Wir können Gesundheit

Bakterien an der Prothese?

Bundesweite Vorzeigeklinik in Sachen Hygiene-Management

Klinikum Dortmund gGmbH am 3. September 2018

Es ist die Horror-Vorstellung eines jeden Patienten: Bakterien, die sich an der frisch implantierten Prothese festgesetzt haben und dort Knochen so-wie Weichteile entzünden. Je nach Krankenhaus ist die Rate solcher Kom-plikationen unterschiedlich, im bundesdeutschen Schnitt liegt sie bei ein bis zwei Prozent (bei Ersteingriffen) bzw. bei fünf Prozent, wenn es sich um den Austausch einer alten gegen eine neue Prothese handelt. „Das Klini-kum Dortmund liegt unter diesen Vergleichswerten für Knie- und Hüftge-lenksimplantationen und Wechseloperationen, weil wir gemeinsam mit dem klinikumeigenen Institut für Krankenhaus-Hygiene einen Maßnahmen- Katalog umsetzen, der diese OP-Komplikation spürbar reduziert“, erklärt Prof. Dr. Christian Lüring, Direktor der Klinik für Orthopädie im Klinikum Dortmund.

„Um die Infektionsgefahr zu senken, verabreichen wir in der orthopädischen Kli-nik schon vorbeugend Antibiotika, und zwar unmittelbar vor der Operation. Auch mit speziellen Luftfiltersystemen in unserem modernen Operationssaal kann das Risiko einer Infektion weiter reduziert werden“, sagt Prof. Lüring. Zudem werde vorab genau geprüft, ob der Patient für einen solchen Eingriff geeignet ist. Denn Patienten mit bestehenden Infekten, wie zum Beispiel entzündeten Zehennägeln oder Zähnen, sollten Sicherheitsgründen nicht operiert werden. „Darüber hinaus führen wir ein MRSA Screening durch, also ein Screening auf sogenannte Kran-kenhauskeime“, erklärt Prof. Lüring. Auch Diabetiker haben generell ein erhöhtes Risiko für Infektionen, da ihr Immunsystem geschwächt ist. Hier wird bei jedem Patienten der Langzeitblutzucker bestimmt, der das Ausmaß der Gefährdung des Patienten beschreibt. Sollte der Wert zu hoch sein, wird die Operation verscho-ben und erst dann durchgeführt, wenn der Wert in Ordnung ist.

Auf der Prothese bildet sich ein Schleimfilm

„Prinzipiell besteht bei jedem Prothesenträger das Risiko einer Infektion am Kunstgelenk, und zwar egal wie lange die Operation her ist“, erklärt Lüring. So gibt es z.B. auch einen Zusammenhang zwischen Infektionen der Zähne sowie der Harnwege und einer bakteriellen Entzündung von Kunstgelenken. „Über die Lymph- und Blutbahn gelangen dabei die Erreger auf die Prothesenoberfläche und in den Bereich zwischen Knochen und Prothese. Auf der Oberfläche der Pro-thesen bilden sie dann einen Schleimfilm (Biofilm). Bakterien, die sich innerhalb dieses Biofilms befinden, sind vor dem Angriff durch Antibiotika und des Immun-systems geschützt“, erklärt der Experte. Deshalb ist die Gabe von Antibiotika al-leine zur Behandlung derartiger Fälle auch wirkungslos. Nur eine erneute Opera-tion und das Auswechseln des Gelenkersatzes helfen.

Welche Symptome deuten auf eine Infektion des Kunstgelenkes hin?

Der erste Hinweis auf eine Infektion ist in der Regel ein anhaltender Schmerz im Bereich des Gelenkes. Neben einer Schwellung, Rötung und Überwärmung kann es auch zu einem Nässen der Wunde kommen. Eine Röntgenuntersuchung kann Lockerungszeichen um die Prothese oder eine Auflösung des Knochens (Osteolyse) sichtbar machen. Mit einer Laboruntersuchung lässt sich eine Entzündungs-reaktion im Körper nachweisen. Letztlich sichert eine Gelenkpunktion die Diagno-se. Dabei wird mithilfe einer feinen Nadel Gelenkflüssigkeit aus dem Gelenk ent-nommen und anschließend im Labor auf Bakterien untersucht. In unklaren Fällen kann zusätzlich eine Gewebeentnahme durch eine Hüft- oder Kniegelenkspiege-lung oder eine nuklearmedizinische Untersuchung Klarheit bringen.

Knochen & Gelenke

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