Kommunikation mit Schmerz-Patienten
Motivkarten zur besseren Beschreibung des Schmerzempfindens
„Ich habe es schon erlebt, dass Patienten dabei die Tränen kamen, weil es ihnen zum ersten Mal möglich war, ihren Schmerz regelrecht zu sehen. Die Patienten haben sich ernst genommen gefühlt“, erinnert sich Strohmeyer-Kirsch. „Mit dieser Art der Beschreibung können wir als Pflegekräfte natürlich wesentlich besser auf die Bedürfnisse des Patienten eingehen und haben einen anschaulicheren Über-blick über die Entwicklung des Schmerzes während der Behandlung.“
Kartenmotive sind „nur“ Anstupser für das eigentliche Gespräch
Oftmals bestehen die Motive der Karten nur aus angedeuteten Mustern oder recht geheimnisvoll anmutenden Objekten. Ein Motiv etwa erinnert im weitesten Sinne an Nähnadeln oder Stahlregen, ein anderes an flüssige Lava, wabernden Nebel oder eine flüchtige Bewegung. „Es gibt zu keinem Motive eine eindeutige Definition, das ist aber auch nicht nötig. Ich kann also nicht sagen: Aha, der Pati-ent nimmt Karte 06 und deshalb hat er jetzt eine bestimmte Art von Schmerz“, so Strohmeyer-Kirsch. Vielmehr sei ein Kartenmotiv „nur“ ein Anstupser oder eine Brücke, mit der der Patient in der Lage ist, das Unbeschreibliche auszudrücken. „Ein- und dasselbe Bild kann und soll also je nach Patient völlig unterschiedlich interpretiert werden.“
Drei bis fünf Karten können die Patienten wählen
Die Schmerzexpertin beobachtet allerdings, dass Patienten mit der gleichen Er-krankung doch recht ähnliche Motive auswählen. Gewisse Schmerzmuster seien dem Empfinden nach also ähnlich. Darüber hinaus gebe es einen Unterschied zwischen Patienten, die einfach nur z.B. nach einer OP einen Wundschmerz be-schreiben sollen, und jenen, die als Schmerzpatienten in der Klinik für Schmerz-medizin aufgenommen werden. „Patienten in der Schmerzklinik wählen nicht drei, sondern meist gleich fünf Karten aus. Ihr Schmerz ist wesentlich komplexer und hat nicht selten ja auch mehrere Ursachen. Und es war immer eine Karte dabei, mit der sie ihren psychosomatischen Schmerz beschrieben haben.“ Gerade bei älteren Menschen sei zudem festzustellen, dass mindestens eine der Karten auch für den „Lebensschmerz“ gewählt werde. „Die steht dann z.B. für den Ver-lust des eigenen Lebenspartners“, sagt Strohmeyer-Kirsch.
Dolografie sorgt für Gespräche über den Schmerz
Die Karten sprechen jedoch nicht für sich. Das musste die pflegerische Schmerz-expertin erkennen, als sie damit Patienten helfen wollte, die nicht der deutschen Sprache mächtig waren. „Ich selbst kann nämlich auch nur noch Englisch, ein bisschen Französisch – und dann hört es auch auf“, sagt sie. Wesentlich sei es in der Dolografie jedoch, über die Karten in ein Gespräch zu kommen.