt derzeit mit der Düsseldorfer VR-Firma „Weltenmacher“ in der Nephrologie eine VR-Lern-Anwendung für Nieren- Patienten, die eine Bauchfell-Dialyse dauerhaft benötigen und diese sicher bei sich zu Hause beherrschen müssen. Hierzu startet im Klinikum am 26. und 27. November eine Testung des VR-Trainingsprogrammes an Patienten und medizinischem Personal, initiiert von Dr. Panagiota Zgoura, Leitende Oberärztin der Klinik für Nephrologie und Notfallmedizin im Klinikum Dort-mund bei Klinikdirektor Dr. Fedai Özcan, und Boris Kantzow, Geschäftsfüh-rer der Firma „Weltenmacher“. In der Nephrologie existiere bislang keine Anwendung von VR, sagen die Experten. Deshalb sei es wichtig, die Vorbe-reitung und Durchführung einer solchen Dialyse mit den Patienten routi-niert und hygienisch einwandfrei zu trainieren. Tatsächlich ist wissen-schaftlich erwiesen, dass VR gerade für Trainingsprogramme in der Medizin idealerweise eingesetzt werden kann.

„Der wesentliche Vorteil ist, dass der Patient dank VR-Brille und Steuerungsein-heiten in seinen Händen sehr intensiv, emotional und interaktiv lernen kann“, er-klärt Dr. Zgoura, die das Vorhaben bereits auf dem europäischen Fachkongress für Nierenspezialisten in Kopenhagen sowie auf dem deutschen Jahreskongress für Nephrologie in Berlin vorgestellt hat und bald dazu auch einen Vortrag auf dem Fachkongress in New Orleans/USA halten wird. „Wir sehen in dem Projekt einen absoluten Gewinn für unsere Patienten, da wir ihnen auf diese Weise ein hohes Maß an Sicherheit bieten können, also effektiv Ängste abbauen und zu-gleich eine Standardisierung in der Anwendung der Therapie schaffen. Das glei-che gilt für das Pflegepersonal. Insbesondere soll durch die Verbesserung des Trainings in der Phase, bevor die Patienten den Katheter erhalten, eine Verkür-zung der Liegedauer erreicht werden und eine Entlastung des Pflegepersonals“, sagt Dr. Zgoura.

Im Gegensatz zur Dialyse an der Maschine (Hämodialyse) in einem Nierenzent-rum können Patienten bei der Bauchfelldialyse flexibel selbst die Entgiftung (z.B. zu Hause, im Büro, im Urlaub) vornehmen. Im Vergleich zur Hämodialyse muss der Patient deshalb auch nicht dreimal pro Woche ins Nierenzentrum. Dazu wird den Betroffenen vorab ein Dialyse-Katheter operativ in den Bauchraum einge-bracht. Der Patient sollte vor der Operation lernen, eigenständig eine sterile Lö-sung hygienisch einwandfrei in den Bauchraum zu füllen und nach einer vier-stündigen Verweilzeit auszutauschen.

Hier setzt das VR-Training an, in dem der Patient die Schrittfolge der zu leisten-den Handgriffe einstudieren kann; das derzeitig etablierte Training umfasst ein Informationsgespräch, die Ausgabe von Broschüren und Trainingsvideos und ein aufwändiges Einstudieren der vielen einzelnen Schritte gemeinsam mit dem Pflegepersonal. „Im Gegensatz zu einem bloßen Film erlebt der Patient in der VR-Welt mit Brille, Handsteuerungen und Kopfhörern sein Verhalten interaktiv mit allen benötigten Sinnen und lernt effizienter. Er befindet sich vollkommen in der virtuellen Welt, was man Immersion nennt. Dadurch gelingt die Verinnerlichung jedes einzelnen erlernten Schrittes und kann bei der Dialyse einfacher ausgeführt

werden“, erklärt der VR-Experte Boris Kantzow. Eine große Pharma-Firma unter-stützt die Studie bereits, die nach dem Start Ende November im Klinikum Dort-mund und nachfolgend in zwei bis drei weiteren Kliniken europaweit durchgeführt wird. „Mit diesem Thema betreten wir in der Nephrologie Neuland und ich bin fest davon überzeugt, dass wir damit endlich ein standardisiertes Trainingsprogramm für die Trainer und somit auch für die Patienten erreichen, mit dem zusätzlich nicht nur Kosten und Zeitersparnisse einhergehen, sondern längerfristig auch die Entzündungsrate des Bauchfelles durch deutliche Verminderung von Fehlern in der Handhabung weiter reduziert werden kann“, so Klinikdirektor Dr. Özcan, der das Projekt aktiv mitbetreut.

„Das Trainings-Projekt ist ein Baustein der Digitalisierungs-Strategie des Klini-kums Dortmund. Wir sehen in VR einiges an Potential und haben bereits andere Ideen, die Technik sinnvoll einzusetzen“, sagte Marc Raschke, Leiter der Unter-nehmenskommunikation im Klinikum Dortmund. „So stellen wir z.B. bereits jetzt einfachste VR-Erlebnisse auf die Homepage des Klinikums Dortmund, damit je-dermann sich einmal einen Eindruck von der innovativen Technik machen kann. Das baut Hürden ab und begeistert für diese neue Art der Wahrnehmung.“

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