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Ein Raum voller Begegnungen und Ruhe

Palliativ-Wohnzimmer schafft neue Möglichkeiten

Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen am 7. Oktober 2024

Innehalten, abschalten, sich fernab des Krankenbettes etwas mehr wie zu Hause fühlen: Einen neuen Rückzugsort finden Angehörige, Patienten und auch Mitarbeitende im neu gebauten Wohnzimmer auf der Palliativstation im Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen.

„In der letzten Phase des Lebens ist gemeinsame Zeit von unschätzbarem Wert“, sagt Chefarzt Dr. med. Frank Dederichs. „Um Palliativ-Patienten und ihren Angehörigen im Krankenhaus abseits des Krankenzimmers eine gemeinsame Aufenthaltsmöglichkeit in möglichst heimeliger Atmosphäre zu bieten, haben wir nun dieses Wohnzimmer gestaltet.“
Eine gemütliche Sofaecke und der große Tisch bieten einen Ort für Gemeinschaft und Begegnung sowie eine Rückzugsmöglichkeit – ob zum Reden, Nachdenken, Lesen, Spielen, Fernsehen oder einfach nur zum Zurücklehnen im Ohrensessel. Die Motivtapete mit einem lichtdurchflutenden Wald soll Ruhe und Geborgenheit ausstrahlen. Pflanzen und liebevolle Dekorationen geben ein Gefühl von Normalität. „Es schafft Raum für Angehörige, die gemeinsame Zeit trotz eines stationären Krankenhausaufenthaltes so angenehm wie möglich zu gestalten“, so Dr. Dederichs.

Auch sie kommen im neuen Wohnzimmer auf der Palliativstation zusammen (v.l.): Chefarzt Dr. Frank Dederichs, Oberärztin Dr. Annette Wallny sowie die beiden Krankenschwestern Hative Aksel und Monik Zander. Foto: Kristina Schröder / Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen

„Diese andere Gesprächsatmosphäre hat großen Einfluss auf den persönlichen Austausch mit Patienten und ihren Familien. Es erleichtert unsere Arbeit ungemein“, fügt Oberärztin Dr. Annette Wallny hinzu, die maßgeblich an der Gestaltung des Raumes beteiligt war. „Hier kann anders gesprochen werden als im Patientenzimmer. Das Aufarbeiten schwieriger Themen oder auch ein genereller Informationsaustausch mit Menschen, die mit dem Begriff der Palliativmedizin wenig anfangen können, gelingt einfach besser.“
Die Idee eines Wohnzimmers wurde schon vor einigen Jahren unter der damaligen ärztlichen Leitung von Klaus Reckinger geboren. Doch es fehlten bislang Platz und Geld. Dank Spendenmitteln aus dem Hospiz- und Palliativförderverein konnte der langgehegte Traum nun durch Umbaumaßnahmen umgesetzt werden.

Das multiprofessionelle Team aus Ärzten, Pflegenden, Sozialarbeitern, Psychologen, Physiotherapeuten und Ehrenamtlichen nutzt den Raum nicht nur für regelmäßige Teambesprechungen, sondern auch für viele weitere Aktivitäten. „Das Wohnzimmer wird sehr gut von allen angenommen“, freut sich Monik Zander, Krankenschwester im Pool-Team auf der Palliativstation. „Es ist eine große Bereicherung für unsere Patienten und Angehörigen und auch für uns.“

Vor allem für Patienten, für die ein längerer Aufenthalt unumgänglich ist, bietet der neue Treffpunkt eine willkommene Alternative zum Krankenzimmer. Der Kreativität kann hier montags mit Kunsttherapeutin Dr. Silke Meinert freien Lauf gelassen werden. Donnerstags können Patienten Musiktherapeutin Tatjana Raising am Klavier lauschen. Dank der dauerhaften Leihgabe des Instrumentes klingen nachmittags warme Töne über den Flur – wer mag, darf auch gerne mitsingen oder eine Klangschalentherapie genießen.

Und es gibt noch eine Besonderheit: Ein Schrankbett bietet Angehörigen eine Übernachtungsmöglichkeit außerhalb des Patientenzimmers. Dr. Dederichs erklärt: „So haben sie einen Rückzugsort, der aber trotzdem Nähe ermöglicht, um in der Finalphase da zu sein.“

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