Wegweisendes Integrations- und Ausbildungs-Projekt für Flüchtlinge
Jungen Flüchtlingen die Integration erleichtern und ihnen eine berufliche Perspektive bieten sowie in der angespannten Arbeitsmarkt-Situation neue Pflegekräfte finden: Das waren die Grundgedanken eine Förderprogramms, das das Universitätsklinikum Essen vor zwei Jahren mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, dem Jobcenter Essen und der Neuen Arbeit der Diakonie Essen gestartet hat.
Die ersten Ergebnisse dieses für die Metropolregion Ruhr wegweisenden Projekts können sich sehen lassen: Fünf Flüchtlinge haben, vorbereitet durch einen Intensiv-Sprachkurs, vor acht Monaten ihre Berufsbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger und zur Medizinisch-Technischen Assistentin am Uniklinikum Essen aufgenommen. Eine weitere Teilnehmerin hat die Anerkennung ihres ausländischen Pflegeabschlusses erhalten. Sie sind damit auf dem besten Weg, dauerhaft am Uniklinikum Essen arbeiten zu können.
Mit diesen positiven Erfahrungen wird das Förderprogramm jetzt fortgesetzt und damit in die nächste Phase gehen. Neben jungen Flüchtlingen werden künftig auch Migranten als Teilnehmer angesprochen. Ihnen bietet sich neben der klassischen dreijährigen Ausbildung zum examinierten Gesundheits- und Krankenpfleger auch die Möglichkeit, eine verkürzte einjährige Ausbildung als Krankenpflegehelfer zu absolvieren. Samt Intensiv-Sprachkurs würden sie dem bekannt angespannten Pflege-Arbeitsmarkt bereits nach eineinhalb Jahren zur Verfügung stehen.
Das Universitätsklinikum Essen hatte das Projekt vor zwei Jahren mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, dem Jobcenter Essen und der Neuen Arbeit der Diakonie Essen aus der Taufe gehoben. Für die ursprünglich 25 Teilnehmer, junge Flüchtlinge vor allem aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Eritrea, wurde eine 18- monatige sprachliche Schulung konzipiert, um sie auf eine Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege vorzubereiten. Schwerpunkte waren dabei der Erwerb der deutschen Sprache, interkulturelles und soziales Lernen, Stärkung der psychischen Stabilität sowie Hospitationen im Krankenhaus. Fünf Flüchtlinge haben nach dem Sprachkurs inzwischen ihre Ausbildung begonnen. Bei einer weiteren Teilnehmerin wurde der ausländische Pflegeabschlusses anerkannt.
„In unserer Metropolregion Ruhr ist Integration seit 150 Jahren ein wichtiges Thema. Wir wollen und können diesen jungen Menschen so eine Zukunftsaussicht für das Bleiben bieten. Die Integration in den beruflichen Alltag sehen wir dabei als Pflicht an“, erklärt Thorsten Kaatze, Kaufmännischer Direktor, Vorstand und Flüchtlingsbeauftragter des Universitätsklinikums Essen.
„Der Fachkräftemangel in Deutschland ist bekannt und hat auch uns längst erreicht. Wir verstärken unsere Pflegeteams und freuen uns natürlich besonders, wenn wir bei uns ausgebildete Fachkräfte übernehmen können“, sagt Andrea Schmidt-Rumposch, Pflegedirektorin und Vorstand des Universitätsklinikums Essen.
„Geflüchtete zu qualifizieren und gleichzeitig den Fachkräftemangel zu bekämpfen, das ist eine echte Erfolgsgeschichte und ein tolles Beispiel, wie man soziales Engagement und Bekämpfung des Fachkräftemangels kombinieren und gleichzeitig Geflüchteten nachhaltige berufliche Perspektiven bieten kann. Dieses Projekt hat eine Vorbildfunktion und ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt Peter Renzel, Sozialdezernent der Stadt Essen.
„Wir haben in der ersten Phase dieses besonderen Integrationsprojekts viel gelernt und viele gute Erfahrungen gesammelt, die wir jetzt in die nächste Phase einfließen lassen können“, erklärt Ingo Neupert, Leiter des Integrationsprojekts.
„Für mich war das eine Chance. Ich möchte gerne kranken Menschen helfen. Ich freue mich, als einer der ersten Teilnehmer dieses Programm durchlaufen zu können. Ich gehe wie über eine Brücke, habe die Sprache gelernt, mache jetzt meine Ausbildung und am Ende steht mein Beruf. Ich sehe meine berufliche und persönliche Zukunft in Deutschland und denke, dass ich als examinierter Krankenpfleger sehr gute Berufsaussichten habe“, sagt Farhad Esmaily, der aus Afghanistan stammt und zu den ersten Teilnehmern des Projekts gehört.