Laumann betonte Zusammenarbeit der Professionen
Neujahrsempfang der hsg Bochum mit NRW-Gesundheitsminister
Zum Neujahrsempfang der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) sind am 15. Januar 2019 auf dem Gesundheitscampus Nordrhein-Westfalen in Bochum rund 150 Personen aus der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zusammengekommen, um den Beginn des Jubiläumsjahres der Hochschule zu feiern. Die Ende 2009 gegründete erste staatliche Hochschule für Gesundheitsberufe in Deutschland wird über das Jahr 2019 verteilt in verschiedenen Veranstaltungen ihr 10-jähriges Bestehen würdigen. Am 8. November 2019 begeht die hsg Bochum ihr Jubiläum mit einem Festakt. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres begrüßte Prof. Dr. Anne Friedrichs, Präsidentin der hsg Bochum, Karl-Josef Laumann, den Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, als Hauptredner des Neujahrsempfangs.
„In der Gesundheitsversorgung wirken unterschiedliche Professionen zum Wohle des Patienten interprofessionell zusammen. Es gehört alles gleichgewichtig zusammen“, erklärte Karl-Josef Laumann in seiner Rede, in der er betonte, dass sich „der medizinische Fortschritt nicht nur in medizinischen Fakultäten“ abspiele. „Für die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung benötigen wir auch gute therapeutische und pflegerische Konzepte. Neue evidenzbasierte Erkenntnisse müssen in die Weiterentwicklung der Gesundheitsberufe einfließen. Es gibt eine Hochschule, die sich darum kümmert und das ist die hsg Bochum. Das, was hier passiert, ist ein großer Beitrag zur Weiterentwicklung des Gesundheitssystems“, so Laumann.
Der Gesundheitsminister betonte, dass sich Nordrhein-Westfalen auch für die jungen Menschen, die eine akademische Ausbildung in den Gesundheitsberufen anstreben, als ein attraktiver Standort präsentieren müsse.
Anne Friedrichs erinnerte daran, dass sich die Hochschule bereits im Jahr 2012, „also nur drei Jahre nach unserem Start“, dazu entschlossen hatte, „neben den Themen der Akademisierung der Gesundheitsberufe wichtige weitere Aspekte, die für das Gesundheitswesen von zentraler Bedeutung sind, in neue innovative Studiengänge aufzunehmen“.
Neben der Diagnostik und Therapie spielten auch Fragen der Gesundheitsprävention, der Pädagogik, der sozialräumlichen Einbindung von Gesundheitsversorgung, der Einfluss von Diversitätsmerkmalen – nicht nur bei Patient*innen, sondern auch bei Pfleger*innen, Therapeut*innen und Ärzt*innen – in dieser Region eine „kaum zu unterschätzende Rolle“, so Friedrichs. Deshalb habe die Hochschule in neuen Studiengängen Themen wie Gesundheit und Diversität, Gesundheit und Sozialraum aufgegriffen und das Department of Community Health aufgebaut.
Minister Laumann hob in seiner Rede hervor, dass mehr Pflege-Lehrkräfte gebraucht würden, um mehr Fachkräfte ausbilden zu können. Mit dem NRW-Wissenschaftsministerium und den etablierten Hochschulstandorten sei das Gesundheitsministerium im Gespräch. „Wir müssen in Nordrhein-Westfalen Geld zur Verfügung stellen, um weitere Studienplätze für Master-Studiengänge in der Pflegepädagogik landesweit anbieten zu können“, so Laumann.
Anne Friedrichs stellte in Aussicht, dass die hsg Bochum ab dem Wintersemester 2019/2020 einen Master-Studiengang in der Pflegepädagogik anbiete. „Darüber hinaus werden wir einen neuen Studiengang an den Start bringen, der Gesundheitsdaten und Digitalisierung zum Gegenstand hat“, so die Präsidentin.
Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch zählte in seinem Grußwort drei Punkte auf, die die Hochschule ausmache: Die hsg Bochum sei nah beim Menschen, fachlich am Puls der Zeit und gut vernetzt. „Die hsg Bochum ist nicht mehr wegzudenken“, so Eiskirch.
Prof. Dr. Werner Havers, Vorsitzender des Hochschulrates der hsg Bochum, nahm in seinem Grußwort Bezug darauf, dass die ersten fünf Studiengänge der Hochschule immer noch Modell-Studiengänge seien. Er wies auf die „zusätzliche Belastung“ in diesen Studiengängen hin, die „auch den unveränderten Berufsgesetzen genügen müssen“. Diese Belastungen seien nicht nur für Studierende, sondern auch für Lehrkräfte enorm groß. Havers: „Ein Gutteil der Arbeit der Lehrenden wird durch Organisation von praktischer Lehre und Prüfung im Zusammenspiel von Hochschulabschluss und Berufsgesetzexamen absorbiert.“
hsg-Präsidentin Friedrichs appellierte insbesondere in Richtung Bundespolitik, dass in den Studiengängen der Therapieberufe „die Zeiten des Ausprobierens vorbei sein müssen“. Die Ergebnisse der NRW-weiten Evaluation der Modell-Studiengänge in der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie zeigten ebenso wie in der Hebammenkunde und Pflege eindeutig, dass die Studiengänge funktionieren. Die Therapieberufe müssten „zeitnah in Regel-Studiengänge überführt werden“. Die Weichen in der Pflege zur akademischen Ausbildung seien bereits im neuen Pflegeberufegesetz gestellt.
„Für die Hebammen bleibt mit der Entscheidung für die hundertprozentige Akademisierung ab dem Jahr 2020 kein Platz mehr für die Weiterführung als Modell-Studiengang“, so Friedrichs. Im primärqualifizierenden Bachelor-Studiengang Hebammenkunde hat die hsg Bochum aktuell 37 Studienplätze für Studienanfänger*innen. „Diese können wir mit der finanziellen Unterstützung des Landes zeitnah auf rund 80 ausbauen, wenn die Regelungen in den Berufsgesetzen deutlich entrümpelt werden“, erklärte Friedrichs. Diese Anpassung der Berufsgesetze sei ebenso bei den Therapie-Studiengängen dringend notwendig.
Anne Friedrichs bedankte sich bei den Praxiseinrichtungen, die die hsg Bochum darin unterstützen, den Studierenden umfangreiche Praxiserfahrungen zu vermitteln. „Auch, wenn wir ab 2020 einen regelhaften Bachelor-Studiengang in der Pflege anbieten werden, benötigen wir weiter diese Praxiszeiten für unsere Studierenden bei unseren kooperierenden Einrichtungen. Unterstützen Sie uns also bitte weiter, binden Sie unsere Studierenden in ihren Arbeitsprozess ein und bieten sie ihnen als Absolvent*innen dann die Tätigkeiten in ihren Häusern an, in denen sie ihre Kompetenzen auch einsetzen können. Diesen Appell richte ich an alle unsere Kooperationspartner*innen, die unseren Studierenden aller Studienrichtungen Praxiszeiten bieten, nicht nur im Bereich der Pflege“, so Friedrichs.