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Universitätsambulanz für Integrative Gesundheitsversorgung und Naturheilkunde eröffnet

Mit dem Pilotprojekt soll bundesweit ein neues Organisationsmodell für die Integrative Gesundheitsversorgung erprobt werden

Universität Witten/Herdecke am 14. November 2018

Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) eröffnet im Forschungs- und Entwicklungszentrum Witten (FEZ) eine Ambulanz für Integrative Gesundheitsversorgung und Naturheilkunde. Mit der Einrichtung der Universitätsambulanz bekommt Witten ein Pilotprojekt, das bundesweit ein neues Organisationsmodell für eine multiprofessionelle, teambasierte und patientenorientierte ärztliche Versorgung innerhalb der Humanmedizin erproben soll. Behandeln lassen können sich alle gesetzlich Versicherten mit ihrer Versichertenkarte.

„Unsere Universitätsambulanz zum Zwecke der Lehre und Forschung ist keine Poliklinik und auch keine Notfallambulanz“, erläutert der Leiter der Ambulanz, Prof. Dr. Tobias Esch. „Wir werden unseren wissenschaftlichen und lehrebezogenen Fokus auf eine integrative Behandlung insbesondere der Patienten mit chronischen und komplexen Beratungsanlässen richten. Bei uns werden, obwohl die Ambulanz in der Erstversorgung angesiedelt ist, neben der primärmedizinischen Basisversorgung vor allem Patientenaktivierung und Gesundheits- / Selbsthilfekompetenz die zentralen Säulen sein. Als wesentliche Gesprächs- und Behandlungsmethoden stehen für uns deshalb die Themen Ernährung, Bewegung, Entspannung und Motivation zur Lebensstiländerung im Vordergrund.“

Die Verhandlungen mit den Krankenkassen hat die Universität im September abgeschlossen. Eröffnet werden soll die Ambulanz am 19. November 2018. Da die Krankenkassen die Zulassung einer Universitätsambulanz zum Zwecke der Lehre und Forschung genehmigt haben, werden die erbrachten Leistungen auch direkt von den Krankenkassen vergütet. Das Budget, das niedergelassene Ärzte von den Krankenkassen für gesetzlich versicherte Patientinnen und Patienten erhalten, wird von der Universitätsambulanz nicht berührt. „Es ist uns wichtig, dass wir die gesundheitliche Versorgung in Witten und der Umgebung stärken, und nicht Mittel von den niedergelassenen Ärzten abziehen“, betont Esch. „Außerdem ist die Universität Witten/Herdecke im Rahmen der Einrichtung der Universitätsambulanz prinzipiell nicht an der Umsetzung eines neuen Ertragsmodells interessiert, stattdessen geht es um die modellhafte und paradigmatische Etablierung eines neuen integrativen Versorgungsansatzes sowie die Evaluation und Erforschung, auch Weiterentwicklung, dieses Ansatzes.“

Zusätzlich wird das Modell in die Lehre des neuen Modellstudiengangs Humanmedizin einfließen und dort unter anderem ein Lernort des neuen Schwerpunkts „Ambulante Gesundheitsversorgung“ sein. Den Betrieb wird die Universitätsambulanz mit 1,5 Facharzt-Stellen beginnen und in geplanter Volllast – in einigen Jahren – insgesamt vier Fachärzte für Rehabilitationsmedizin, Anästhesie, Innere Medizin oder Allgemeinmedizin vollzeitig beschäftigen.

Hintergrund der Ambulanzgründung ist unter anderem die allgemeine Erkenntnis, dass durch den generell zunehmenden Mangel vor allem an Primärärzten andere Berufsgruppen zukünftig Versorgungsleistungen mit übernehmen werden (müssen). So werden Case Managerinnen und Manager sowie Therapeutinnen und Therapeuten für Gesundheitsförderung in der Universitätsambulanz die Patientinnen und Patienten im Rahmen des Therapieverlaufes mitbegleiten und unterstützen. Prof. Esch: „Für uns ist weiterhin von zentraler Bedeutung, dass die Universitätsambulanz diese und weitere innovative Versorgungskonzepte im Bereich einer integrativen und patientenzentrierten Gesundheitsversorgung erproben, implementieren und vertiefen kann. Ein zentrales Novum dabei ist die Bereitstellung der individuellen Patientenakte für alle Patientinnen und Patienten im Rahmen des Programms ‚Open Notes‘.“ Dabei können sie unabhängig von Ort und Zeit webbasiert und datengeschützt auf die von den Ärztinnen und Ärzten geführte Patientenakte zugreifen. So erhalten sie nicht nur den Zugang zu ihrer Medikation, den Befunden etc., sondern auch zur Therapieplanung und dem Therapieverlauf. Die elektronische Patientenakte wird damit in der Universitätsambulanz gemeinsam von der Ärztin, dem Arzt und der Patientin oder Patienten geführt.

Das behandelnde Team:
– Dr. Christina Bullermann-Neust (Allgemeinmedizinerin, Weiterbildung in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie)
– Dr. Muhammet Ali Güz (Allgemeinmediziner, Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie)
– Prof. Dr. Tobias Esch (Allgemeinmediziner, Arzt für Naturheilkunde)
– Lisa Rosemeier (Case Managerin, Pflegewissenschaftlerin, Gesundheits- und Krankenpflegerin, biologisch-technische Assistentin)
– Dr. Manuela Lautenschläger (Pflege- und Gesundheitswissenschaftlerin)
– Irina Jäger (Pharmazeutisch-technische Assistentin, Studium der Integrativen Gesundheitsförderung)

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