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Brexit-Unsicherheit drückt die Stimmung der europäischen Mikrotechnik-Branche

Industrie schätzt wirtschaftliche Folgen überwiegend negativ ein

IVAM Fachverband für Mikrotechnik am 27. März 2019

Die Mikrotechnik-Branche in Europa erwartet vom Brexit so gut wie keine positiven Impulse für die Industrie und für das eigene Geschäft. Industrievertreter schätzen die wirtschaftlichen Folgen überwiegend negativ ein. Die Ergebnisse einer Branchenbefragung des IVAM Fachverband für Mikrotechnik kurz vor dem Austrittsdatum spiegeln vor allem die Unsicherheit darüber wieder, wie es mit den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union nach dem Brexit weitergehen wird.

Ausblick hat sich seit dem Referendum verschlechtert

Der Branchenverband IVAM hat im Zuge seiner Wirtschaftsdatenerhebung die Erwartungen an die Folgen des Brexit abgefragt, wie schon einmal im Jahr 2016, vor dem Referendum, mit dem der Brexit beschlossen wurde. Im Jahr 2019, kurz vor dem ursprünglich vereinbarten Austrittstermin, ist die Industrie deutlich pessimistischer. Der Ausblick, vor allem für Großbritannien, hat sich im Vergleich zu 2016 ausnahmslos verschlechtert, weil die Bedingungen für den Austritt immer noch nicht verhandelt sind.

Mehrheit befürchtet negative Auswirkungen auf das Geschäft

Obwohl sich der Brexit in der übrigen EU den Erwartungen zufolge vergleichsweise gering bemerkbar machen soll, befürchten trotzdem rund 60% der befragten Vertreter der Mikrotechnikbranche negative Auswirkungen auf das eigene Geschäft. 2016 waren es nur 36%. Diese Befürchtungen schlagen sich allerdings nicht spürbar in den Wachstumserwartungen der Unternehmen nieder, die mit derselben Umfrage ermittelt wurden. In Großbritannien erwartet derzeit niemand mehr einen positiven Effekt auf das eigene Geschäft – 2016 hatten noch einige Befragte positive Erwartungen.

Untersuchungen des World Monetory Fund zufolge werden technische Branchen wie die chemische Industrie und die Automobilindustrie mit am stärksten betroffen sein, da höchstwahrscheinlich die Handelshemmnisse zunehmen und die Betriebe in die europäische Produktions- und Lieferkette integriert sind, die durch den Brexit unterbrochen werden könnte. Hiervon sind auch die Mikrotechnik-Unternehmen als Zulieferbetriebe betroffen.

Unsicherheit bremst britische Industrie: Investitionen liegen auf Eis

Die Unsicherheit treibt vor allem die britische Industrie um. Solange die Rahmenbedingungen für die Handelbeziehungen nicht feststehen, werden Entscheidungen und Investitionen aufgeschoben. Selbst wenn es bald zu einer Einigung zwischen Großbritannien und der EU kommen sollte, wäre ein Schaden für das Geschäft nicht mehr abzuwenden, so der Kommentar eines Befragungsteilenehmers in Großbritannien.
Die Investitionen in Großbritannien sind Wirtschaftsberichten zufolge seit dem Referendum bereits nachweislich zurückgegangen. Auch in der Mikrotechnik-Branche haben sich die Erwartungen bezüglich Investitionen gegenüber 2016 verschlechtert: Damals meinte knapp die Hälfte der Befragten, der Brexit werde sich negativ auf Investitionen in Großbritannien auswirken, heute erwarten dies über 80%.

Handel unter erschwerten Bedingungen: bürokratischer Aufwand wächst in ganz Europa

Die Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU werden nach dem Brexit mit hoher Wahrscheinlichkeit stärker reglementiert sein. Die Unabhängigkeit Großbritanniens dürfte Unternehmen auf beiden Seiten, in Großbritannien und im übrigen Europa, mehr Bürokratie aufbürden. Während 2016 noch überwiegend Auswirkungen für Großbritannien vorausgesagt wurden, gehen die Befragten heute davon aus, dass auch die Industrie in den in der EU verbleibenden Ländern mehr Bürokratie wird in Kauf nehmen müssen.
Auch die britischen Industrievertreter gehen heute mit großer Mehrheit von einem höheren bürokratischen Aufwand für die britische Industrie aus. 2016 waren die Erwartungen ausgewogen. Inzwischen scheint klarer geworden zu sein, dass Großbritannien losgelöst von der EU nicht so autonom agieren kann, wie es Brexit-Befürworter propagieren – vor allem im Fall eines ungeregelten Brexit.

Hoffnung auf vorteilhafte Handelsabkommen schwindet

Angesichts der verfahrenen Verhandlungslage ist die Hoffnung auf einen Deal, mit dem Großbritannien sich Vorteile der EU-Mitgliedschaft erhalten könnte, gesunken. Die Aussicht auf ein Handelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU wurde schon 2016 von über der Hälfte der Branchenvertreter als gering beurteilt, heute beurteilen fast Dreiviertel der Befragten die Chancen als schlecht.
Optimistischer – aber dennoch pessimistischer als vor drei Jahren – ist die Branche in Bezug auf Abkommen zwischen Großbritannien und außereuropäischen Ländern. Die Chancen auf vorteilhafte Handelsabkommen außerhalb Europas wurden 2016 von knapp 14% als gering eingeschätzt, heute sind es gut 30%.

Der europäische Binnenmarkt ist zurzeit noch der stärkste Handelspartner Großbritanniens, gefolgt von den USA und China. Die internationalen Handelsbeziehungen wird Großbritannien zweifellos an vielen Grenzen neu verhandeln oder ausbauen müssen.

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