Bionik: Die Natur als Vorbild
Ein Blick auf eine bemerkenswerte Disziplin anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 03.12.
Die Idee, Phänomene aus der Natur auf die Technik zu übertragen, reicht zurück bis Leonardo da Vinci. Dieser versuchte, mit seinem Fluggerät den Flügelschlag von Vögeln nachzuahmen. Heute gibt es mit Bionik eine eigene Disziplin, die sich bei der Erstellung von künstlichen Gelenken oder Gliedmaßen anschickt, von der Natur zu lernen. Die Fortschritte in diesem Bereich sind enorm und erleichtern vielen Menschen mit Behinderungen den Alltag.
Künstliche Gliedmaßen wie Hände oder Füße lassen sich mittlerweile in einem Ausmaß und mit einer Genauigkeit steuern, wie sie noch vor wenigen Jahren nicht denkbar waren. Das kann per App passieren, anhand von Muskelkontraktionen oder mit Gesten. Die verschiedenen Techniken nehmen sehr häufig Funktionsweisen aus der Natur zum Vorbild. Die Fortschritte bei der Übertragung von der Natur auf die Medizin beziehungsweise Medizintechnik sind enorm. Schnelle Entwicklungen in der bionischen Technologie ermöglichen es Menschen mit Gliedmaßenverlust mittlerweile, über mehr körperliche Bewegungsfreiheit zu verfügen, als dies bisher für möglich gehalten wurde.
Intelligente Prothesen
Bionische Technologien bauen auch auf Künstlicher Intelligenz auf. Dabei handelt es sich um einen Zweig der Informatik, der sich mit intelligentem Verhalten, Lernen und Anpassungen von Maschinen beschäftigt. Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Begriff „maschinelles Lernen“. Viele der neuesten Entwicklungen in der Prothesentechnik beruhen auf Fortschritten in der Bionik in Form von Mikroprozessoren, Sensoren, Batterie- und Neurotechnologie. Bei künstlichen Kniegelenken werden die Bewegungen des Benutzers so nahtlos erkannt und ermöglichen es ihm, sich auch auf schwierigem, unwegsamem Terrain natürlich und mühelos zu bewegen. Was mittlerweile möglich ist, lässt sich alle vier Jahre bei den Paralympics beobachten. Beispielsweise erzielen die deutschen Leichtathleten Irmgard Bensusan und Markus Rehm mit Prothesen aus kohlenstofffaser-verstärktem Kunststoff Zeiten, von denen herkömmliche Läufer nur träumen können. Bemerkenswert ist auch ein Prothesenfuß mit motorisierter Knöchelbeugung. Er bildet weitestgehend die Funktion des menschlichen Fußes nach und integriert eine Technologie, die dazu beiträgt, Stürze zu reduzieren. Ein weiteres Beispiel ist auch die Össur i-Limb® Hand, die erste multiartikulierende myoelektrische Hand, die mit einfachen Gesten gesteuert werden kann. Sie ermöglicht viele Griffarten und Handpositionen, um zum Beispiel eine Tastatur zu bedienen. Ihre Titan-Finger verfügen über ein hohes Maß an Belastbarkeit, Griffigkeit und Geschwindigkeit.
Spezialisierte Unternehmen
Investoren haben die Chance, an der Symbiose von Technologie und Medizintechnik zu partizipieren. So gibt es einige spezialisierte Unternehmen, die intensiv in die Entwicklung bionischer Prothesen und anderer verwandter Technologien investieren. Das deutsche Unternehmen Ottobock bietet unter anderem mikroprozessorgesteuerte Kniegelenke oder computergesteuerte Beinorthesen an. Rund neun Prozent des Umsatzes aus dem Produktgeschäft fließen in Forschung und Entwicklung. Ottobock ist allerdings nicht börsennotiert. Das isländische Unternehmen Össur ist dagegen der größte spezialisierte und börsengelistete Anbieter von bionischer Technologie als Gliedmaßenersatz. Das Unternehmen ist vor allem in den Bereichen Prothetik sowie Stütz- und Haltetechnik tätig.