Zu Gast beim Erzbischof von New York
Herner Kardiologe gibt Orgelkonzert in der St. Patrick’s Cathedral
Das Herz von Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe, Klinikdirektor der Medizinischen Klinik II – Kardiologie und Angiologie des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, schlägt nicht nur für die Kardiologie, sondern auch für die Musik: Der leidenschaftliche Organist spielte bereits auf der berühmtesten Orgel der Welt in Paris und gab Konzerte im Kölner Dom, in der Erlöserkirche in Jerusalem und im vergangenen Jahr im Vatikan. Anfang Mai war er nun in der New Yorker St. Patrick’s Cathedral, dem Sitz des Erzbischofs von New York, zu Gast. Zudem sieht er in der Musik auch eine Chance, Blutdruck und Herzfrequenz günstig zu beeinflussen. Um dies zu erforschen, untersuchte er mit Hilfe von ABBA, Heavy Metal, Mozart und Bach insgesamt 240 Probanden in seiner Klinik.
„Es ist eine große Ehre für mich, dass ich in der für die Amerikaner wichtigsten Kathedrale der USA ein Konzert spielen durfte“, so Prof. Trappe. „Jedoch ist jeder Auftritt für mich etwas ganz Besonderes. Ich freue mich, wenn ich mit meiner Musik die Menschen berühren kann.“ Dass Musik das Herz berührt, ist allgemein bekannt und wohl auch der Grund für ihre große Beliebtheit. Doch der Kardiologe interessiert sich auch aus einem weiteren Grund für die Effekte von Musik. Denn sie hat einen direkten Einfluss auf unser Herz-Kreislauf-System und ist somit hochinteressant für die Medizin. „Natürlich ist Musikhören ein sehr subjektives Empfinden. Dennoch zeigen Studien, dass auch objektive Parameter, wie z. B. die Herzfrequenz durch sie beeinflusst werden können“, so Trappe. Der Klinikdirektor sieht hier große Chancen, die Behandlungsmöglichkeiten von Herzkrankheiten weiter zu verbessern. So kommt beispielsweise in vielen Herzkatheterlabors Musik zum Einsatz, seit ihr positiver Einfluss auf das Wohlbefinden von Patienten während des Eingriffes nachgewiesen wurde. In seiner neuesten Forschungsarbeit zu diesem Thema ging Prof. Trappe daher der Frage auf den Grund: „Musik und Herz. Was ist gesichert, was nicht, was ist neu?“ Dafür forschte der Herner Mediziner nicht nur in der wissenschaftlichen Literatur, sondern führte auch zwei eigene Studien in seiner Klinik durch, um die Bedeutung von Musik unterschiedlicher Komponisten auf das Herz-Kreislauf-System weiter zu erforschen.
Mozart oder Heavy Metal?
„Schon lange wird die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart als Klassiker für positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System angesehen. Aber auch Stücke von Johann Sebastian Bach oder italienischen Komponisten wurden bereits auf ihre förderliche Wirkung hin untersucht“, so der Herzspezialist, der seit vielen Jahren selbst die Orgel spielt. „Wir wollten nun wissen, wie es sich hier mit anderen Musikstilen verhält.“ Dafür wurden an der Kardiologischen Klinik des Marien Hospital Herne in zwei Studien insgesamt 240 Probanden ohne Herzprobleme untersucht. Diese wurden jeweils in eine Studiengruppe „mit Musikhören“ und eine Kontrollgruppe „ohne Musikhören“ unterteilt. In der einen Studie hörten die Teilnehmer entweder die Orchestersuite No. 3 von Bach oder den Song „Indestructible“ der Rockband Disturbed. Die Probanden der zweiten Studie kamen in den Genuss von Mozart, Strauss oder der schwedischen Popgruppe ABBA. Auch Geräusche wie Babygeschrei, der Lärm einer Kettensäge, eines Staubsaugers oder eines Presslufthammers kamen im Rahmen der Studie zum Einsatz.
Siegeszug der alten Meister
Auch in der Studie des Herner Kardiologen konnten die klassischen Musikstücke die besten Effekte bei den Probanden erzielen. Beim Hören von Bach konnte eine deutliche Senkung des systolischen und diastolischen Blutdrucks nachgewiesen werden und auch eine Senkung der Herzfrequenz. Die deutlichste Senkung der Herzfrequenz konnte beim Hören von Mozart beobachtet werden. „Besonders günstig für eine therapeutische Anwendung sind ruhig dahinfließende Kompositionen von Bach, Mozart oder italienischen Komponisten. Allerdings sollte man hier auch immer die individuellen musikalischen Vorlieben des Patienten berücksichtigen“, so Trappe. „Musik mit vielen abrupten Wechseln und Sprüngen, so wie z. B. Technomusik oder Heavy Metal erzeugen automatisch Aufmerksamkeit im Gehirn und dadurch einen kurzen Moment der Alarmbereitschaft. Das ist natürlich kontraproduktiv für Entspannung.“ Jedoch konnten die Mediziner zumindest für das Heavy Metal Stück in der Studie leichte positive Effekte auf den Blutdruck nachweisen. Einzig und allein für die Songs der schwedischen Popgruppe ABBA konnten keine bzw. nur sehr geringe Wirkungen festgestellt werden. Das Team der Kardiologie findet mögliche Erklärungsansätze in dem Gebrauch von Sprache und Reimen und auch darin, dass die Musik von ABBA zum Tanzen anregt und somit die Aktivität der Nerven im Gehirn stimuliert.
Musik für die Gesundheit
Eine generelle Erkenntnis seiner und weiterer medizinischer Studien zum Thema Herz und Musik möchte Prof. Trappe besonders hervorheben: „Es hat sich gezeigt, dass die positiven Effekte klassischer Musik auf das Herz-Kreislauf-System wissenschaftlich nachgewiesen werden können. Das Ganze ist also nicht nur eine Lifestyle-Philosophie, sondern kann medizinisch nutzbar gemacht werden, um die Behandlung von Herzpatienten zu verbessern. So könnte Musik möglicherweise zukünftig als eine Behandlungsform eingesetzt werden, zum Beispiel bei Bluthochdruck. Hier bedarf es allerdings noch weiterer Forschung, bis Musik vielleicht irgendwann als „Medikament“ genutzt werden kann.“