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Zahl der Apothekenleiter und Apotheken in Westfalen-Lippe auf neuem Tiefstand

2. Dezember 2015

saal_1Auf einen neuen Tiefstand ist die Zahl der Apotheken in Westfalen-Lippe gesunken. Dies vermeldete Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening bei der heutigen Herbstsitzung des westfälisch-lippischen Apothekerparlamentes. Zugleich setzt sich auch der Sinkflug bei den Inhaberinnen und Inhabern fort: Die Zahl der selbstständigen Apothekenleiter/-innen liegt aktuell nur noch bei 1.586 und damit unter dem Stand des Jahres 1974.

439 Apotheken werden in Westfalen-Lippe als Filialen betrieben. Damit summiert sich die Gesamtzahl der Apotheken aktuell auf 2.025. Ende 2014 waren es noch 2.040 Apotheken bei 1.615 Inhabern. Die Apothekenzahlen sinken bereits im zehnten Jahr in Folge, und bis zum Jahresende 2015 sind sieben weiteren Schließungen angekündigt worden. Overwiening sieht die große Gefahr, „dass wir uns alle an diesen schleichenden Rückgang gewöhnen. Wir brauchen dringend Anreize, damit sich junge Apothekerinnen und Apotheker wieder verstärkt in die Selbständigkeit wagen.“

AMTS: Westfalen als Vorreiter

Erfreuliche Zahlen verzeichnet die Apothekerkammer dagegen auf dem Feld der Arzneimitteltherapiesicherheit. „Seit Anfang 2013 haben wir in sechs Seminardurchläufen mit der Universität Münster 513 Apothekerinnen und Apotheker zu AMTS-Managern ausgebildet“, sagt Kammerpräsidentin Overwiening. Darüber hinaus haben sich mittlerweile 248 Apotheken den Titel „AMTS-qualifizierte Apotheke“ erarbeitet. Overwiening versteht die Apotheken-Teams als „Lotsen durch den Arzneimitteldschungel“. Allein im Landesteil Westfalen-Lippe nehmen 500.000 Patienten dauerhaft fünf oder mehr Arzneimittel gleichzeitig ein. Bei 60.000 Patienten sind es sogar zehn oder mehr Arzneimittel. „Dass unser Bundesgesundheitsminister im derzeitigen Konzept für einen elektronischen Medikationsplan die Apotheke nur als Randerscheinung betrachtet, ist daher mit gesundem Menschenverstand nicht mehr nachzuvollziehen“, kritisiert Overwiening. „Vielleicht liegt es daran, dass er sich dem Dialog mit der Apothekerschaft in seiner Amtszeit – anders als seine Vorgänger – bisher nahezu vollständig entzogen hat.“

Delegierte tagen bis in den Abend

Die Kammerversammlung tagt am heutigen Mittwoch noch bis in den frühen Abend. Auf dem Programm steht unter anderem der Haushaltsplan für das Jahr 2016. Das Haushaltsvolumen der AKWL wird 2016 um 984.000 Euro auf knapp 6,7 Millionen Euro steigen. Das ist ein Zuwachs um 17 Prozent. Vier wesentliche Gründe gibt es für die Steigerung: So werden ab dem nächsten Haushaltsjahr die Einnahmen und Ausgaben für die Fortbildung komplett (und nicht mehr wie bisher saldiert) ausgewiesen. Diese Einnahmen belaufen sich 2016 auf knapp 300.000 Euro. Die im Frühjahr beschlossene verstärkte Förderung der sieben PTA-Schulen in Westfalen-Lippe schlägt im kommenden Jahr mit fast 400.000 Euro zu Buche. Um mehr als 50.000 Euro erhöhen sich die Beiträge für den Bundesverband ABDA und seine Untergliederungen. Darüber hinaus steigt die geplante Zuführung an die Rücklagen von 67.000 Euro auf 190.000 Euro.

Stichwort AMTS

Anders als beim Begriff „Arzneimittelsicherheit“, der für die Sicherheit des Arzneimittels steht, meint Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) die Organisation rund um das Arzneimittel. Bis das Medikament durch den Patienten eingenommen wird, sind verschiedene organisatorische Strukturen am Medikationsprozess beteiligt. Hier kann vieles schief laufen – vom Medikationsfehler bei der Verordnung bis zur falschen Anwendung durch den Patienten. Auch bei der Kommunikation können Fehler auftreten können. Durch AMTS wird eine optimale Organisation des Medikationsprozesses mit dem Ziel angestrebt, unerwünschte Arzneimittelereignisse durch Medikationsfehler zu vermeiden. Innerhalb des Medikationsprozesses stellt die öffentliche Apotheke eine Sicherheitsbarriere dar. Diese Barriere gilt es zu definieren, zu stärken und weiter auszubauen.

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