Exzellenz-Zentren
Wege zu mehr Qualität in der Gesundheitsversorgung
Komplexe Behandlungen und schwierige Operationen gehören in die Hände von routinierten und erfahrenen Medizinerinnen und Medizinern. Das fordert die Expertenrunde des elften Kongresses des medizinischen KompetenzCenters der AOK Rheinland/Hamburg. Noch viel zu häufig werden Eingriffe von Chirurgen ohne die notwendige Routine und in Kliniken ohne eine spezialisierte Versorgungseinheit vorgenommen. Komplikationsraten und Sterblichkeit sind in spezialisierten Krankenhäusern nachweislich niedriger. Rund 200 Gäste, darunter viele Ärztinnen und Ärzte und der SPD-Gesundheitspolitiker Dirk Heidenblut (MdB) diskutierten im Rahmen der Veranstaltung, wie Instrumente zur Qualitätssicherung wie Mindestmengenregelungen, Spezialisierung und Zertifizierung zur Verbesserung der medizinischen Versorgung bestmöglich genutzt werden können.
„Mit den Neuregelungen im Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) in der vergangenen Legislaturperiode haben wir deutlich gemacht, dass wir gerade im Interesse einer hohen Behandlungsqualität für die Patientinnen und Patienten den Weg über die Nutzung von Mindestmengenregelungen, Spezialisierung und Zentrenbildung für richtig halten. Vollzugsdefizite, die zum Gesetz noch bestehen, sollten umgehend beseitigt werden und eine Weiterentwicklung, gerade des Instruments Mindestmengen, ist anzustreben. Allerdings sind Mindestmengen nur ein Baustein der Qualitätssicherung und keineswegs alleiniger Gradmesser“, sagte Dirk Heidenblut beim MKC-Kongress.
Grundvoraussetzung einer modernen und hochwertigen Medizin seien qualitätsorientierte Versorgungsstrukturen – spezialisierte Exzellenz-Zentren, erläuterte Günter Wältermann, Vorsitzender des Vorstandes der AOK Rheinland/Hamburg. „Um die stationäre Versorgung für die Patientinnen und Patienten nachhaltig zu verbessern und Spitzenmedizin in NRW zu fördern, bedarf es grundlegender Veränderungen der Kliniklandschaft. Wir brauchen eine aktive Krankenhausplanung der Landesregierung“, so Wältermann.
Auch das Thema Früherkennungsuntersuchungen, insbesondere die Krebs-Screenings und deren Nutzen und Schaden wurden diskutiert. In einer kontroversen Diskussionsrunde erklärte die Hamburger Ärztin, Gesundheitswissenschaftlerin und Vorsitzende des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin, Prof. Ingrid Mühlhauser: „Alle Screeningpro-gramme schaden, manche können auch nutzen. In Deutschland gibt es zahlreiche Screeningangebote, für die ein Nutzen in Studien nicht nachgewiesen werden konnte oder die Belege für einen Nutzen fehlen. Die Bürger und Bürgerinnen haben ein Recht informiert zu entscheiden, ob sie an ei-ner Früherkennungsuntersuchung teilnehmen wollen oder nicht. Dieser Anspruch wird aktuell nicht erfüllt.“
„Die bestehenden Angebote der Früherkennung müssen wir evidenzbasiert und patientenorientiert weiterentwickeln. Viel schneller als bisher sind neue wissenschaftliche Ergebnisse zu berücksichtigen“, forderte Rolf Buchwitz, stellvertretender. Vorsitzender des Vorstandes der AOK Rhein-land/Hamburg.
Medizinisches KompetenzCenter der AOK Rheinland/Hamburg
Die Medizin-Experten des Kongresses sind Mitglieder des Medizinischen KompetenzCenters der AOK Rheinland/Hamburg. Den Versicherten der Gesundheitskasse, bei denen eine schwerwiegende Erkrankung diagnosti-ziert wurde oder denen eine komplexe Behandlung empfohlen wurde, ste-hen sie als Experten für eine Zweitmeinung zur Verfügung.