Wir können Gesundheit

Glycyrrhizin wirkt in Zellkultur antiviral

Forscher der Universität Duisburg-Essen entdecken potentiellen Wirkstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2

Universität Duisburg-Essen am 8. Januar 2021

Wissenschaftler der Klinik für Infektiologie am Universitätsklinikum Essen haben den natürlichen Stoff Glycyrrhizin aus der Süßholzwurzel als potentiellen Wirkstoff-Kandidaten gegen SARS-CoV-2 identifiziert. In Zellkulturversuchen konnten sie zeigen, dass Glycyrrhizin stark antiviral gegen SARS-CoV-2 wirkt. Eine Überprüfung der Wirksamkeit am Menschen in klinischen Studien steht derzeit noch aus. Ihre wissenschaftliche Arbeit wurden von der Stiftung Universitätsmedizin Essen und der Rudolf Ackermann Stiftung gefördert und sind kürzlich vorab-veröffentlicht worden.

Das Forschungsteam beobachtete zunächst die antiviralen Effekte von Tee aus getrockneter Süßholzwurzel. Lukas van de Sand und PD Dr. Adalbert Krawczyk suchten dann nach dem maßgeblich antiviral wirksamen Inhaltsstoff und stießen auf das Molekül Glycyrrhizin. „Glycyrrhizin hemmt ein für die Virusvermehrung essenzielles Enzym, die virale main protease“, so PD Dr. Adalbert Krawczyk, Leiter dieser Studie.

Glycyrrhizin wird unter anderem zur Herstellung von Lakritz verwendet. Die in Süßholzwurzel-Tee vorhandene Konzentration an Glycyrrhizin ist bereits ausreichend, um die Viren in Zellkultur zu neutralisieren.

Empfehlen die Essener Forscher nun, vermehrt Lakritz oder Süßholzwurzeltee zu verzehren? „Das kann man so pauschal nicht sagen. Übertreiben sollte man es sicher nicht: Die maximale Tagesdosis von Glycyrrhizin liegt bei 100 Milligramm, das entspricht je nach Sorte etwa 50 Gramm Lakritz“, so PD Dr. Krawczyk. Ausreichend Abstand zu halten, die Hygieneregeln zu beachten und sich wenn möglich impfen zu lassen bietet nach der aktuellen Kenntnislage den besten Schutz. „Möglicherweise könnte der Konsum von Lakritz oder des Süßholzwurzelextrakts als Tee den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen“, sagt der Fachvirologe. „Eine Untersuchung der Wirksamkeit von Glycyrrhizin zur Behandlung von COVID-19 beim Menschen, z.B. im Rahmen von klinischen Studien, steht allerdings noch aus“, so Prof. Dr. Oliver Witzke, Direktor der Klinik für Infektiologie.

Die Ergebnisse der Studie werden derzeit bei einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift begutachtet und wurden als Vorab-Veröffentlichung auf dem Online-Server biorxiv veröffentlicht: Glycyrrhizin effectively neutralizes SARS-CoV-2 in vitro by inhibiting the viral main protease

Gesundheitsforschung

© 2024 MedEcon Ruhr - Netzwerk der Gesundheitswirtschaft an der Ruhr

Wir können Gesundheit
MedEcon Ruhr