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Wissen und Fähigkeiten für eine hochwertige altersmedizinische Versorgung

100 Experten ziehen positive Bilanz der „Bildungsinitiative im Qualitätsverbund Geriatrie“

St. Franziskus-Stiftung Münster am 21. Dezember 2018

Sie setzten das Projekt BIGI gemeinsam um (v.l.): Dr. Gertrud Bureick und Dr. Daisy Hünefeld von der St. Franziskus-Stiftung Münster, Dr. Sibyll Rodde und Professor Dr. Joachim Hasebrook von zeb.

Ärzte in Praxen und Krankenhäusern, Pflegende und Therapeuten versorgen immer mehr ältere Patienten – eine logische Folge der demografischen Entwicklung in einer alternden Gesellschaft. Welche speziellen Kenntnisse bei der Behandlung und Pflege alter Menschen hilfreich sind, und wie man diese erwerben und umsetzen kann, hat die „Interprofessionelle Bildungsinitiative im Qualitätsverbund Geriatrie“ (BIGi) untersucht. Das Projekt erstreckte sich über drei Jahre. Rund 100 Experten aus Medizin, Pflege und Gesundheitswirtschaft zogen kürzlich bei der Abschlusskonferenz in der Friedenskapelle am Willy-Brandt-Weg in Münster eine positive Bilanz.

Am Projekt BIGi hatten seit dem Start im Oktober 2015 insgesamt 26 ambulante und stationäre Einrichtungen aus Nordrhein-Westfalen und Bremen mitgewirkt, darunter Krankenhäuser, Praxisnetzwerke niedergelassener Ärzte, Reha-Kliniken, Seniorenheime und ambulante Pflegedienste. Durch den Qualitätsverbund Geriatrie Nord-West-Deutschland wurden im Vorfeld mehr als 8.000 Mitarbeiter sektorenübergreifend zu ihrem Bildungsstand in der Altersmedizin befragt und um eine Einschätzung des Weiterbildungsbedarfs in geriatrischen Themen gebeten. Während der Projektlaufzeit gab es in den beteiligten Einrichtungen altersmedizinische Fortbildungen – mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten, durchweg aber zur Förderung der fächer- und berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit. Rund 100 Fortbildungsveranstaltungen sind evaluiert worden, mehr als 200 Projektideen zur Verbesserung der Versorgung geriatrischer Patienten wurden in den verschiedenen Einrichtungen erfolgreich umgesetzt.

Verantwortliche aus mehreren Krankenhäusern stellten anhand konkreter Beispiele vor, wie die Betreuung älterer Menschen von der Aufnahme bis zur Entlassung während der Projektlaufzeit verbessert wurde: Sabine Bullwinkel aus dem St. Joseph-Stift Bremen erläuterte die Qualifizierung von Pflegenden zu „Demenz-Beauftragten“. Bernd Meißnest, Chefarzt für Gerontopsychiatrie am LWL-Klinikum Gütersloh, informierte über ein Schulungsprogramm, das Mitarbeiter in Akut-Krankenhäusern befähigt, demenziell erkrankte Patienten besser zu versorgen. Frank Krüger, Bereichsleitung Pflege im Marienhospital Bottrop, berichtete von Erfahrungen mit dem Einsatz von Geriatrie-Lotsen. Dr. Wolfried Schröer, Chefarzt für Geriatrie in den Sana-Kliniken Duisburg, schilderte den Aufbau einer offenen „Gedächtnis-Sprechstunde“, um bei Betroffenen schon früh erste Anzeichen einer möglichen demenziellen Erkrankung zu erkennen. Priv.-Doz. Dr. Barbara Elkeles, Chefärztin und Ärztliche Direktorin der Reha-Klinik Maria Frieden in Telgte, referierte über aktuelle Verfahren zur Behandlung von Schmerzen im Alter, und Dr. Ursula Gerling-Huesmann, niedergelassene Hausärztin in Warendorf und Vorstandsmitglied im Praxisnetz Warendorf, berichtete über Wege der Kommunikation mit Menschen mit Demenz in der Hausarztpraxis. Schließlich erläuterte Werner Messink, Pflegedirektor im St. Franziskus-Hospital Ahlen, den Einsatz von geriatrischen Screening- und Assessmentverfahren in seinem Haus.

Zu Beginn der Konferenz hatte Dr. Regina Klakow-Franck, ehemaliges Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss, dem obersten Beschlussgremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen, in einer Laudatio den Erfolg von BIGi gewürdigt. Dadurch seien zahlreiche kleine und größere Projekte angestoßen und umgesetzt worden, durch die ältere sowie demenziell erkrankte Patienten ein Stück mehr Lebensqualität gewonnen hätten.

Das Projekt BIGi wurde durch das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen gefördert und von der St. Franziskus-Stiftung Münster, unter deren Dach 15 Krankenhäuser sowie mehrere Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe stehen, sowie dem in Münster ansässigen Beratungsunternehmen zeb gemeinsam umgesetzt. Federführend bei der Stiftung waren Dr. Gertrud Bureick und Vorstandsmitglied Dr. Daisy Hünefeld, bei zeb Dr. Sibyll Rodde und Professor Dr. Joachim Hasebrook. „BIGi hat Wege zu mehr Qualität und einer besseren Fokussierung auf die Bedürfnisse älterer Patienten aufgezeigt und besitzt insofern einen Leuchtturm-Charakter“, hatte Dr. Hünefeld in ihrem Grußwort zu Beginn der Konferenz unterstrichen. Derzeit entsteht ein Tagungsband, der die zukunftsweisenden Ergebnisse des Projektes dokumentiert.

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