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Neue Subsidiarität im Ruhrgebiet

IAT-Forscher propagieren

Westfälische Hochschule am 28. Februar 2019

Viele Vorschläge hat es bereits gegeben, wie die Kommunen des Ruhrgebiets die Probleme ihrer Region gemeinsam lösen könnten – die Umsetzung ist letztlich aber immer hinter den Möglichkeiten zurückgeblieben. Eine „neue Subsidiarität“ fordert das Institut Arbeit und Technik (IAT/ Westfälische Hochschule). „Verantwortung für Kooperation übernehmen, die Eigensteuerung in der Region aktivieren!“ lautet der Vorschlag von Regionalforscher Dr. Stefan Gärtner, Direktor des Forschungsschwerpunkts Raumkapital am IAT. Die „neue Subsidiarität im Ruhrgebiet“ wird auch Thema des Symposiums zum 30jährigen Jubiläum des IAT am 28. März im Wissenschaftspark Gelsenkirchen sein.

„Tonnenideologisch war das Ruhrgebiet schon immer spitze“ meint Gärtner. Attribute wie „größte Industrieagglomeration Europas“ oder „die meisten Theater, Hochschulen, und Museen“ fallen oft. Der seit den 1960er Jahren forcierte Aufbau der Forschungs- und Bildungsinfrastrukturen, die Internationale Bauausstellung Emscherpark, der Umbau des Emscherflusssystems, die Konzentration von Teilen der Planungshoheit auf den Regionalverband Ruhr und die vielen struktur- und sozialpolitischen Programme können aber als Erfolg angesehen werden. Seit Willy Brandt 1961 den Leitsatz ausgesprochen hat „Der Himmel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden“, ist es ja auch wirklich besser geworden.

Allerdings ist das Ruhrgebiet tief gespalten: Die als Sozialäquator bezeichnete Autobahn A-40 trennt das besser situierte südliche vom stark herausgeforderten nördlichen Ruhrgebiet. Die in den strukturschwachen Quartieren lebenden Menschen im Norden verfügen häufig nicht über ein hinreichendes Bildungsniveau, um in den im Strukturwandel geschaffenen wissensbasierten Dienstleistungen Arbeit zu finden.

Seit mindestens 50 Jahren wurden unzählige Studien und Konzepte zur Zukunft des Ruhrgebiets vorgelegt. Egal ob man dabei ein Konzept aus dem 1960er Jahren oder eines, was nach der Jahrtausendwende entstanden ist, in die Hände bekommt, sie ähneln sich in der Analyse und besagen im Kern, dass es keine einheitliche politische Kraft und Kommunikation im Revier gebe, die Region zu fragmentiert sei und auch deshalb zu provinziell. Ähnlich sind sich auch die Lösungsansätze, die Probleme durch eine bessere und stärkere Kooperation im Ruhrgebiet zu überwinden. „Wirklich viel Wirkung hat dies bisher nicht erzielt und es lässt sich daher konstatieren, dass es kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem gibt“, kritisiert Gärtner.

Neue Subsidiarität fragt daher auch nach dem wie: wie also in unterschiedlicher räumlicher Ausgestaltung kooperiert werden und Verantwortung übernommen werden kann. Dabei geht es aber tatsächlich um die Umsetzung: Wir wollen also nicht mehr darüber diskutieren, ob eine Ruhrstadt eine Lösung wäre, sondern welche Kommunen und weiteren Akteure im Ruhrgebiet sich z.B. gemeinsam um das Thema Elektromobilität kümmern möchten, welche Kommunen eventuell bereit wären, ihre Wirtschaftsförderung in einer gemeinsamen Gesellschaft einzubringen oder, ob man nicht hier und da Straßenbau kommunalübergreifend organisieren kann. Dabei geht es vor allem darum, stärker eine Eigensteuerung der Region bzw. ihrer Teilräume zu aktivieren. Eine Herausforderung dabei wird sein, eine teilräumige Profilierung zuzulassen und gleichzeitig die Fragmentierung der Region zu verhindern.

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