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Großer Andrang bei Fachtagung zu pflegenden Angehörigen

160 Akteure aus Kreisen und Kommunen sowie von Kassen und Selbsthilfegruppen diskutierten Forschungsergebnisse zur Weiterentwicklung von Unterstützungsangeboten für pflegende Angehörige

Universität Witten/Herdecke am 17. Dezember 2019

Pflegeberaterinnen und -berater der Städte, Kreise und Kommunen wie auch der gesetzlichen und privaten Kassen und der Selbsthilfe sowie interessierte pflegende Angehörige aus dem gesamten Bundesgebiet kamen zum Thema „Was pflegende Angehörige wirklich brauchen“ am 13. Dezember an die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nach Witten. Präsentiert und diskutiert wurden die ersten Ergebnisse des Forschungsprojektes „Zielgruppenspezifische Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige“ (ZipA), das vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen und von den Pflegekassen gefördert wird.

Für ihre Studie hatten Forscherinnen der Universität Witten/Herdecke 1.429 pflegende Angehörige nach ihren Bedürfnissen befragt, also nach den Wünschen, die nicht allein der Bewältigung der Pflegesituation dienen. Dazu gehören zum Beispiel Themen wie die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, der Erhalt der eigenen Gesundheit oder soziale Kontakte abseits der Pflegesituation. Die Tagung diente insbesondere dem Austausch mit der Praxis. Das Projekt stellt die Grundlagenforschung für viele der aktuell an den Start gehenden Unterstützungsmaßnahmen des Landes für pflegende Angehörige dar. Tatsächlich ist der „Dschungel“ an Angeboten nicht nur für pflegende Angehörige, sondern oft auch für Beratende eine Herausforderung, wenn es darum geht, passende Unterstützung zu finden und in Anspruch zu nehmen.

„Angehörige leisten einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von Pflegebedürftigen in unserer Gesellschaft, sie sollen dabei bestmöglich unterstützt und entlastet werden“, betonte Projektleiterin Prof. Dr. Sabine Bohnet-Joschko, Inhaberin des Lehrstuhls für Management und Innovation der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft schon bei der Begrüßung. Durch das vielseitige Programm mit Impulsvorträgen, Diskussion, Interaktion und Podiumsdiskussion hatten alle Teilnehmenden die Möglichkeit, sich auch persönlich einzubringen. Björn Uhr, Pflegeberater der AOK und Ratsmitglied in Altena ist erfreut: „Keine Aneinanderreihung von Vorträgen, sondern viel Gelegenheit für den Austausch zwischen Forschung und Praxis, das hat mir gut gefallen.“ Und Gabriele König, Pflegeberaterin der Stadt Wuppertal, ergänzte: „Die vom Forschungsteam vorgestellten Typen von pflegenden Angehörigen sind sehr treffend dargestellt, ich kenne sie tatsächlich alle aus meiner Beratung.“ Auch die seitens der Hochschule für Gesundheit in Bochum von Martin Schieron präsentierten Ergebnisse zur Frage „Was pflegende Angehörige auf den Homepages der Städte, Kreise und Kommunen im Internet finden“ stieß auf reges Interesse. Prof. Christel Bienstein gab einen Einblick in die Empfehlungen des wissenschaftlichen Beirats zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf beim Bundesfamilienministerium. Sie lobte die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Pflege- und Wirtschaftswissenschaft und ergänzte: „Die Tagung hat die Kompetenzen aller Teilnehmer intensiv eingebunden, das wird den Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis sehr unterstützen.“

Das Team um Prof. Bohnet-Joschko mit Katharina Bidenko, Jan Haase, Nina Sofie Krah, Len-Julian Liebelt und Dr. Christian G. G. Sorg konnte sich zum Abschluss der Tagung noch über viele positive Rückmeldungen zu Inhalten und Organisation freuen. „Der Leidensdruck von pflegenden Angehörigen ist hoch, und es besteht ein großes Bedürfnis zum Austausch“, resümiert Prof. Bohnet-Joschko. „Gemeinsam können wir auf eine bessere Förderung des Engagements der pflegenden Angehörigen wie auch derjenigen, die sie beraten, hinwirken.“

Weitere Informationen zum Projekt ZipA unter https://www.angehoerigenpflege.info.

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