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Erste Professur „Uro-Geriatrie“

Funktionsstörungen des Harntraktes mit geriatrischen und urologischen Methoden behandeln

Universität Witten/Herdecke am 8. Januar 2018

Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann

Die Universität Witten/Herdecke hat Prof. Dr. Andreas Wiedemann auf die Professur für Urogeriatrie berufen. Der 58-Jährige ist seit zehn Jahren Chefarzt für Urologie am Evangelischen Krankenhaus Witten und wird nun am Lehrstuhl für Geriatrie von Prof. Dr. Hans Heppner forschen und lehren. „Das ist eine bundesweit einmalige Konstellation, die die Universität Witten/Herdecke da möglich gemacht hat: Wir reden oft von der ‚alternden Gesellschaft‘, aber in der Urologie und der Geriatrie haben wir die ältesten Patienten von allen Medizinsparten. Und da können wir viel voneinander lernen“, erklärt er das Besondere an seiner Arbeit. So sind in der Geriatrie seit einiger Zeit Fragebögen üblich, die den behandelnden Ärzten Auskunft über die geistigen und körperlichen Fähigkeiten der Patienten geben und aus denen dann ein Behandlungsplan im Krankenhaus und auch in Zusammenarbeit mit Hausärzten und Alteneinrichtungen entsteht. „In der Urologie führen wir das in abgewandelter Form nun auch ein und sind damit eine der ersten Einrichtungen in Deutschland“, ordnet Wiedemann die Lage ein.

Ihm geht es vor allem um die Lebensqualität seiner Patienten: „40 Prozent der über 70-jährigen Männer und Frauen in Deutschland leiden an Inkontinenz. Damit diese Menschen nicht verschämt zu Hause bleiben, sondern weiter am Leben aktiv teilnehmen können, haben wir viele Behandlungsmöglichkeiten – mit und ohne Operationen.“ Prof. Wiedemann hat z.B. die Medikamente gegen Harninkontinenz auf Nebenwirkungen untersucht. Ergebnis: Konzentrationsstörungen, Gedächtnislücken, Schlafprobleme, Sturzgefahr erhöht. „Man muss berücksichtigen, dass anticholinerge Substanzen auch in vielen anderen Medikamenten enthalten sind, die ältere Menschen ja häufig außerdem noch einnehmen. Dann ist das Medikament gegen Harninkontinenz der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt – wenn das Bild hier auch leicht schief wird!“, räumt er humorvoll ein. Andere Forschungsarbeiten untersuchen, wer warum in stationärer urologischer Behandlung stürzt, wie Blutverdünner und die Diagnose „Blut im Urin“ zusammenhängen könnten und ob Störungen wie Schlafapnoe Ursache oder Wirkung von Blasenstörungen sind.

Wiedemann hat in Essen Medizin studiert und promoviert, 2013 erhielt er seine Habilitation mit dem Thema „Harntraktbeschwerden beim älteren Diabetiker unter besonderer Berücksichtigung seiner Multimorbidität und Multimedikation“. Er hat in Gelsenkirchen und dann in Witten als Urologe in Krankenhäusern gearbeitet und verfügt über die medizinischen Zusatzqualifikationen Spezielle Urologische Chirurgie, Andrologie und Medikamentöse Tumortherapie. Das Evangelische Krankenhaus Witten ist im Kontinenzzentrum „Hagen-Witten“, im Kontinenzzentrum „Ruhrgebiet“ und als Prostatazentrum zertifiziert.

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